Predigt zum 19. Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 19. Sonntag im Jahreskreis in der Kirche Heilige Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

vom Glauben sprechen wir immer wieder ganz selbstverständlich. Wir tun es und andere tun es auch. Uns hat der Glaube zu diesem Gottesdienst zusammengeführt. Andere sagen, sie haben auch ihren Glauben, aber sie bräuchten nicht den Gottesdienst. Was meinen wir aber damit, wenn wir vom Glauben sprechen?

Und: wie macht man das? Wie lebt man das? Unsere Lesungen heute und das Evangelium sprechen genau diese Frage an. Am deutlichsten vielleicht in der zweiten Lesung: „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Und dann folgen die Beispiele: Abraham und Sara, Isaak und Jakob.

Aber was heißt das für uns? Zunächst einmal und zuerst: Der Glaube ist nichts, was aus uns kommt, nichts, was wir uns ausdenken müssten, auch kein vages Gefühl, das wir haben müssten, keine Stimmung. Sondern den Anfang allen Glaubens, den setzt Gott. Glaube ist deshalb immer erst einmal eine Antwort. Wir sind eingeladen worden zum Glauben. Und auch das ist wiederum nicht nur als ein Gedanken oder eine Idee, sondern Gott war immer vor uns. Noch lange bevor wir geboren worden sind, hat sich Gott geoffenbart, hat Er sich Menschen bemerkbar gemacht. Von Abraham haben wir der zweiten Lesung gehört. Aufgrund des Glaubens ist Abraham seiner Berufung gefolgt.

Ja, ich weiß: Das klingt immer so einfach und so unmittelbar: Gerade so, als hätte Abraham Gott so gehört, wie wir uns gegenseitig hören können. Wer aber weiterliest, der merkt: Ganz so einfach war das nicht. Da ging es immer wieder hin und her. Sarah, seine Frau hat einfach nur gelacht, als sie hörte, dass sie in solch hohem Alter noch ein Kind bekommen soll. Die Frage ist also: Wie hat Abraham das denn gemerkt, dass es tatsächlich Gott ist, der ihn ruft und auf den Weg des Glaubens schickt:

„Geh aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und zu einem großen Volk machen, und du sollst ein Segen sein.“

Wie hat Abraham erfahren, dass Gott es ist, der ihn auf den Weg schickt? Ganz einfach: Er hat es dadurch gemerkt, dass er sich auf den Weg gemacht hat. Unser Glaube ist Antwort. Antwort auf Gottes Zuwendung. Antwort auf Gottes Einladung.

Aber wie sieht das bei uns aus? Wir sind nicht Abraham. Wir sind nicht Mose. Wenn wir die heilige Messe feiern, dann steht im Zentrum im Mittelpunkt die Eucharistie. Und Eucharistie heißt Danksagung. In der Mitte steht der Dank dafür, dass Gottes Wort Fleisch geworden ist: dass Gott Mensch geworden ist, und so das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist. Zeichen und Wunder sind geschehen, bevor Jesus Christus am Kreuz alle Gehässigkeiten von Menschen, alle Schuld und Sünde auf sich genommen hat. ER hat sich für uns geopfert, damit wir mit Gott leben. ER hat sich verurteilen lassen, damit wir frei gesprochen werden. Gott hat seine Liebe zu uns dadurch gezeigt, dass Jesus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Dafür sagen wir Gott Dank: Dass Jesus Christus in diese Zeit und Welt gekommen ist, damit wir uns mit IHM versöhnen lassen. Das ist der Kern, das ist das Herzstück unseres Glaubens.

Aber das denken und meinen wir nun eben nicht nur, sondern unser Glaube beginnt damit, dass wir antworten.

Wir danken für das Opfer, das Christus für uns gebracht hat und bringen uns selber, wenn wir zu Ihm beten und an die Altarstufe treten, um den Leib Christi zu empfangen.

Und so ist der erste Schritt des Glaubens immer wieder neu, dass wir Christus in unser Leben bitten. Wir antworten mit unseren Gebeten, und bringen Christus das, was uns bewegt: Das, womit wir uns von Gott entfernt haben, das, was uns verletzt hat oder bedrückt, das, was wir vorhaben oder zu entscheiden haben. Und nun geht daraus etwas Neues hervor. Wir haben das gehört, wenn es in der zweiten Lesung immer wieder hieß: Aufgrund des Glaubens hat Abraham gehorcht, haben die die Alten, hat Sarah – und so weiter. Aufgrund des Glaubens leben und handeln wir anders.

Aber wie? - Doch so, dass wir hören und darauf vertrauen, dass keiner von uns zufällig da ist, und dass Gott mit jedem von uns etwas vorhat. Unsere Lebenszeit ist uns anvertraut, unsere Gaben, unsere Lebensmöglichkeiten.

Was tun wir nun also aufgrund des Glaubens? Wir sehen nüchtern auf unser Leben. Und wir haben die Einladung gehört, abzulegen, was in unserem Leben gegen Gott steht, was seiner Weisung entgegensteht; denn ER will unser Leben, und will uns fernhalten von dem was zerstört und spaltet:

Deshalb die Gebote: Weil Gott uns das Leben gönnt. Und deshalb das Kreuz:

Weil es durch Christus immer auch einen Neuanfang gibt. Im Glauben vertrauen wir uns also so Christus an, dass wir uns mit Gott versöhnen lassen und IHM glauben, dass ER uns leiten will.

Und dann wagen wir Schritte auf sein Wort hin: Wir treffen unsere Entscheidungen vor Gott. Und wir treffen sie im Vertrauen auf Gott. Das heißt, dass sich auch die Kriterien verändern können. Es muss nun nicht immer der bequemste Weg sein. Es muss nicht immer der größte Vorteil sicher sein: Nicht das bestmögliche Gehalt, nicht das größte Ansehen. Wir haben das im Evangelium gehört:

„Verkauft euren Besitz und gebt Almosen! Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden! Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frißt.“

Und wir merken: Der Glaube an den Auferstandenen stellt unser Leben in den Horizont des Himmels, der Ewigkeit. Aber wenn wir hier vom Verzicht hören, dann geht es vor allem um Eines: Es geht um die Vorfreude auf den Himmel, der unser Leben und unsere Lebensgestaltung in ein neues Licht stellt. Von solcher Vorfreude hat die erste Lesung gesprochen:

Die Nacht der Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten wurden den Israeliten „vorher angekündigt; denn sie sie sollten sich freuen in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten … und stimmten dabei schon im Voraus die Loblieder der Väter an.“

Das ist eine wesentliche Seite des Glaubens die viele vergessen haben: die lebendige Vorfreude auf den Himmel. Aus lauter Sorge, es könnte wie eine Drohbotschaft klingen, wenn wir vom Gericht sprechen, aus lauter Sorge es könnte wie eine Jenseitsvertröstung klingen, wenn wir vom Himmel sprechen, haben wir die Freude auf den Himmel klein gemacht. Genau das gehört aber zum Herzstück der frohen Botschaft: Die Vorfreude darauf, dass wir dann sehen, was uns heute zugesagt wird. Denn so, wie wir über den Tod hinaus glauben und hoffen, so lieben wir heute, so dienen und teilen wir heute, so gestalten und arbeiten wir heute.

Christen müssen nicht alles haben und mitnehmen, sondern Christen können bevorzugen, und das heißt meistens auch: verzichten.

Was können wir mitnehmen in diesen Sonntag? Wir sollten uns Zeit nehmen, eine dreifache Freude zu betrachten: Die Freude darüber, dass Christus sich für uns hingeben hat und kein Leben verloren sein muss: die Freude darüber, dass es bei Christus eine Vergebung und eine Versöhnung gibt einen Neuanfang!

Dann die Freude darüber, dass jeder von uns von Gott ins Leben gerufen ist: Keiner ist zufällig da, sondern jeder ist von Gott geliebt und gerufen, mit Gott zu leben.

Und schließlich: Dass wir uns neu sagen lassen, dass der Himmel unsere Heimat ist. Das Gotteslob, der Lobgesang, und nicht der Tod. Auf dass wir wachsen in der Vorfreude darauf, dass Christus, der HERR kommen wird. Dafür sollt ihr Zeugen sein.

Amen
 

Predigt am 19. Sonntag im Jahreskreis, den 11. August 2019
Lukas 12, 32-48; Weisheit 18, 6-9; Hebräer 11,1-2+8-19, 19 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 11.08.2019

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 10, 38-42.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.

 

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