Hier finden alle Musikinteressierte ausführliche Informationen über die drei Orgeln unserer Pfarrei.
Die Orgel
In der Geschichte der Kirche waren nicht von Anfang an Musikinstrumente gebräuchlich. Zunächst war Kirchenmusik reine Vokalmusik. Die Orgel (griechisch: organon = Werkzeug) ist bis ins 3.Jh. v. Chr. nachweisbar und diente im ersten jahrtausend ihrer Geschichte weltlichen Zwecken. Sie war u. a. das Instrument der Könige und Kaiser, das an Höfen gespielt wurde. Die kirchliche Nutzung der Orgel begann im frühen 9.Jh. n. Chr., als Karl der Große eine Orgel, die ihm vom oströmischen Kaiser geschenkt worden war, von der Pfalz zu Aachen in die Pfalzkapelle überführen ließ. Bald sind danach schon mancherorts Orgeln in Kirchen bezeugt.
Schließlich bestimmte das Konzil von Mailand 1287 die Orgel offiziell zu dem liturgischen Intrument. Damit war der Grundstein für eine sprunghafte Entwicklung gelegt. Anfänglich diente die Orgelwohl zur Stützung des mehrstimmigen Gesanges. Recht bald entstand dann doch eigenständige Orgelliteratur. Die Instrumente wurden reicher und vielseitiger; so traten sie gleichberechtigt neben den Gesang. Bis zum Ende des Barock ist diese Praxis in der Katholischen Kirchenmusik erhalten geblieben.
Ausgehend von der Reformation nahm in Deutschland das volkssprachliche Kirchenlied großen Einfluß auf die Orgelkunst. Unvergleichlicher Höhepunkt ist hier Iohann Sebastian Bach. Nach 1750 verlor die Orgel an Bedeutung. Aber die Restaurationsbemühungen der Romantik leiteten dann eine Weiterentwicltlung ein, die bis heute weiterlebt. Heute können wir auf eine Reihe von Orgelstilen und -landschaften zurückblicken.
Nach dem 2. Vatikanischen Konzil hat die Orgel eine recht klar umrissene Aufgabe: Einspiel und Begleitung von Gemeinde und Chor; freies selbständiges Orgelspiel zum Proprium der Messe; meditatives Orgelspiel in Wortgottesdiensten; Rahmenstücke zum Gottesdienst. Nach den Instruktionen ist Orgelspiel „integrierter Bestandteil“ der Liturgie. Mögen unsere Orgeln ihre Aufgabe für unsere Pfarrei lange erfüllen.
Orgel von St. Annen
Am Christkönigssonntag vor 1986 wurde die Orgel von St. Annen geweiht. 1951 stand zunächst nur ein Harmonium zur Verfügung. Ein Jahr später wurde über die Firma Kemper & Sohn eine gebrauchte Walcker-Orgel aus einem privaten Musiksalon gekauft. 34 Jahre lang mußte sich die Gemeinde St. Annen mit jener alten Orgel mit elektrischer Traktur begnügen.
Nachdem wichtige kirchenbauliche Maßnahmen abgeschlossen waren, so auch die Umgestaltung des Innenraumes unter Pfarrer Vehring, konnte endlich das Projekt einer neuen Orgel in Angriff genommen werden. Es war, wie fast immer, ein Ringen zwischen Kirchenvorstand und Organisten; der Befürchtung zu hoher Kosten stand der Wunsch nach einem möglichst guten Instrument mit vielfältigen Möglichkeiten gegenüber. Schließlich konnte, nicht zuletzt durch den unermüdlichen, auch persönlichen finanziellen Einsatz von Herrn Günther Hübscher, ein Instrument gebaut werden, das den Vergleich mit den benachbarten Gemeinden nicht zu scheuen braucht, vielmehr durch einige Besonderheiten hervorragt.
Bild links: Zungenstimmen, dahinter Rohrflöte und Spitzflöte und Bild rechts: Mixtur, Dulzian, dahinter kleine Trompeten
Nach dreißig Jahren wurde die Orgel im Mai 2017 saniert. Sie wurde gereinigt, kleinere Reparaturen durchgeführt und bei der Stimmung auch nachintoniert, um den Klang der veränderten Akkustik anzupassen, die sich durch die neue Dachgestaltung im Jahre 2009 ergeben hatte. Herr Dietmar Franke, der die Firma nach Tod des Gründers Christian Lobback († 2015) übernommen hatte, hat die Arbeiten durchgeführt. Anläßlich dieser Arbeiten wurde auch ein Zimbelsterns mit sechs Bronzeglocken eingebaut, der dem Instrument ein akustisches wie optisches Glanzlicht aufsetzt.
Bild links: Spieltisch und Bild rechts: Zimbelstern mit sechs Bronzeglocken
Die Orgel der Kirche St. Annen wurde 1986 von Christian Lobback erbaut und hat jetzt folgende Disposition (19 Register und 2 Doppelschleifen*):
II. Manual:
1. Rohrflöte 8’
2. Salicional 8’
3. Blockflöte 4’
4. Quinte 2 2/3’
5. Prinzipal 2’
6. Terz 1 3/5’
7. Quinte 1 1/3’
8. Oktave 1’
9. Dulzian 8 ‘
10. Tremulant
I. Manual:
11. Prinzipal 8’
12. Spitzflöte 8’
13. Oktave 4’
14. Oktave 2’
15. Mixtur IV 1 1/3’
16. Trompete 8’
17. II - I
Zimbelstern (2017)
Pedal:
18. Subbaß 16’
19. Prinzipal 8’
20. Spitzflöte 8’*
21. Oktave 4’
22. Fagott 16’
23. Trompete 8’*
24. II - P
25. I - P
Mechanische Tastentraktur
Schleifwindladen, Manual und Pedal dreifach durchschoben
elektrische Registertraktur mit 2 freien Kombinationen
Orgel von St. Hedwig
Die Orgel der Kirche St. Hedwig wurde 1973 von Alfred Führer in Wilhelmshaven erbaut und hat jetzt folgende Disposition:
Hauptwerk:
Prinzipal 8’
Rohrflöte 8’
Oktave 4’
Gedacktflöte 4’
Waldflöte 2’
Mixtur 3-4f. 11/3’
Trompete 8’
Brustwerk:
Gedackt 8’
Blockflöte 4’
Oktave 2’
Sequialtera 2f.
Zimbel 2f. 2/3’
Krummhorn 8’
Tremulant
Pedal:
Subbaß 16’
Prinzipal 8’
Oktave 4’
Rauschpfeife 3f. 2’
Fagott 16’
3 Koppeln
Orgel der Heiligen Familie
Die Becker-Orgel der Heiligen Familie wurde im Jahr 1988 erbaut. Wegen der Erweiterungs- und Umbauarbeiten der Kirche der Heiligen Familie mußte die alte Orgel aus dem Iahre 1889 im Februar 1982 demontiert werden. Es stellte sich dabei heraus, daß der größte Teil der Orgelpfeifen für eine Integration in eine neue Orgel wegen des sehr schlechten Zustandes nicht mehr geeignet war. Die alten Metall- und Holzpfeifen wurden bei dem Orgelpfeifenbasar im Dezember 1984 zum Kauf angeboten. Der Erlös belief sich auf DM 2.875,50 und war der Grundstock für die neue Orgel. Einige der großen Metall- und Holzpfeifen wurden in kunstvoller Zuordnung zusammengestellt und im Gemeindesaal an der Giebelwand montiert.
Als Übergangslösung wurde im August 1982 eine sakral gestimmte Elektronenorgel gekauft, die bereits während der Bauphase im alten Gemeindesaal gut eingesetzt werden konnte. Für die umgebaute Kirche wurden Verstärker und entsprechende Lautsprecher erforderlich. Nachdem mehrere Entwürfe und Angebote für einen Orgelneubau gesichtet und eingehend geprüft wurden, fiel die Entscheidung für den Kauf der neuen Orgel im Dezember 1986. Die Orgelbaufirma Klaus Becker in Kupfermühle wurde mit dem Bau unserer neuen Orgel beauftragt. Ostermontag 1988 erklang die neue Orgel nach der Weihe zum ersten Mal. 2022 wurde ein Zimbelstern eingebaut.
Die Orgel verfügt in Hauptwerk, Schwellwerk und Pedalwerk über insgesamt 22 Register und es gibt insgesamt 1584 Orgelpfeifen. Die Orgel hat 2 Manuale mit einem Tastenumfang von C-g''', also 56 Töne. Das Pedalklavier hat einen Umfang von C-f', also 30 Töne. Die Werkaufteilung ist: Das Hauptwerk 1. Manual und Pedal hinter dem Prospekt, das sind die sichtbaren Frontpfeifen. Das 2. Manual ist hinter dem Hauptwerk angeordnet in einem Schwellkasten, der mit einem Fußhebel geöffnet oder geschlossen werden kann, um den Ton lauter oder leiser zu machen. Dieses Werk nennt man darum auch Schwellwerk. Jedes dieser Werke bildet eine in sich geschlossene Orgel, und durch drei Koppeln können diese Werke verbunden werden, um den Gesamtklang der Orgel zu erreichen.
Das Gehäuse ist aus massiv Mahagoniholz gearbeitet und umschließt das ganze Werk und formt den Klang und schützt die Pfeifen, außerdem trägt es wesentlich zur Gestaltung der Orgel bei. Die Mechanik, das heißt die Übertragung der Tastenbewegung zu den Ventilen, die die Luft steuern, ist rein mechanisch, so wie auch die Registratur. So hat der Spieler die optimale Möglichkeit, dieses Instrument erklingen zu lassen.
Die Orgel hat folgende Disposition:
Hauptwerk:
Prinzipal 8'
Metallgedackt 8'
Oktave 4'
Spitzflöte 4'
Oktave 2'
Mixtur 4f 1⅓'
Trompete 8'
Zimbelstern
Schwellwerk:
Rohrflöte 8'
Gamba 8'
Prinzipal 4'
Blockflöte 4'
Waldflöte 2'
Sesquialter 2⅔' + 1⅗'
Nasat 1⅓'
Mixtur 4f 1'
Basson 16'
Oboe 8'
Tremulant
Pedal:
Subbaß 16'
Prinzipal 8'
Oktave 4'
Rauschpfeife 4f 2⅔'
Fagott 16'