Predigt vom Ostersonntag

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am Ostersonntag gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

das Osterfest öffnet eine Tür. Eine Tür, die vorher für jeden von uns noch verschlossen war. Wir können dabei ruhig an den Eingang zu der Grabkammer vorstellen, an dem der Stein beiseite gewälzt worden war. Was auf den ersten Blick noch eng, ja unheimlich erscheint, eben eine Grabkammer, das gibt uns eine Sicht frei, die wir uns nie hätten träumen lassen. Ja, wir habe das gehört: Simon Petrus sieht ins Grab. Er sah die Leinenbinden und das Schweißtuch. Auch Johannes sah ins Grab. Und auch er sah – und dann heißt es weiter: er glaubte. Aber was glaubte er? ER glaubte, dass das Grab leer war. Nicht mehr und nicht weniger; Denn im Evangelium heißt es dann weiter: „Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass ER von den Toten auferstehen müsse. Maria aber, also Maria Magdalena, nicht die Gottesmutter, Maria von Magdala stand draußen und weinte. Sie hatte auch gesehen. Sie hatte auch erkannt, dass das Grab leer war. Gerade deshalb weinte sie ja, weil das Grab leer war Aber sie hat sich nicht abgefunden mit dem, was sie auf halber Strecke gesehen hatte.

Halten wir hier kurz an: Denn das, was uns da erzählt wird, das geschieht immer wieder so ähnlich: Die einen finden sich ab mit dem, was sie meinen vom Glauben zu wissen. Ihr Glaubenshorizont ist der, dass sie sich sagen: „Ja, da war was. Jesus hat gelebt und er hat viel Gutes gesagt und viel Gutes getan. Aber so ganz genau weiß man das alles nicht. Vieles muss man wohl auch eher symbolisch verstehen: Mit den Wundern und so…“

Wer so glaubt, der wird nicht viel vom Auferstandenen erfahren. Da reicht ein kurzer Blick ins leere Grab. Ja, da ist es auch ganz gut, dass es die Kirche gibt. Ja, da kann man auch mal dies oder jenes mitmachen. Aber zu einer Christus-Begegnung ist es nie gekommen. Da bleibt Jesus immer nur ein Jesus in der Vergangenheit. Vielleicht auch ein Jesus im Himmel. Ja, das Grab ist leer. Aber es bleibt eben bei einem Wissen über damals. Bei Maria aber kommt es zur Begegnung. Zuerst sind da die Engel: „Frau, warum weinst du?“ „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.“ Auch sie denkt immer noch an das Wahrscheinliche, an das Mögliche. Wenn der Leib Jesu weg ist, dann kann er nur woanders hingelegt worden sein. Und auch das ist etwas, was sich so oder so ähnlich immer wieder abspielt: „Sie haben meinen HERRN weggenommen.“

Für uns heute gesagt: Das gibt es doch oft, dass jemand sagt: „Ja, früher als Kind habe ich auch geglaubt. Aber irgendwann ist der Glaube nicht mir erwachsen geworden.“ Da hat das Nachfragen aufgehört, überhaupt die Begegnung mit der Heiligen Schrift, dann auch das Gebet der Austausch mit anderen, die mit Christus leben. Und irgendwann ist der Glaube dann nur noch eine Erinnerung, eine Herkunft, ein Bekanntenkreis von früher. Aber keine Christus-Beziehung. Und dann fällt das eine praktische Leben, das Gemachte und auch die Entscheidungen einerseits, und andererseits der Glaube und die Kirche auseinander.

Das eine hat dann mit dem anderen kaum noch etwas zu tun. „Sie haben meinen HERRN weggenommen.“ ER ist aus meinem Leben verschwunden.                             

Die Osterbotschaft ist für Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen die frohe Botschaft. Maria Magdalena hat sich damit nicht abgefunden. Sie ist geblieben am leeren Grab. Sie hat erzählt, was ihr fehlt. Und wer Jesus erzählt, was einem fehlt, dem werden die Augen geöffnet. Darauf antwortet Jesus. Darauf antwortet der Auferstandene. Aber sie erkennt ihn nicht. Sie meint, es sei der Gärtner. Und wieder erklärt sie ihre Lage: Der Leib Jesu sei weg. Der Leichnam ist nicht mehr da. Aber da spricht sie Jesus an. ER spricht sie mit Namen an. „Maria! Und jetzt erst kommen wir zum Kern der Osterbotschaft. Ostern ist kein damals.

Jedenfalls ist Ostern kein bloßes Damals.

Vorhin, zu Beginn der Heiligen Messe haben wir im Tagesgebet gebetet:

„Allmächtiger, ewiger Gott, am heutigen Tag  hast du durch deinen Sohn den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen Leben erschlossen.“

„Am heutigen Tag!“ Ja, wir können ein einigermaßen genaues Datum sagen, was Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Aber das ist eben nicht alles. Da genügt kein Blick auf Datum, so wie ein Blick ins leere Grab nicht genügt.

Alle Ostergeschichten sind Begegnungsgeschichten. Denn so umfassend, so Welt umspannend die Auferstehung auch ist, so gehört zu Ostern immer auch die Taufe, der Taufname, das Sprechen und Wirken Gottes in unser Leben. Ostern ist nicht abgeschlossen. Das haben wir in der zweiten Lesung gehört: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist …“ Und so, wie in der Begegnung Marias mit dem Auferstandenen zu sehen ist, dass Ostergeschichten Begegnungsgeschichten sind, so zeigt dieselbe Geschichte eben auch, dass Ostern noch nicht zu Ende ist. Zu Maria sagt Jesus: „Halte mich nicht fest.“ Früher wurde das übersetzt: „Rühr mich nicht an.“ „Halte mich nicht fest,“ Ist aber die bessere Übersetzung. Das sieht man auch daran, wie der Satz weitergeht. „… denn ich bin noch nicht zum Vater hinauf gegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater  und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“

Ostern betrifft den ganzen Leib Christi. Du sollst zur Auferstehung dazu gehören. So sagt Origenes, ein früher Theologe, im 3. Jahrhundert: „Ein Leib ist es, der aufersteht. Sind es auch viele Glieder, so doch ein Leib. Es kann das Auge nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht!“ … Sicher, du wirst Freude haben, wenn du als Geheiligter aus diesem irdischen Leben scheidest. Dann aber erst wird deine Freude vollkommen sein, wenn dir kein Glied mehr fehlt. …  Wieviel mehr muss aber unser Herr und Heiland, der das Haupt und der Urheber des Leibes ist, es für keine vollendete Freude ansehen, wenn IHM immer noch Glieder seines Leibes fehlen?

ER will nicht ohne dich seine volle Herrlichkeit empfangen, das heißt nicht ohne sein Volk, das sein Leib ist…“

Und wenn wir uns erinnern, was in Matthäus am letzten steht, im Tauf- und Missionsauftrag, den der Auferstandene seinen Jüngern gibt, dann geht es genau darum: Dass keiner nur etwas vom leeren Grab weiß, oder gar nur gehört hat, vom Hören – Sagen, dass keiner nur mal so an Ostern vorbei geschaut hat, sondern jede seine ganz eigene Begegnung mit Jesus Christus, dem Auferstandenen hat. ER spricht uns mit Namen an, damit auch unser Leben in seinem Licht steht, in seiner Versöhnung, in seinem Frieden, so dass auch wir sagen können: Ich habe den HERRN gesehen. ER ist auferstanden und lebt. Und Er will, dass auch wir leben. Mit IHM.

Amen
 

Predigt am Ostersonntag, den 21.04.2019 in der Kirche Heilige Familie; Johannes 20,1-18; Apostelgeschichte 10, 34a+37-43; Kolosser 3,1-4 Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 21.04.2019

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 20, 1-18.

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

 

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