Predigt in der Hl. Familie am Tag der Verabschiedung

  • 14 Juli 2024 |
  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unserem Pfarrer Hans Janßen in der Hl. Familie am Tag der Verabschiedung am 15. Sonntag im Jahreskreis am 14. Juli 2024 gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wenn das kein Evangelium zum Abschied ist: vom Kommen und Gehen ist da die Rede, aber eben auch vom Bleiben. „Bleibt in dem Haus, in dem ihr eingekehrt seid, bis ihr den Ort wieder verlasst.“ Die Aussendung der 12 Apostel, die Sendung der Kirche. In dieser Bewegung leben und bleiben wir, ganz gleich, an welcher Station oder auf welcher Etappe unseres Lebensweges wir gerade sind: Wir gehören zum wandernden Gottesvolk, das auf dem Weg ins gelobte Land ist, auf dem Weg in den Himmel, dessen Wege sich verbinden und trennen, und doch verbunden in Christus bleiben.

Und dabei sprechen wir ja nie nur von uns selber, als Einzelne - obwohl zugleich   jeder einzelne eben doch einzigartig ist: getauft auf einen bestimmten Namen, der sich mit Christus verbindet, zu dem wir gerufen werden. Sondern wir sind auch immer eingebunden in die ganze Kirche, und so zu Zeiten auch in ein Bistum und in eine Pfarrei.

Aber da ist Bewegung drin. Und diese Bewegung ist begründet in einer geistlichen Notwendigkeit. Sie bewahrt uns vor der Verwechslung des Vorläufigen mit dem Bleibenden. „Nichts mitzunehmen auf den Weg,“ heißt es da. Ja, zugegeben: - so sehen auch Pfarrhäuser nicht aus, als sei da keine Vorratstasche und kein zweites Hemd. Aber die Bewegung und der Wechsel, das Bleiben und der Abschied, sie erinnern eben doch daran, dass die Vergänglichkeit mehr und etwas anderes ist, als ein notwendiges Übel: sie ist auch die Erinnerung an das verheißene Ziel, Erinnerung an den Himmel.

Weil Jesus Christus sich bewegt hat: aus der Unversehrtheit des Himmels in unsere Vergänglichkeit, deshalb haben unsere Wege jetzt seine Verheißung. Durch den Auferstandenen bekommt sogar die Vergänglichkeit, bekommt die Wander- und Pilgerschaft etwas Getrostes. Was ohne Jesus trostlose Vergänglichkeit war, das wird mit Jesus zu einem verheißungsvollen Weg.

Ganz praktisch gesprochen: In dieser Bewegung unseres Lebens, werden wir immer wieder an Christus gewiesen, zu ihm gerufen, um uns immer wieder neu Ihm anzuvertrauen und an Ihn zu binden, ja, uns dann auch neu senden zu lassen: Eben als Zeugen der HERRN, der uns nicht loslässt, der nicht vergeht, der uns bleibend als Kirche verbindet. Im Licht Jesu Christi wird das Kommen, das Bleiben und das Gehen zum Segen. (Nachher noch mehr zu denen, die neu dazu kommen!) Jetzt aber dies: Mit Christus hat das Kommen und Gehen, haben wir sogar in der Vergänglichkeit dennoch Zukunft. Genau davon erzählt heute das Evangelium: Denn es ist doch ein merkwürdiger Satz, wenn Jesus sagt: „Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst.“ - „Ja, was denn sonst“, möchte man fragen.  Wer den Ort verlässt, der bleibt nicht.             

Die erste Bewegung ist die, dass Jesus zu sich ruft und sendet. Ohne diese immer wieder neue Bewegung zu Jesus, der uns sendet, kann keine Kirche sein. Ohne unsere eigene Umkehr kann keine Kirche sein. Wir haben den Glauben eben nicht im Beutel, sondern immer nur in der je und je neuen Christus-Begegnung. Und das wiederum erinnert daran, dass wir nicht zu uns selber einladen. Sondern nur dann laden wir sinnvoll in unsere Gemeindehäuser ein, wenn hier Christus ist; wenn wir auf IHN weisen, und nicht auf uns selber. Und nur deshalb laden wir sinnvoll in unsere Kirchen ein, weil hier Christus ist.

Und so ist die Sendung auch nicht die, dass wir Menschen an uns selber binden, nicht an einen Kreis, nicht an eine Gruppe, nicht an einen Ort, noch nicht einmal an eine Gemeinde oder Pfarrei, sondern die Absicht kann nur und allein sein, dass Menschen mit Christus bekannt und vertraut werden, sich IHM an-vertrauen und an Ihn binden. Erst dann wird und bleibt etwas. Niemand von uns wird bleiben. Jeder verlässt irgendwann diesen Ort.

Aber Christus bleibt. Und wer in Ihm bleibt, der bleibt in Gott und alle miteinander mit IHM. Das ist doch das Wunderbare der Eucharistie, dass wir immer mit dem ganzen Himmel und mit der ganzen Kirche feiern: weltweit und zeitweit, aber dann eben auch gesandt werden vor Ort, in kleiner Münze, nach Hause, in die Schule, an den Arbeitsplatz: und immer mit IHM, dem Auferstandenen und kommenden HERRN. Gott sei Dank!

Ich will es persönlich sagen: Mein Primizbild zeigt Johannes, den Täufer. Das Bild vom Isenheimer Altar: Johannes, der mit dem langen Zeigefinger auf Christus, das Lamm Gottes weist. Seine Jünger schickt er von sich weg! Er schickt sie zu Jesus, dem sie folgen sollen.

Was heißt das für das Gemeindeleben? Das heißt genau das, was wir gehört haben: Bleibt, bis ihr den Ort verlasst.“ Wir weisen auf Christus und folgen ihm selber immer wieder neu: Jünger Jesu bleiben Schüler Jesu – und erzählen von IHM.  Denn die Vollmacht, von der Jesus hier spricht, ist nichts, was wir selber ausfüllen könnten. Wo ER nicht ist, da bleiben die unreinen Geister, von denen Jesus spricht, da klammern wir uns an Wanderstab und Vorratstasche, an Methoden und Strukturen, an Applaus und Anpassung, und bleiben harmlos, und erzwingen genau die Bedeutungslosigkeit, die viele fürchten.

Und schließlich: Wer gesandt wird, kommt ja auch irgendwo an. Nun werden keine Apostel mehr kommen. Aber es kommen Zugezogene. Solche, die aus anderen Ländern kommen und solche, die aus anderen Bundesländern kommen. Es kommen als Erwachsene Getaufte, und es kommen auch solchen, die aus einer anderen Konfession zu uns kommen. Und alle suchen sie eine neue geistliche Heimat.

Es kommen Suchende. Sie zu sehen, zu sprechen und hineinzunehmen bringt Segen; denn gerade die Suchenden bringen Christus mit.

Wenn Christus und Gottes Geist mit uns unterwegs ist, dann auch mit denen, die neu dazukommen. Das darf man nicht unterschätzen. Die Wahrnehmung, die Offenheit, die Sehnsucht, das Fragen des Neuankömmlings, kann keiner ersetzen, der schon immer da war. Denn das Bleibende des Glaubens, ist die immer neue Begegnung  mit der Gnade, die jeden Morgen neu ist.

 Amen 


Predigt am Tag der Verabschiedung am 15. Sonntag im Jahreskreis, den 14.07.2024

Markus 6,7-13; Amos 7,12-15; Epheser 1,3-10;


 

Tagesevangelium 14.07.2024

In jener Zeit

rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister 

und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, 

kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.

10 Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!

11 Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. 

12 Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. 

13 Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

 

Artikel bewerten
(36 Stimmen)
Nach oben