Predigt zum Patronatsfest St. Annen

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unserem Pfarrer Hans Janßen zum Patronatsfest in St. Annen am Sonntag, dem 28.07.2024 gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wir feiern heute den Gedenktag der Patronin dieser Kirche, die Heilige Anna, die Mutter Marias, die Großmutter Jesu. Ganz ähnlich, wie auch St. Hedwig, erinnert auch die Hl. Anna daran, dass nach dem Krieg viele aus Oberschlesien hierher-kamen, bevor diese Kirche 1951 geweiht worden ist.

Zusammen mit Maria und dem Jesus – Kind ist die Hl. Anna hier in dieser Kirche dargestellt, als Holzskulptur dort hinten in einem so genannten Selbdritt, also zu dritt: die Gottesmutter, das Jesus-Kind und eben die Hl. Anna.

Was feiern wir also heute? Ja, wir sind dankbar für die Fürsprache der Hl. Anna, ihre Fürbitte. Aber besonders sehen wir heute darauf, was die Person Annas, was ihre Berufung ausmacht.

Und obwohl weder die Hl. Anna, noch ihr Ehemann, der Hl. Joachim in der Bibel genannt werden, helfen uns doch die Lesungen heute und auch das Evangelium, das wir gehört haben weiter.

Die Hl. Anna ist eine Heilige der Verheißung. Sie hat auf Gottes Treue vertraut, noch bevor es etwas zu sehen gab. Im Evangelium heute sagt Jesus zu den Jüngern: „Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt, zu sehen, was ihr seht und zu hören, was ihr hört.“

                                   Was die Jünger erlebt haben, was für die Apostel Gegenwart war das war für Anna und Joachim eine erhoffte und ersehnte Zukunft. Sie haben vertraut auf die Verheißungen und auf die Treue Gottes, auf das, was Gott gesagt hat, was aber noch nicht zu sehen war. Und so ist  die Hl. Anna für uns heute nicht nur Fürsprecherin, (das auch!) sondern sie ist auch Vorbild, ja auch Korrektur auf unserem, heutigen Weg. Sie ist ein Vorbild im Vertrauen auf die Verheißungen Gottes.

Wir leben in einer Zeit, in der der Glaube immer wieder mit einem manchmal etwas betulichen „noch“ verdunkelt wird. Oft höre ich dieses „noch“. Ein solches „noch“ wäre der Hl. Anna ganz fremd gewesen.

Da wird zum Beispiel gefragt: „Wie viele kommen denn „noch“ zur Hl. Messe? Oder, wenn eine Taufe angemeldet wird, und es geht um die Paten: Da sagen die Eltern: Ja, den können wir fragen, der ist „noch“ in der Kirche.

Wer dieses „noch“ sagt, der denkt nicht von der Verheißung her, sondern der denkt vom Niedergang her. Das klingt dann so, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis es die Kirche nicht mehr gibt. Da wird keine Zukunft geglaubt oder erwartet. Ja, so muss man dann fragen: Warum sind wir dann überhaupt noch hier? Und was sagt ein solches „noch“ über die Treue Gottes?

Im Antwortpsalm haben wir dagegen heute gehört: „Der Herr hat David geschworen,

einen Eid, den er niemals brechen wird.“ Und so verbinden sich mit der Hl. Anna auch Bilder von ihrer eigenen Treue. Davon haben wir in der ersten Lesung gehört: „Eine tüchtige Frau, wer sie findet! Sie übertrifft alle Perlen an Wert. Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie. Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen Und reicht ihre Hände den Armen…“             

Danach, liebe Schwestern und Brüder in St. Annen, danach seid ihr benannt: Die Treue der Hl. Anna, die aus dem Vertrauen auf die Treue des Herrn kommt, diese Treue und Hoffnung soll Euer Kennzeichen und Merkmal sein.

Die Hl. Anna hat an der Zukunft Gottes nie gezweifelt. Sie hat der Zukunft des Volkes Gottes nie gezweifelt. Sie kannte kein „noch.“ Und nun merken wir: Solch ein Patronatsfest ist immer auch ein Orientierungstag, ja, eine Chance zur Kurskorrektur. So, wie der Kapitän oder Steuermann auf einem Schiff auf den Kompass und auf die Seekarte sieht und merkt:

Oh, da müssen wir das Ruder etwas anders setzen, damit wir das Ziel nicht verfehlen, damit wir uns nicht verirren. Die Hl. Anna kann uns helfen von einem mutlosen Klagegesang des „noch“ zu einer Glaubenshaltung der Verheißung, des Vertrauens auf die Treue Gottes zurückzukehren.

                                   So sollen wir uns auch davor hüten, irgendwelchen Träumereien von Kirche nachzuhängen, sondern zu glauben und zu hoffen auf das, was Gott heute und morgen schenken will. Will sagen: Fragt nach dem, was Gott mit euch und euren Kindern und Enkelkindern verheißen hat. Denn genau dazu kann und will die Hl. Anna helfen.                       

Ähnlich, wie bei Elisabeth und Zacharias waren auch Joachim und Anna kinderlos alt geworden. Was hätten die Anna und Joachim alles für Grund zur Klage gehabt. Die Jugend, die Träume - alles vorbei. Die jungen Lebensjahre: vorbei! Was hätten beide sich von den Verlusten fesseln lassen können. Was wäre das für ein Klagegesang geworden?             

Wurde es aber nicht! Sie haben auf Gottes Treue vertraut. Sie haben Gott größer geglaubt als den Augenschein. Sie haben nicht auf Vergangenes gesehen, sondern auf Gottes Zukunft. Gott ist treu! Sie haben nicht geklagt: Wieviel Lebensjahre haben wir denn jetzt noch? Sondern sie haben darauf vertraut und weiterhin gebetet, dass Gott ihre Bitten erhört. Im Lichte Gottes ist Auferstehung, ist Neuanfang, ist Hoffnung.

Und dann haben beide jeder für sich: Joachim und Anna durch eine Engelserscheinung die Ankündigung der Geburt einer Tochter bekommen: Maria.

Hätten sie ohne diese Verzögerung erfahren, dass Gott Gebete erhört? Hätten sie ohne die lange Zeit des Wartens, Bangens und Hoffens verstanden, dass Gott mit ihrer Tochter, Maria Besonderes vorhat? Hätten sie Maria Gott geweiht, wenn das alles anders gewesen wäre? Doch wohl kaum!

Erst durch die Zeit des Wartens und der Bewährung, durch die Zeit eines herausgeforderten Glaubens haben sie erkannt, dass Gott am Werk ist.                                     

Was heißt das für uns? Ja! Gott lässt manchmal warten. Er führt manchmal erst in Armut, um dann mit seinem Reichtum zu beschenken. Aber immer gilt: Er gibt Verheißungen, die schon jetzt gültig sind. Kehren wir uns also ab von dem „noch“: Ob es denn heute noch Priester- oder Ordensberufungen gibt, oder, wer denn heute „noch“ ein Ehrenamt übernimmt, oder, wer denn heute „noch“ treu   zumindest jeden Sonntag die Hl. Messe feiert oder, ob den heute noch Menschen zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus finden? - Ja, das tun sie! Und es gibt Suchende, Fragende: Wenden wir uns also hin zu einem Glauben, so wie die Hl. Anna und der Hl. Joachim. Denn jeder geistliche Neuanfang hat nicht nur Eltern, sondern auch Großeltern: Menschen, die schon lange vorher im Verborgenen glauben, was noch nicht zu sehen ist, was Gott aber verheißen, was ER zugesagt hat.

Da ist zwar noch nichts vorzuweisen. Da wird noch nichts bewundert, aber da wird geglaubt. Da haben wir es zwar zu tun mit dem Stirnrunzeln und den skeptischen Bemerkungen vieler anderer, aber wir sehen schon, was dem Unglauben und der Welt noch verborgen ist. Das ist ein  betender, hoffender und liebender Großelternglaube. Und so, wie die Hl. Anna eine Wegbereiterin für Maria war, ja, dafür, dass Gott zur Welt, zu uns Menschen kommt, so sollen wir, so soll St. Annen auch eine Wegbereiterin sein: dafür, dass wir heute für die beten, die morgen suchen und übermorgen finden. Dass wir heute diese Kirche und diese Kirchentür offen halten für alle, die den Kontakt verloren haben, aber doch eines Tages immer mehr fragen werden, wo es Versöhnung im Streit, wo es Halt im Sterben, wo es Vergebung in Schuld, wo es Orientierung aus der Sinnlosigkeit herausgibt.

Wir wissen nicht, wie viel die Hl. Anna vom Weg ihrer Tochter Maria noch auf dieser Erde miterlebt hat. Aber wir könnten doch etwas davon wissen, wer für uns alles gebetet hat. Wir können wissen, wer uns auf Christus gewiesen hat, wer uns durch sein Leben und seine Treue im Kleinen, zum Glauben herausgefordert und angereizt hat. Viele von denen sind heute nicht mehr auf der Erde. Jeder Großmutterglaube, hat Zukunft und schenkt Zukunft. Das Vertrauen auf Gottes Verheißung wird in Zukunft erfüllt. Aber heute wird gesät. Und genau darum bitten wir in der Fürsprache der Hl. Anna: Dass wir uns nicht verlieren in einem klagenden „noch – Glauben“, sondern dass St. Annen ein Hoffnungszeichen ist, das vielen eine Tür offen hält: des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, auch für Morgen und Übermorgen.

 Amen 


Predigt zum Patronatsfest in St. Annen am Sonntag, dem 28.07.2024

Matthäus 13,16-17; Epheser 4,1-6; Sprichwörter 31,10ff; Psalm 132,1ff


 

Tagesevangelium 28.07.2024

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

16 Ihr seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören.

17 Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

 

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