Predigt vom 21. Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 21. Sonntag im Jahreskreis gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

„… daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit Jesus umher…“
Bei allem, was wir heute in den Lesungen und im Evangelium gehört haben geht es um eine Entscheidung. Und diese Entscheidung steht und fällt mit der Frage: Wer ist dieser Jesus? Ja, aber was heißt Entscheidung? Sagt Jesus nicht auch: „Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.“?  Können wir etwas entscheiden, wenn wir gar nicht ohne Gott entscheiden können, wenn es uns vom Vater erst gegeben werden muss? Ja, mehr noch: Können wir dann überhaupt verantwortlich gemacht werden?
 
So unterschiedlich wir Menschen denken und glauben, so verschieden wir auch alle sein mögen: Eins haben alle gemeinsam: Kein Mensch will sinnlos leben. Irgendwann, häufiger oder seltener stellt jeder Mensch diese Frage: „Wozu das Ganze?“ Wozu bin ich da, und was soll das? So zu fragen muss man nicht Philosoph sein. Bei jeder Berufswahl gibt es diese Frage, und dann immer mal wieder. Bei jedem Lebensabschnitt erst recht, wenn die Arbeit oder Zusammenarbeit allzu mühsam wird. Wozu das Ganze? Und mehr noch: Wozu bin ich da? Und allein schon diese Frage kommt von Gott. Wir sind Geschöpfe Gottes. Geschaffen als Gottes Ebenbild.
 
Und das heißt immer auch: Wir sind von Gott angesprochen, und wir sind gefragt, IHM zu antworten. Das hat jeder Mensch mit auf den Weg bekommen.
Ganz gleich, wie religiös oder weltlich jemand aufgewachsen ist. Aber dann kommen wir an eine Weichenstellung, an der sich die Wege trennen.
 
Das, was Jesus verkünde ist nicht das, was wir uns ausgedacht hätten. Gottes Weg zu uns Menschen ist anders, als alle von Menschen ausgedachten religiösen Vorstellungen. Wir würden ja noch einverstanden sein, dass die Guten in den Himmel kommen und die Bösen nicht. Und je nach Neigung sprechen wir dann auch von Gericht und Strafe. Für andere. Wir würden auch noch einverstanden sein, dass man sich irgendwie anstrengen muss. Irgendwie jedenfalls. Aber dass wir Jesus in unser Leben aufnehmen sollen? IHN in die Mitte unseres Lebens stellen? Also über alles? Und dass wir IHM ähnlich werden sollen? IHM, der sich für uns geopfert hat, der dem Vater vertraut hat: gehorsam bis in den Tod, das ist anstößig.
 
Warum aber? Weil Jesus die Erde vom Himmel her deutet. Nicht umgekehrt. Für viele, auch für viele Christen ist der Himmel nur eine Art Bonusprogramm. Den gibt es vielleicht noch obendrauf. Der Hauptfilm aber, der läuft für sie hier auf der Erde. Schwestern und Brüder: Das ist nicht das Evangelium. Das ist nicht die frohe Botschaft. Der Himmel ist kein Trostpreis. Der Himmel ist der Hauptgewinn. Das ist das Ziel und die Hauptsache, die alles in ein neues Licht stellt: Dass wir vor Gott stehen als sein Volk und  dass Er unser Gott sein wird. Ja, es stimmt: Solange der Himmel nur ein Gedanke, eine Vorstellung ist, kann uns diese Botschaft weder bewegen noch froh machen. Alles steht und fällt mit der Frage, wie wir zu Jesus Christus stehen.
 
Ja, es stimmt: Wir können uns den Himmel nicht vorstellen. Aber wenn man jemanden schon dort kennt, wohin die Reise geht, dann sieht alles anders aus. Das ist entscheidend: Leben wir in einer lebendigen Beziehung zu Christus, oder ist Jesus für uns nur ein Gedanke, kaum mehr als eine Idee? Und so ist es kein Zufall, was der Apostel Petrus antwortet, als Jesus fragt: „Und ihr, wollt ihr auch weggehen?“ Und Petrus antwortet: „HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
 
Was uns also von Gott gegeben werden muss, ist mehr als der Wunsch glauben zu können, sondern die Offenheit, Jesus zu begegnen, IHN aufzunehmen. Und wer zu Jesus gehört, der hat das ewige Leben. Was heißt dann aber für unser Leben hier auf der Erde, dass der Himmel die Hauptsache der frohen Botschaft ist? Genau das, was Petrus antwortet: Christen leben mit Christus  und fragen und bitten IHN, uns auf seinen Wegen zu führen. Deshalb hören wir auf die Heilige Schrift. Deshalb werden wir still und hören auf Ihn. Deshalb beten wir. Deshalb begegnen wir Christus in der Eucharistie.
 
Genauso, wie Petrus sagt: „HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt:
Du bist der Heilige Gottes.“ Also leben wir mit Christus und sind mit IHM auf dem Weg: Das pilgernde Gottesvolk, wie die Schrift sagt, und das II. Vatikanische Konzil immer wieder betont.
 
Aber weil uns mit Christus der Zugang zum Himmel geschenkt wird, weil durch  das uns auf dieser Erde anvertraute Leben ernst. Deshalb müssen auf dieser Erde nicht alles mitnehmen. Deshalb sind Christen frei, zu dienen. Deshalb sind Christen frei,
loszulassen. Deshalb sind Christen frei, zu teilen. 
 
Ja, damals wie heute nehmen Menschen genau daran Anstoß. Solange der liebe Gott uns zu Diensten ist, ist alles gut. Sobald es um eine Entscheidung geht, so, wie wir das auch in der ersten Lesung gehört haben, da wenden sich viele eben auch ab.
 
Und schließlich: Christus – Nachfolge hat Folgen. Am Beispiel der Ehe und Familie haben wir da sin der zweiten Lesung gehört: „Einer ordne sich dem anderen unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.“ Ja, es stimmt. Mit dieser Bibelstelle ist viel Missbrauch getrieben worden. „Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter, wie Christus, dem HERRN.“ Ja, aber eben auch: „Ihr Männer leibet eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat, um sich für sie hinzugeben…“ Christus ist darin der HERR, dass ER sich für uns geopfert hat. Das gehört zusammen. Deshalb ist die Ehe ein Sakrament, weil sich hier, in der Ehe und Familie die Treue und Liebe Gottes abbildet.
 
Nicht so, dass einer über den anderen herrscht, sondern so, dass einer dem anderen dient und den Kindern ein verlässliches Zuhause gibt. Wir alle wissen von unzähligen Romanen, Filmen und Theaterstücken, die genau dies in Frage stellen. Und, in der Tat: ohne Christus muss eine solche Sicht der Ehe unverständlich bleiben. Aber woher kommt diese Häme gegen Ehe und Familie? Paradoxerweise kommt die Häme gegen Ehe und Familie oft aus einer Überfrachtung, aus einer Überforderung. Wer hier den Himmel auf Erden erwartet, kann nur enttäuscht werden.  Wer sich aber genau hier gemeinsam auf den Weg macht, findet einen versöhnten Weg, auf dem nicht einer den anderen himmlischen Erwartungen überfordert. Wohl wahr: Ohne eine gelebte Christus – Beziehung bleibt das alles fremd.
 
Aber mit Christus gibt es einen Weg zur Verlässlichkeit: Und das ist die die Versöhnung und Nachfolge, zu der Christus uns einlädt.
 
Die Versöhnung mit Gott, und die Versöhnung mit der einfachen Wahrheit, dass mit Christus auf dem Weg sind. Noch nicht am Ziel. Immer neu im Hören und immer neu in der Begegnung und Gemeinschaft mit IHM, der uns immer wieder neu fragt, ob wir Ihm folgen wollen.
 

Amen
 

21. Sonntag im Jahreskreis, 26.08.2018 von Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 26.08.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 6, 60-69.

In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

 

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