Predigt zum ersten Sonntag im Advent

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. In der heute veröffentlichten Predigt vom ersten Sonntag im Advent geht es darum, in wessen Hand wir uns geborgen fühlen oder wovon wir uns bedroht fühlen.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

 was wir für die Zukunft hoffen oder fürchten, das bestimmt, wie wir heute leben. So unterschiedlich all das war, was wir in den Lesungen und im Evangelium gehört haben: Dies haben alle drei gemeinsam: Es geht darum, in wessen Hand wir uns geborgen fühlen oder wovon wir uns bedroht fühlen.
 

Es gibt keinen Menschen, den das nicht mal mehr, mal weniger bewegt. Die erste Lesung hatte die Warum- Frage gestellt: „Warum lässt du uns, Herr von deinen Wegen abirren?“ - Moderne Frage. Sind wir da nicht aber auch irgendwie selber verantwortlich, welche Wege wir gehen? Aber dann darin eben auch:

„Reiß doch den Himmel auf!“ Zeig dich, Gott!
 

Ganz anders die zweite Lesung: Der Dank des Apostels Paulus für die Gemeinde in Korinth. Da war offensichtlich ein Glaube und eine Gewissheit gewachsen, mit der man leben und sterben kann, ja, das dann aber eben doch nicht aus eigener Kraft:

„ER, Christus, wird euch festigen bis ans Ende,

so dass ihr schuldlos dasteht am Tag Jesu unseres HERRN. Treu ist Gott, durch den ihr berufen seid.“
 

Und schließlich das Evangelium: Seid wachsam. Berechnet nicht, und seid nicht berechnend, sondern seid wachsam! Auf die Beziehung, auf die Christus – Beziehung kommt es an, nicht auf abständige Berechnung.

Und das soll Advent sein? Ja, genau das ist Advent: Vorbereitung darauf, dass wir am Ende vor Gott stehen werden.

Und genau das verändert uns heute schon. Diese Aufforderung haben wir ja gehört: Ja, auf der einen Seite wachsam zu sein und auf der anderen Seite auf die Zeichen der Zeit zu achten.

„Lernt aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum.

Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,

wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.“
 

Advent ist eben nicht nur die Vorbereitung auf das Fest des ersten Kommens Jesu. Es ist nicht nur die Vorbereitung auf das Fest der Geburt des Gottessohnes. Die Adventszeit ist auch die Zeit der Vorbereitung auf das Wiederkommen Jesu. Und wiederum hängt beides zusammen;

Denn das erste Kommen Jesu lädt ein, zu glauben, was schon da ist, (das Reich Gottes ist nahe!), aber doch ist es noch nicht so ganz zu sehen:
 

Es ist nur zu entdecken für den, der glaubt. So, wie wir in der Hostie nur im Glauben,

nur im hören und Vertrauen die Gegenwart Jesu Christi entdecken können.

Beim Wiederkommen Jesu wird in Erfüllung gehen, was wir jetzt glauben, aber jetzt noch nicht sehen. Und beides, das erste und das zweite Kommen Jesu hat eine Vorbereitungszeit, ja auch eine Bewährungszeit: Seid wachsam.

Was brauchen wir dafür? Vor allen Dingen, dass wir genau hinhören, was Gottes Wort uns sagt. Und dass wir nicht aussortieren. Ich erlebe das immer wieder, dass gut meinende Christen meinen zu wissen, was sie den anderen zumuten können und was sie dann auch einfach weglassen. Gehen wir doch mal davon aus, dass wir nicht schlauer sind als unser Schöpfer.
 

Und wenn da kantige Dinge in der Schrift stehen, da müssen wir nicht alles gleich erklären können, aber hören sollen wir. - Hören, damit etwas wachsen kann.

Denn die Heilige Schrift spricht nicht weltfremd von der Welt.

„Die Sonne verfinstert sich. Der Mond wird nicht mehr scheinen; Die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ Das klingt bedrohlich. Und in den Versen vorher ist von Kriegen, Katastrophen und Erdbeben die Rede.

Aber dass da auch steht, dass der Menschensohn, der Heiland, Jesus Christus mit großer Macht und Herrlichkeit kommen wird,

das überhören wir dann leicht:
 

„In jenen Tagen, nach der großen Not..“ das fällt dann weniger auf. So ist das, wenn man nicht zu Ende zuhört. Wer die Zumutung abwimmelt, der kann auch den Trost nicht mehr hören. Das ist nicht neu. Solches halbes Hören gab in den Evangelien auch vorher schon. Als Jesus seinen Leidensweg zum Kreuz angekündigt hatte, da haben die Jünger auch nur die Hälfte gehört.

 

Auch da hat Jesus nicht nur davon gesprochen, dass ER leiden und sterben muss,

sondern auch, dass Er auferstehen wird nach drei Tagen. Petrus wollte Jesus sogar von diesem Weg abbringen: „Das nur nicht, dass du sterben musst.“ hatte er eingewandt. Und nun sollten auch wir nicht überhören, was hier gesagt wird.

So, wie nach der Kreuzigung, so, wie zu Ostern die Jünger sich erinnerten: Hatte ER nicht gesagt: … und nun ist es so, so sollen wir die Zeichen der Zeit erkennen und vorbereitet sein auf sein Wiederkommen.

Die Geschichte verläuft nicht so, dass immer alles besser wird.
 

Die Bibel gibt nüchtern Auskunft, womit zu rechnen ist. Was wir zurzeit erleben:

Berichte aus Kriegsgebieten und Krisengebieten.  Die Anschläge nicht irgendwo, sondern in Europa. Unzählige Menschen, die fliehen und oft auch nur umherirren. Staatsoberhäupter in der Welt,  an deren Verstand man zweifeln muss: Das ist der Normalfall der Geschichte.

Und die Bibel redet da nichts schön. Es werden eben nicht alle immer vernünftiger,

besser, friedliebender. Noch nicht einmal die Natur wir besser oder beständiger.

Im Gegenteil: Himmel und Erde werden vergehen. Die Sonne wird sich verfinstern,

die Sterne vom Himmel fallen. Mit anderen Worten: Die Welt wird aus den Fugen geraten.

Das bisher Verlässliche  wird nicht mehr verlässlich sein. Aber bei alledem kann man fast übersehen, dass es hier unmittelbar vorher heißt: „In jenen Tagen, nach der großen Not…“
 

Und nachdem sich die Sonne verfinstert hat heißt es: „Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.“

Was heißt das?
 

Viele von uns kennen die Liedzeile aus „Eine große Stadt ersteht: „… Mond und Sonne braucht sie nicht, Jesus Christus ist ihr Licht…“ So, wie ja auch schon auf der ersten Seite der Bibel erst vom Licht und dann am vierten Schöpfungstag erst von der Sonne die Rede ist.

Es gibt also ein Licht, das vor der Schöpfung schon da war. Und es gibt ein Licht,

das  auch nach dem Vergehen der Schöpfung da sein wird. Was heißt das?

So, wie wir als Christen glauben, dass kein Mensch nur zufällig auf dieser Erde ist,

sondern  dass jeder Mensch von Gott gewollt und von Gott geliebt wird,

so glauben wir auch,

dass das Ende dieser Welt nicht Willkür von Menschen,

nicht Zufall von Naturgewalten, sondern Gott – gewollt und Gott gelenkt ist.
 

Kurz:
 

Es gibt eine ordnende Hand,  sogar  im augenscheinlichen Chaos. Das bezeugen wir als Christen für unser Leben und Sterben in der Zeit, aber  das glauben wir auch über die Zeit hinaus.
 

Und wenn manchmal gesagt wird: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ dann muss man wissen, dass das, was wir sehen eben vergeht, das, was wir glauben, genauer noch: der, an den wir glauben, vergeht nicht.
 

Jetzt geht es nicht mehr um Dinge, nicht mehr um Sachen, jetzt geht es nur noch um Personen, und weil es um Personen geht, geht es um Beziehungen, um Gemeinschaft um ein Miteinander.
 

Es geht jetzt nur noch um den Menschensohn, also um Jesus Christus, um den Messias. Es geht um Seine Engel, es geht um die Auserwählten, die von den Engeln  aus allen vier Windrichtungen zusammen geführt werden, mit denen wir nachher die Eucharistie gemeinsam feiern werden.
 

Es ist diese Gemeinschaft, mit dem gewandelten Brot, mit Christus, die auch uns wandelt.
 

Aber das muss man auch zulassen. Das muss man auch wollen. Und so, wie wir beim Hören auf die Schrift keine Rosinenpickerei betreiben soll:

nichts auslassen, was nicht gefällt, so bringen wir uns in der Eucharistie selber und enthalten dem Vater nichts vor, was ER nicht wandeln dürfte.
 

So wird aus der Hoffnung ein Heute.
 

Dass Christus so in unser Leben einzieht, dass wir heute leben, was wir für morgen glauben.
 

Die Zeichen zu deuten heißt eben nicht, sich von den Zeichen bannen zu lassen, sondern dass wir  umso mehr in allem Gott suchen und das Ziel nicht zu vergessen.
 

Amen
 

Markus 13, 24 - 32, 33. So im JK, den 03.12.2017 von Pfarrer Janßen
 

Tagesevangelium 03.12.2017

Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus - Mk 13, 33-37.

In jener Zeit, sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

 

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