Predigt am 18. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 18. Sonntag im Jahreskreis gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

heute geht es noch einmal, ähnlich, aber doch anders, als am letzten Sonntag um das Brot des Lebens. Warum sollte das wichtig sein? Warum sollten wir uns darum bemühen, wie Jesus ja ausdrücklich sagt: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“

Gut, man könnte jetzt sagen: Es geht um den Himmel, es geht um das ewige Leben.  Das stimmt. Aber nur zu leicht klingt das dann so, als ob nur und erst es um eine Art Eintrittskarte in den Himmel ginge. So nach dem Motto: Es ist gut, sie in der Tasche zu haben, aber eingelöst wird sie erst später. Und genau so ist es eben nicht, sondern das von Christus geschenkte ewige Leben beginnt auf dieser Erde oder es beginnt nie. Jesus Christus will jetzt mit uns auf dem Weg sein, ER will jetzt unser tägliches Brot sein. Und das macht einen Unterschied:

So haben wir es in der zweiten Lesung gehört: „Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken.“ Ihr unterscheidet euch, wenn ihr zu Christus gehört.

Gehen wir heute also zwei Fragen nach: Die erste Frage: Wozu brauchen wir das Brot des Lebens?

Und die zweite Frage: Wie bekommen wir das Brot des Lebens? (Was für ein Bemühen ist das, wovon Jesu da spricht?) Also zunächst: Wozu brauchen wir das Brot des Lebens? Da hilft uns die erste Lesung weiter: Das Murren des Gottesvolkes in der Wüste. Da ist vom Brot, auf das sich die Gesprächspartner Jesu im Evangelium beziehen, ja erst am Ende. Erst am Ende gibt Gott das Brot vom Himmel. Das Brot vom Himmel ist eine Antwort auf die Mutlosigkeit des Volkes. Was war aber vorher? Da war Israel auf dem Weg, den der Apostel Paulus später mit unserem Lebensweg verglichen hat: Befreit aus der Knechtschaft in Ägypten auf dem Weg in gelobte Land durch die Wüste. Und wir, das neue Gottesvolk: Befreit durch die Taufe von der Knechtschaft nun auf dem Weg durch die Zeit auf den Himmel hin, der Sünde und des Todes, zum ewigen Leben. Und auch für uns gehört die Wüstenwanderung dazu. Auch wir sind auf einem Weg, auf dem uns etwas zugesagt ist, was schon gilt, aber was noch nicht zu sehen ist.  Auch im Glauben gibt es Wüstenzeiten und Durststrecken, Bewährungszeiten und Geduldsproben.

So geht es nun um die Frage: Was stärkt und was ermutigt uns auf dem Weg? Und genau damit hatten die Israeliten auf der Wüstenwanderung ein Problem. Sie murrten. Sie hatten den Mut, ja, sie hatten den Glauben verloren. Das ist menschlich, das ist verständlich, aber das ist auch ein Zeichen geistlicher Unterernährung. Ja,

der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Aber für die Lebendigkeit unseres Glaubens und dafür, dass wir im Glauben wachsen und reifen, dafür sind wir auch selber verantwortlich.

Ohne geistliche Nahrung verkümmert der Glaube. Und geistliche Unterernährung tritt immer dann auf, wenn ein Mensch sich zu wenig ernährt am Tisch des Wortes, und wenn er sich zu wenig ernährt vom Tisch des Brotes. (Das zweite Vatikanum gebraucht ja immer wieder dieses Bild.)  Und genau das kann man an dieser Geschichte schön ablesen.

Was sagen die murrenden Israeliten nämlich? Ja, sie trauern den sprichwörtlichen Fleischtöpfen Ägyptens nach.  Früher war alles besser:  Vergessen, dass sie da in Knechtschaft und Gefangenschaft waren. Aber in der Erinnerung ist vieles schöner.  Wobei diese Verklärung nur die Spitze vom Eisberg ist, nur ein Symptom für einen tieferen Irrtum: Die Verklärung der Vergangenheit vergisst die Lebendigkeit Gott. Geistliche Unterernährung vergisst die Lebendigkeit Gottes, und geistliche Unterernährung vergisst die Verheißungen Gottes.  Da sagen die Leute zu Mose und Aaron: „Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind an Hunger sterben zu lassen.“

Da werden gleich beide Irrtümer in einem Satz gesagt: Der erste Irrtum: Sie sagen: Mose und Aaron hätten sie in die Wüste geführt. Das stimmt nicht. Gott hat sie geführt.

Was sie Gott nicht glauben, das werfen sie Menschen vor.  Geistliche Unterernährung zeigt sich daran, dass Gott irgendwann nur noch ein Gedanke, eine Möglichkeit, ist; aber kein Gott, dem noch etwas Lebendiges zugetraut wird. Ein nur gedachter Gott ist handlungsunfähig. Und dann verstummt das Gebet, und die Möglichkeit, dass Gott in der Stille einem begegnet.

Ist der Glaube an einen lebendigen Gott aber abgestorben, dann können wir auch keine Spuren Gottes mehr in unserem Leben entdecken: Dann bleibt nur noch von Menschen gemachtes, versäumtes, oder es ist eben alles nur noch Zufall – oder Leistung. Und längst schon ist dann auch jeder Dank, erst Recht jedes Lob Gottes, jede Anbetung vergessen. Nein, Ihr, Mose und Aaron, oder die Kirche, oder wer weiß wer…. Ihr habt das gemacht verschuldet oder versäumt.

Was heißt dann aber das Wort Jesu: „Müht euch … für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“

Jesus selber ist das Brot des Lebens, der sich für uns hingegeben hat, damit wir durch Ihn Vergebung und ewiges Leben finden. Ja, das stimmt, das ist 2000 Jahre her. Aber wohl gerade deshalb hat Christus die Sakramente, und nicht zuletzt die Eucharistie gestiftet, damit Er auch heute in unser Leben einkehren kann. Sich zu mühen heißt hier ganz konkret, dass wir uns je und je neu darauf vorbereiten, den Leib Christi, und eben nicht nur ein Stück Brot, sondern den Leib Christi zu empfangen und aufzunehmen.

Und vorzubereiten heißt, dass wir zuerst und immer wieder darüber staunen, und uns vor Augen führen lassen, wie weit Gott uns und jedem Menschen nachgeht, um uns zu erreichen und zu verwandeln. Gott kennt unsere Grenzen, Er kennt unsere Wunden, ER weiß auch, was wir selber versäumt und verschuldet haben. Kurz gesagt: ER sieht und weiß was uns zögern lässt, dass wir uns Gott mit unserem ganzen Leben öffnen. Aber gerade darauf will er uns ansprechen, heilen und versöhnen. Deshalb: Bereiten wir uns auf die Hl. Kommunion vor, legen ab, was vor Gott nicht bestehen kann und nehmen Christus ganz bewusst auf, als den, der uns wandelt.  So bleiben wir mit Jesus Christus über das im Gespräch, was uns wirklich bewegt.

Und dabei hilft und trägt uns noch etwas Zweites, was uns auch immer wieder in die Eucharistie führen kann: Das ist das andere, was die Israeliten vergessen hatten: Sie hatten die Verheißung vergessen. Sie haben nur gesehen, was im Moment vor Augen war. Und wer Gottes Verheißungen vergisst wird mutlos.

Sie sagen: „Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um uns hier an Hunger sterben zu lassen.“ Was für ein Irrtum: Gott Hat sie nicht in die Wüste geführt, damit sie sterben, sondern damit sie durch die Wüste ins gelobte Land kommen. Gott hat sie befreit und führt sie nun durch die Wüste zum Ziel. Ja, jeder Glaubensweg kennt auch Wüstenzeiten. Und jeder Lebensweg kennt Wüstenzeiten.

Umso wichtiger ist es dann, damit vertraut zu sein, was Gottes Wort uns zusagt und was auch nicht. Wenn wir den Glauben weitersagen, also zum Beispiel Kindern oder Jugendlichen gegenüber, dann sollten wir zwei Fehler nicht vermeiden: Der eine ist der: Wir sollten nicht zu wenig weitergeben: Wir sollten erzählen von der Kraftquelle der Vergebung, von der Kraftquelle des Gebetes und der Eucharistie; und nicht zuletzt: von der Kraftquelle der Heiligen Schrift, der Bibel.

Und das andere: Wir sollten auch nicht Ausgedachtes, Übertriebenes oder Erträumtes versprechen: Also dass wir dann, wenn wir z.B. von der Bewahrung Gottes sprechen, dass wir nicht so tun, als könnte uns als Christen nichts passieren.

Wir produzieren sonst Enttäuschungen. Worauf kommt es also an? Dass wir reichlich genährt und gestärkt werden, auch vom Tisch des Wortes. Ja, immer auch in der Hl. Messe. Aber immer auch so, dass wir selber in der Bibel lesen. Nie zu viel. Immer nur einen Abschnitt, und regelmäßig. So regelmäßig, dass wir mit der Stimme Jesu vertraut werden. Denn ER ist das Brot des Lebens.

 Amen 

 

Predigt am 18. Sonntag im Jahreskreis, 01.08.2021
Johannes 6, 24-35; Exodus 16,2-4+12-15; Epheser 4,17+20-24
 

Tagesevangelium 01.08.2021

In jener Zeit,

24 als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus. 

25 Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? 

26 Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: hr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. 

27 Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. 

28 Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?

29 Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 

30 Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du?

31 Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. 

32 Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 

33 Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. 

34 Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! 

35 Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

 

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