Predigt zu Fronleichnam

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen zu Fronleichnam in der Kirche St. Annen gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

auch Fronleichnam ist in diesem Jahr anders, als in den anderen Jahren. Noch einmal haben wir zu Fronleichnam keine Prozession, keine Altäre, die wir gemeinsam aufsuchen, und doch: wir feiern Fronleichnam und haben auch so die Botschaft, die sich mit diesem Tag verbindet. Unser Glaube ist nicht nur verborgen im Herzen, auch nicht nur im Kopf, sondern der Leib des Herrn ist in unserer Mitte.

Auf drei Dinge will ich dazu heute unseren Blick richten:

Das Erste: Wir versammeln uns am Altar.

Dann: Wir gehen zum HERRN. – Und schließlich:

Wir beten Jesus Christus an.

Warum ist das wichtig, was heißt das, wenn ich sage: Wir versammeln uns am Altar? In der frühen Kirche wurde großer Wert daraufgelegt, dass sich in einer Stadt die Gemeinde in nur einer Kirche mit einem Bischof versammelt. - Nun sind die Städte heute zu groß und zu weitläufig, als dass das heute möglich wäre, aber der Gedanke, der dahinter steht ist immer noch derselbe: Es ist der eine Herr Jesus Christus, der uns in unserer großen Unterschiedlichkeit zusammenruft.

Und das war in der frühen Kirche vielleicht noch mehr sichtbar, als dass heute der Fall ist, und doch gilt es: Da waren Reiche und Arme, Gelehrte und Analphabeten, Adelige und Arme. Und die Mitte, um die sie sich versammelt haben, das war keine gemeinsame Idee, keine gemeinsame Aufgabe, und erst recht waren sie kein Freundeskreis, die zusammengekommen wären, weil sie sich mochten oder so ähnlich waren, sondern es war Jesus Christus, der Herr, zu dem hin sie sich versammelt hatten. Und genau das und nichts Anderes ist die Kirche: Die Versammlung derer auf Jesus Christus hin, die sich von Ihm haben rufen lassen.  Es ist diese Person des Gottessohnes, die uns miteinander verbindet: Der Glaube an Ihn und die Liebe zu IHM. Der Jesus, der am Kreuz die Sünde der Welt auf sich genommen hat, und der den Tod besiegt hat.

Zu IHM haben wir uns heute Abend auf den Weg gemacht, aus unseren Häusern und Wohnungen, sichtbar, öffentlich, (so, wie sonst die Prozession), und zeigen damit an, dass der Glaube an Jesus Christus keine Privatsache ist, sondern Christus führt sein Volk, die Kirche zusammen, die sich auf Ihn hin versammelt.

Was uns verbindet ist nicht ein Privatinteresse, sondern Gottes Sohn, der für uns in diese Welt gekommen ist und am Kreuz Sünde und Tod besiegt hat. Und das, was am Kreuz ein für alle Mal geschehen ist: seine Hingabe, sein Opfer, daraufhin versammeln wir uns heute, sodass wir daran Anteil bekommen. Das Opfer, das Jesus damals gebracht hat, es wird nun wirkmächtig in unserer Mitte und in unserem Leben. Sein Tod bringt uns das ewige Leben. Durch seine Wunden werden wir geheilt.

Und so, wie die Apostel genau das getan haben, was Jesus ihnen gesagt hatte, und „fanden alles so, wie Jesus es ihnen gesagt hatte.“

Und genauso tun wir genau das, was Jesus der Kirche anvertraut hat, -  und ER handelt. ER wandelt das Brot. ER wandelt den Wein. Und ER ist in unserer Mitte, wenn wir uns zum Altar hin versammeln.

Jesus, der HERR, der uns als Einzelne ruft, so, wie er uns in unserer Taufe mit Namen gerufen hat; so, wie ER zu jedem noch einmal anders ins Leben spricht: was zu versöhnen ist, was zu vergeben ist, wo wir mit IHM neu anfangen.

Aber Er ruft uns doch zusammen, so dass wir wie aus einem Mund sagen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Und so gehen wir mit dem Herrn, wie gesagt: heute nicht als Prozession, aber am Ende der Hl. Messe werden wir gesandt im Frieden des Herrn. Nicht in einer Monstranz tragen wir IHN dann hinaus, sondern indem wir Christus aufgenommen haben, sind wir gemeinsam Leib des Herrn, bezeugen wir IHN dort, wo wir im Alltag stehen und gehen.

In der ersten Lesung haben wir von der Wüstenwanderung gehört. Von Anfang an haben Christen, und hat die Kirche, die Wüstenwanderung als ein Bild verstanden für unseren Lebensweg, aber auch für den Weg der Kirche durch die Zeit.

Wir gehen mit dem HERRN auf das gelobte Land, auf den Himmel zu. Aber auf dem Weg brauchen wir Orientierung und Stärkung. Beides! Die Orientierung, dass wir auf den Herrn hören. Israel hatte die Wolken und die Feuersäule, die vorangegangen sind. - Wir haben das Wort Gottes, das zu jeder Eucharistiefeier gehört, das uns Orientierung gibt, und das der HERR gebraucht, um in unser Leben zu sprechen: heute - und immer wieder neu. Bei allem, was wir als Kirche wesentlich tun, richten wir uns genau nach dem, was der HERR sagt.

So, wie die Jünger. Da leuchtet vielleicht nicht alles sofort ein. Die Jünger sollten in die Stadt gehen und dort einem Menschen mit einem Wasserkrug folgen. Und wenn er in ein Haus geht, dann sollten sie ihm folgen und ihn fragen, wo der Meister mit seinen Jüngern das Paschamahl essen kann. „Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist.“

Das taten die Jünger „und fanden alles so, wie er zu ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.“ 

Warum wird uns das erzählt? Bei allem, was wir wesentlich in der Kirche tun, tun wir, was Jesus uns sagt, aber Er handelt. Und alles, was dann wesentlich geschieht, das tut ER, nicht wir. Kein Priester kann das Brot in den Leib des Herrn wandeln. - Aber der Herr tut das. Kein Mensch kann von sich aus die zerstörerische Macht der Sünde brechen. Aber Jesus hat seiner Kirche die Vollmacht gegeben,

Sünden zu vergeben und Wunden zu heilen.  Immer tun wir Dinge, die in sich nicht einleuchten: Warum sollten wir beten? Warum sollten wir Wandlungsworte sprechen? Warum sollten wir Wasser über Köpfe gießen? Ohne Jesus Christus macht das alles keinen Sinn. - Aber, weil Jesus beauftragt hat und Vollmacht gegeben hat, deshalb gilt, dass ER spricht und es geschieht. ER, der lebendige HERR, zu dem wir gehen und der mit uns auf dem Weg ist.  Und auf dem Weg stärkt er uns immer wieder neu in seiner lebendigen Gegenwart.

Wir haben in diesem Jahr zwar draußen nicht die gemeinsamen Stationen.  Aber es gibt draußen Stationen, an denen Sie anhalten können.  Stärkungen aus der Hl. Schrift.  Elia zum Beispiel oder Abraham. Und das Geheimnis ist immer dieses: Wir vertrauen auf den Auftrag Jesu, und Er handelt. Und genau diese Botschaft und Erfahrung führt uns in die Anbetung. Wir glauben an den auferstandenen und erhöhten Herrn Jesus Christus. ER ist gegenwärtig.  Und unsere Antwort auf seine Hingabe kann nur unsere Hingabe an ihn sein, so dass wir in der Anbetung vor IHM uns beugen und unser Leben in sein Licht stellen: in das Licht seines Opfers, in das Licht seiner Liebe in das Licht seiner Gegenwart, die uns einen anderen, einen befreienden Blick auf unser Leben schenkt.  Denn in IHM finden wir das Leben, jetzt auf dem Weg, und dann am Ziel, wo Er unser Gott ist und wir sein Volk sind,  wo kein Leid und Geschrei, keine Tränen - und kein Tod ist. Heute schon haben wir mit Ihm Gemeinschaft im gewandelten Brot.

 Amen 

 

Predigt zu Fronleichnam, 03.09.2021
Markus 14,12-16+22-26; Exodus 24,3-8; Hebräer 9,11-15
 

Tagesevangelium 03.06.2021

12 Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm Sprich: Pas-chalamm. zu schlachten pflegte, sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? 

13 Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm, 

14 bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann? 

15 Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor! 

16 Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.

22 Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. 

23 Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. 

24 Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 

25 Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.

26 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

 

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