Predigt zum ersten Fastensonntag

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen zum ersten Fastensonntag gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

in der Weihnachtszeit wird gerne dieses Wort eines früheren Bischofs zitiert, das gesagt hat: „Mach’s wie Gott, werde Mensch.“ Das ist ein nettes, ein menschliches Wort. Ja! – Aber man kann dieses Wort nett und sympathisch finden, aber man kann dieses Wort auch als allzu harmlos missverstehen. Der Abstieg Jesu zu uns Menschen war kein Spaziergang.

Gott ist in die Abgründe von uns Menschen gekommen. Dass ER hinabgestiegen ist in das Reich des Todes, das gilt nicht erst für das Ende seines Weges, das gilt nicht erst am Kreuz sichtbar, sondern man kann und muss wohl sagen: Das gehört zum Wesen Jesu Christi, dass ER sich zu uns Menschen beugt. Ja, am Kreuz spitzt sich alles zu. Aber was die Menschwerdung Jesu Christi bedeutet, was sie Ihn gekostet hat, das entfaltet sich schon darin, dass Gottes Sohn wirklich Mensch geworden ist.  Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Evangelien. Jesus wird bedroht, verleumdet, angefeindet. Ob das die Nachstellungen des Herodes ganz zu Anfang sind, die Anfeindungen und Fallen der Pharisäer und Schriftgelehrten, ja, auch die Gleichgültigkeit seines Volkes. Der Weg des Gottessohnes ist Abstieg. Abstieg aus Liebe und Barmherzigkeit zu uns Menschen.

Und jetzt, zu Beginn der Fastenzeit, da sehen wir noch einmal besonders, dass dieser Weg der Menschwerdung Jesu für uns eine doppelte Bedeutung hat: Es geht nicht nur darum, dass Jesus am Kreuz unseren Tod, unsere Sünde, unser Versagen auf sich genommen hat, - das auch! - aber: Er ist auch darin Mensch geworden, hinabgestiegen, dass ER sich allen Versuchungen, allen Nöten, aller Trauer und aller Angst, die es im Leben eines Menschen gibt, ausgesetzt hat.

Und es ist gut und wir sollen es uns zu Herzen nehmen, dass wenn immer es uns so geht, dass wir Angst haben, verleumdet werden, einsam sind, trauern, dass wir wissen: Jesus Christus, Gottes Sohn, versteht uns und ist uns darin nahe: Gott sei Dank! – Das ist so. Aber es gehört auch noch etwas Anderes, etwas Zweites dazu:

Nicht nur der erste Teil des Wortes gilt: In der Welt habt ihr Angst, sondern auch die Fortsetzung dieses Satzes Jesu: „…seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Jesus ist nicht nur hinabgestiegen, sondern ER ist hinabgestiegen um uns aufzurichten Ja, Gott sei Dank, Jesus ist bei uns auf dem Weg: ER steht uns bei!

Aber er will und kann uns auch weiterführen. Und darum geht es heute, zu Beginn der Fastenzeit.  Wir können, sollen und dürfen lernen von der Art, wie Jesus mit den Belastungen, den Anfechtungen und auch mit den Versuchungen umgeht.  Und die Fastenzeit ist dafür ein Übungsfeld. Denn auch wir müssen diesen Abstieg einüben. Fastenzeit ist Vorbereitung auf Ostern: Vorbereitung auf die Auferstehung von den Toten. Aber wer die Auferstehung will, der muss das Sterben üben. Und damit hat das Fasten zu tun: Weniger ein Verzicht als anstrengende Übung, sondern mehr ein Leeren der Hände, damit sie Gott füllt, ein Räumen des Feldes, damit Gott in unserem Leben Raum gewinnt.

Denn merkwürdig ist ja der Anfang des heutigen Evangeliums: „In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste…“ Der Heilige Geist führt in solche Wüstenzeiten, nicht das Schicksal. Erst recht nicht irgendein Pech.

Offensichtlich gehören Wüstenzeiten dazu, ein Mensch zu sein: Dass wir still werden, Zerstreuung und Geschäftigkeit ablegen und Gott Raum geben. Nur muss man dazu eben wissen, dass dort, wo ein Mensch Gott Raum geben will, da meldet sich immer auch der Gegenspieler zu Wort.

Und genau für diese Spannung ist die Wüste ein Bild: Israel ist nach der Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten durch die Wüste geführt worden. Da leitete und begleitete sie Gott am Tag mit einer Wolkensäule, in der Nacht mit einer Feiersäule:

Die Wüste war also ein Ort der Gottesnähe. Aber die Wüste war und ist eben zugleich auch ein Ort des Zweifels und des Aufbegehrens gegen Gott und gegen Mose.

Und es war ein Ort des Zweifels daran, dass Gott sein Volk tatsächlich ans Ziel, ins gelobte Land führen würde. Mose haben sie vorgeworfen: „Du hast uns hierhergeführt, damit wir sterben.“ - Nein! Gott hat sie geführt, damit sie ins gelobte Land kommen! Und so ist die Wüste ein Bild für unseren Glaubensweg überhaupt:

Wir sollten nur nicht meinen, dass wenn wir Gott nicht spüren, dass er dann nicht da sei. Auf den dunklen Wegen und in den Tälern reifen wir. Nur dann, gerade dann nicht nachlassen, nicht wegbleiben, sondern sich auch und gerade dann von den anderen mittragen lassen. Denn das ist oft die Falle derer, die sich nur danach richten, wonach ihnen gerade ist. Gerade in den Zeiten, in denen der Mut sinkt, brauchen wir Stärkung: Den Gottesdienst. Ein Bibelwort. - Und ein Vater unser geht immer. Langsam, Wort für Wort.

In der Wüste wollte der Satan Jesus verleiten, dass er seine Berufung aufgibt: Jesus sollte jede Herausforderung meiden. Zugespitzt gesagt: Er sollte aufhören, darauf zu vertrauen, dass Gott ihn zum Ziel führen wird. Und so ist das Wesen aller Versuchung, uns zu entmutigen:           Erst werden wir gelockt mit dem angeblich leichteren Weg, den wir auch ohne Gott gut schaffen können, und dann werden wir entmutigt, so dass der Widersacher sagt: „Siehst du, du bist allein, es hat ja keinen Zweck mit dir. Du schaffst es nicht. Du kannst es nicht.“

Jesus aber hat dem Feind für uns widerstanden, und hat sich immer wieder auf die Heilige Schrift, immer wieder auf die Bibel bezogen. Ein ABER der Zusagen Gottes gegen die eigenen Grenzen.

Und genau das ist auch der Weg für uns: Dass wir uns an das halten, was Gottes Wort und was die Sakramente uns zusagen und schenken. Und so bleiben wir nie allein, auch in der Wüste nicht: Denn dort ist ja nicht nur der Widersacher, der Satan, sondern dort sind die Engel: „Die Egel dienten ihm.“

Der Weg, der uns also gewiesen wird ist auch der Weg in die Stille, in das Loslassen, damit wir eingeübt sind mit dem Weg nach unten, und menschlich werden.

 Ja, es stimmt in der Stille melden sich auch die ungeklärten Fragen. Versäumtes wird bewusst, selbst Verschuldetes und Erlittenes. Aber genau damit sind wir eben nicht allein, nie ohne Christus, der zu uns hinabgestiegen ist. Denn, so haben wir heute in der zweiten Lesung gehört:

„Christus ist der Sünde wegen ein einziges Mal gestorben, ein gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott hinführe, nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet, aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde. In ihm ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt. Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noahs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde…“

Und das ist nun der Unterschied: Ja, Jesus wurde versucht, wie wir Menschen sonst auch. ER ist unseren Weg gegangen: Unser Weg nach unten: in die Versuchung, in die Wüste, in die Einsamkeit. Aber Er nimmt uns mit auf Seinem Weg nach oben: Am Ende der Weg der Auferstehung. So, wie wir es eben gehört haben: sogar für die, die vor dem Kommen Christi schon verstorben waren: Hinabgestiegen in das Reich des Todes, um auch dort zu predigen und zum Leben zu retten. Und so hat er uns aus der Taufe zum Leben gezogen.

Aber: Und das ist heute die Botschaft: Nun lebt auch mit IHM. „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Glaubt die frohe Botschaft, dass Christus hinabgestiegen ist, um uns aufzurichten.

Amen
 

Predigt zum ersten Fastensonntag, 21.02.2021
Markus 1,12-15; Genesis. 9,8-15; 1 Petrus 3,18-22 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 21.02.2021

In jener Zeit
12 trieb der Geist Jesus in die Wüste.

13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. 

14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 

15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!.

 

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