Predigt am Vierten Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am vierten Sonntag im Jahreskreis in St. Annen gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

der Pfarrpastoralrat unserer Pfarrei hat sich in diesem Jahr ein Thema vorgenommen, und zwar das Thema „Ehrenamt“. Nun sprechen wir ja in vielen Lebensbereichen vom „Ehrenamt“.  Das gibt es in den Vereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr, in den politischen Gremien, bei der Tafel, und bei vielem anderen mehr.

Was ist aber das Besondere des Ehrenamtes in der Kirche? Wem gegenüber nehmen wir dieses Ehrenamt wahr? Und: Was bewegt uns dazu?

Die Lesungen und das Evangelium für den heutigen Sonntag geben uns auch dazu eine gute Orientierung. Denn das Ehrenamt in der Kirche ist etwas grundlegend anderes, als das Ehrenamt in einem Verein oder im Staat.

Warum ist das so? In den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils findet sich der schöne Satz: „Das Geheimnis der heiligen Kirche wird in ihrer Gründung offenbar.“  Es geht also darum, wer den Anfang macht, wer die Initiative ergriffen hat.

Es gibt Vereine, die sind Bürgerinitiativen. Da haben Bürger den Anfang gemacht, weil sie ein bestimmtes Ziel erreichen wollten. Andere Vereine wurden gegründet, weil Menschen zusammen Fußballspielen wollten oder andere wollten anderen Menschen helfen.

Dass wir uns als Kirche versammeln, das hat sich aber kein Mensch ausgedacht. Und selbst wenn es Menschen gibt, die sich an die Gründung von St. Annen erinnern, so haben sie vielleicht am Bau dieser Kirche mitgewirkt, in Gremien-sitzungen und Veranstaltungen, aber:  sie haben nicht die Kirche gegründet. Es gab die Kirche schon lange vor St. Annen. Es gab die Kirche auch lange vor der Gründung des Erzbistums Hamburg, und vor der Gründung des Bistums Osnabrück. Denn: „Das Geheimnis der heiligen Kirche wird in ihrer Gründung offenbar.“

Geheimnisse sind nicht offensichtlich. Geheimnisse verbergen sich im Sichtbaren. Was ist nämlich das Geheimnis der Kirche? Dass Gott, dass Jesus Christus die Kirche gegründet hat. Er hat Apostel gerufen und gesandt. Diese haben den Auftrag und die Vollmacht an Päpste und Bischöfe weitergegeben. Christus hat Verheißungen gegeben, Aufträge, die wir ausführen sollen, aber in denen ER handelt: die Sakramente zum Beispiel, ja ER selber ist das lebendige Wort Gottes.

Auf IHN sollen wir hören. 

Das, was wir heute  in der ersten Lesung als Verheißung aus dem Alten Bund gehört haben, das hat sich bei der Taufe Jesu hörbar erfüllt. Christus, Gottes Sohn, auf den wir hören sollen.

Und so tun wir nichts Wesentliches, nichts Bleibendes in der Kirche, was nicht auf Ihn und sein Wort zurück zu führen wäre: Dass wir Kinder und Erwachsene taufen, dass wir die Heilige Eucharistie feiern, dass in der Beichte, im Sakrament der Versöhnung Menschen frei gesprochen werden zu einem erlösten Leben mit Gott, das alles haben wir uns nicht selber ausgedacht.

Im heutigen Tagesgebet ist genau dies grundlegend zur Sprache gekommen: Da haben wir gemeinsam gebetet: „HERR, unser Gott, du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen…“

Es war und ist die Initiative Gottes, aus der heraus alles Dienen und Arbeiten der Kirche hervorgeht. Gott hat den Anfang gemacht. Wenn wir nachher zusammen bekennen: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde…“ dann ist das ja keine allgemeine Grundsatzerklärung, sondern unser persönliches Bekenntnis, dass wir unser Leben und unsere Gaben Gott verdanken, und dass wir den Dank dafür so zum Ausdruck bringen, dass wir Gott und den Menschen dienen wollen. „…du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen.“

Und dann folgt ja die Bitte: „Gib, dass wir dich mit ungeteilten Herzen anbeten und die Menschen lieben…“ Offensichtlich ist das nicht selbstverständlich, dass wir Gott mit ungeteiltem Herzen anbeten und die Menschen lieben. Unser Herz kann auch geteilt sein. Die Anbetung kann auch in der Kirche in Vergessenheit geraten: Bei Hauptamtlichen, bei Ehrenamtlichen und bei solchen, die einfach dazu gehören. Und es kann auch sein, dass da Getaufte und Gefirmte sind, die Gottes Gaben zwar bekommen haben, aber Gott damit nicht dienen, dafür nicht danken, IHN nicht verkündigen. - Das alles ist möglich, und das alles hat es in der Kirchengeschichte immer gegeben, bis heute.

Es hat also Gründe, dass der Apostel Paulus an anderer Stelle erinnern muss: „Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus.“ (2 Korinther 4,5). Deshalb soll unser Wirken und Streben so sein, dass unser Dienst kein Hinweis auf uns selber ist, sondern ein lebendiger Hinweis auf Jesus Christus.

             Was hilft uns dazu? Ganz einfach, dass wir Jesus Christus in die Mitte stellen. Immer wieder neu. - Vorsicht aber, wenn die Stimmen zu laut werden, die sagen:
„Ja, das sei doch selbstverständlich, dass Christus in der Mitte steht.“ Nein, das ist nicht selbstverständlich! Wir sind Menschen. Wir sind Sünder. Es ist nicht selbstverständlich, dass Christus in der Mitte steht. Darauf muss man achten! Die Mitte kann sonst auch schon mal in Vergessenheit geraten.

                       Im Evangelium haben wir heute davon gehört, dass Jesus einen Besessenen befreit.

Offensichtlich gibt es Mächte und Gewalten, die einen Menschen unfrei machen können. Mächte, die den Lebensmut verdunkeln und bedrücken, Mächte, die das Gottvertrauen unterdrücken. Mächte, die spalten und destruktiven Streit fördern. All das schreit aus diesem Besessenen heraus: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth?“

Das gibt es ja nun einmal, dass Menschen das Leben, sich selbst und Gott verneinen und ablehnen. Die frohe Botschaft ist aber, dass Jesus befreit, dass Jesus Leben bejaht und Leben schenkt.           

ER befreit Menschen aus dem Dunkel, in dem sie meinen, sie seien nichts wert.

Jesus befreit aus der Verachtung anderer. Jesus befreit aus Schuld. Ja, er befreit sogar aus dem Tod: ER ist auferstanden und ruft uns in seine Gemeinschaft.

Und nun muss uns etwas aufhorchen lassen: Selbst von IHM dem Sohn Gottes wird gesagt: Er war einer, der Vollmacht hat. Was man bei Jesus für selbstverständlich halten kann, ist für uns entscheidend. Jesus war immer mit dem himmlischen Vater verbunden. Immer wieder lesen wir davon, dass er sich zum Gebet zurückgezogen hat.

Vollmacht hat einer, der zwar handeln kann, aber wer Vollmacht hat, handelt immer in Abhängigkeit, immer in Beziehung zu einem anderen. Wenn einer eine Vollmacht hat, dann steckt immer noch ein anderer dahinter. Und genauso ist es mit der Kirche auch. Wir können nur dienen in anvertrauter Vollmacht.

Ja, Christus hat der Kirche verschiedene Vollmachten gegeben: Den Aposteln und dem Papst anders als den Bischöfen, den Bischöfen anders als den Priestern, den Priestern anders als den Laien. Aber immer will Christus selber durch jeden wirken, der zu Ihm gehört. Ein Leib, viele Glieder. Und weil das alles nie nur aus eigener Kraft möglich ist, hat er uns den Beistand, den Heiligen Geist gesandt, der durch uns wirkt, wenn wir auf IHN vertrauen. Eine doppelte befreiende Macht hat Christus:

ER befreit aus Verstrickungen, in die wir, (ob selbst oder durch andere) verschuldet, gekommen sind. Christus befreit aus der Angst nicht gesehen zu werden. Er befreit aus der Vorstellung, selber etwas darstellen zu müssen.

Und ER befreit zu einem erlösten, freien Leben mit Gott, in dem es uns ein Anliegen ist, dass Gott geehrt wird und Menschen Gottes Liebe erfahren.

Das Anliegen ist es nicht, Menschen an Gruppen oder Kreise zu binden, sondern das Anliegen ist es, dass Menschen mit Christus vertraut werden und mit IHM leben in Zeit und Ewigkeit.  Und weil das so ist, dass wir nicht auf uns selber weisen, dann können wir es gemeinsam tun: Alles gemeinsam mit diesem einen Ziel: Dass Gott geehrt und Menschen auf IHN hin gesammelt werden: Viele Gaben,  aber ein Geist, der durch alle wirkt.

Und dazu helfen wir nicht nur anderen, sondern dazu helfen wir auch einander, in der Vollmacht, die Christus schenkt.

Amen
 

Predigt in St. Annen, am vierten Sonntag im Jahreskreis, 31.01.2021
Markus 1, 21-28; Deuteronomium. 18,15-20; 1 Korinther 7,32-35 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 31.01.2021

21 In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte.

22 Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.

23 In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien:

24 Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

25 Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!

26 Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.

27 Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.

28 Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

 

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