Predigt zur Christnacht

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen in der Christnacht in der Heiligen Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

das, was uns zu Weihnachten, zur Geburt Jesu Christi verkündet wird, das ist so reich, so vielfältig, dass wir jedes Mal neu fragen: Worauf gilt es denn nun in diesem Jahr besonders zu achten?

Wie klingt für uns heute die Botschaft, dass Gott sich uns Menschen zuwendet, uns der Heiland geboren ist, Gott als Mensch zu uns Menschen kommt? - Und so hören wir den ersten Satz der ersten Lesung: „Das Volk, das im Finsteren ging, sah ein großes Licht.“ Wir oft ist in diesem Jahr gesagt worden: „Das wissen wir nicht so genau.“ Oder etwas optimistischer: „Das wissen wir jetzt noch nicht.“ Und dieser Satz ist ja keineswegs nur ein Schulterzucken oder gar eine Kapitulation, sondern gegen allen Übermut, (und manchmal auch Hochmut), ist das eine Lebensweisheit.

In vielen Fragen tappen wir im Dunkeln. Eine Lebensweisheit jedes wirklichen Wissenschaftlers, und eine Lebensweisheit, die wir brauchen, wenn unser Leben überhaupt gelingen soll. Wir wissen nicht alles. Aber wir sind auf dem Weg. Und wir sind zusammen auf dem Weg. Zum Leben gehört unser Zusammenleben. Auch das erfahren wir in dieser Zeit ja auch, wenn auch (auf dem Erkenntnisweg der Einschränkung:) wie sehr wir auf ein Zusammenleben hin geschaffen sind. Wir haben eingeschränkte Kontakte und merken genau dadurch, wie wichtig Begegnungen sind, wirkliche Begegnungen. Dass einer den anderen ergänzt, dass einer dem anderen zuhört, dass einer sich für den anderen wirklich interessiert.

Und genau da gibt es Probleme: Mit dem Zuhören, dem Interesse, der Offenheit. Eine große deutsche Wochenzeitung, die für sich in Anspruch nimmt, besonders liberal und gebildet daherzukommen, sie veröffentlicht in diesen Tagen einen Beitrag mit dem Titel: „Mit diesen Büchern werden die Verwandten zu besseren Menschen.“ - Oh ja, das wollen viele: Ihre Mitmenschen erziehen. Und gut ist dann das, was ich denke und will, - meint man. Erwachsenenerziehung satt Erwachsenenbildung. Ja, es stimmt: Jeder Mensch will gerne gehört werden, aber viele Menschen können nicht wirklich zuhören, die Gegenmeinung schwer ertragen.

Und genau das erleben wir in dieser besonders intensiven Zeit besonders intensiv.

Dass einer dem andere nicht zuhört und dass die Gegensätze größer werden: Da sind: Die Vorsichtigen gegen die Leichtsinnigen. Für die Maske oder gegen die Maske. Reisen oder nicht reisen. Rücksichtnahme oder Leichtsinn.

Sicher: All das hat es vor Corona auch schon gegeben:  Keine Frage! Aber nun umso sichtbarer geworden, was auch vorher schon da war.  Das nicht – Hinhören und das nicht-Zuhören.                       

Heute aber hören wir neu: Das Volk, das im Finstern wandelt: Was könnte das für eine Finsternis sein? Und was ist das für ein Licht? Und wie kommen wir heute dorthin, in dieses Licht? Wenn die Bibel, die Heilige Schrift vom Völkern spricht, dann meint sie nicht Nationen, (das wären die Heiden), sondern sie meint das Volk Gottes.

Beim Propheten Jesaja Ist die Rede vom Volk Gottes, das die Gewissheit und die Verbindung zu Gott verloren hatte. „Das Volk, das im Finsteren wandelt.“ Das Volk, das sich abgewandt hat, das erst nicht auf Gott hören wollte, und das nun ohne auf Gott zu hören leben musste. Und nun wendet sich Gott nicht endgültig ab; sondern Gott eröffnet einen neuen Weg. Zur frohen Botschaft gehört es immer, dass Gott uns Menschen ernst nimmt. Er nimmt unser JA ernst, und ER nimmt unser Nein ernst. Gott ist als Mensch geboren, kommt in diese Welt, aber Er bezieht durchgehend auch Menschen ein. Ob wir hingehen, ob wir uns auf das Licht einlassen, das hängt

von unserer Entscheidung ab. Das war bei den Hirten so: Wären sie nicht losgegangen, hätten sie vielleicht eine merkwürdige Engelgeschichte erzählen können, merkwürdig, aber eben nicht lebensverändernd. Am Ende wäre diese Begegnung zu einer Hirtenlegende verblasst.

Dadurch aber, dass sie losgegangen sind, zur Krippe, zum Kind, dadurch haben sie erfahren, dass auch für sie wirklich der Heiland geboren ist. Und weil sie losgegangen sind, haben sie die Erfahrung der Anbetung gemacht, haben sie auch die Begegnung mit Josef und Maria erfahren:

Und so ist das bis heute: Da, wo einer losgeht, um zu Jesus zu finden, wo Menschen im Suchen und im Glauben zusammenkommen, das wächst Gewissheit. „… und sahen ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“

Was ist da also geschehen, in Bethlehem? Christus, das Licht der Welt verändert Menschen, die sich Ihm annähern. Da belehrt nicht einer den anderen, sondern da betet einer mit dem anderen, und einer hört dem anderen zu.

Denn die Dunkelheit des Todes beginnt mit der Dunkelheit, dass einer dem anderen nicht zuhört, weil keiner auf Gott hört. Die Antwort auf die Zuwendung Gottes öffnet Menschen zu der Zuwendung zueinander. Und die Orientierung ist nun eben nicht der Vergleich, nicht die Sorge, zu kurz zu kommen, sondern die Orientierung ist dieser Jesus Christus, Gottes Sohn, der zu uns Menschen gekommen ist, um zu versöhnen, was gespalten ist, zu vergeben, was versäumt wurde, zu heilen, was verwundet ist.

Für uns heißt das heute: Gott wendet sich uns zu: Immer zuerst dem Einzelnen, weil Gott jeden Menschen einzigartig ins Leben gerufen hat, und jeden Menschen anspricht und zuhört.

Aber Er ruft uns eben auch zusammen: Wenn man so will zur Krippe: Das helle Licht Jesus Christus. Aber dann eben auch zum Altar, zur Eucharistie: Schon zu Weihnachten das Osterlicht Jesus Christus. Der, der unseren Tod auf sich genommen hat, damit wir nicht länger wohnen im „Land des Todesschatten“.

Und indem wir zu Christus kommen: treffen wir uns bei IHM, als sein Volk, als Gottes Volk. Lassen wir uns darauf ein, dann erfahren wir: Gott hat nicht nur zu mir gesprochen; ER hat auch zu den anderen gesprochen. Und ER will nicht nur durch mich sprechen und wirken, sondern Er will auch durch die anderen sprechen und wirken.

Wir werden also zur Krippe, zu Jesus Christus gerufen, damit wir zu Gottes Volk gehören. Auch der andere steht jetzt in seinem Licht. Da muss nicht einer den anderen erziehen, nicht einer den anderen zum besseren Menschen machen, sondern als Christen haben wir vor allem diesen Auftrag und diese Botschaft: Dass einer dem anderen in das Licht Jesu Christi hilft. Dass wir zu Christus kommen, mit all dem, was wir heute Abend mit uns tragen: Das tragen wir vor Gott, der uns zum Ziel führt. Denn das Ziel unseres Weges ist doch dies, dass Gott, der auf diese Erde gekommen ist, um uns jetzt zu begleiten, zu leiten hin zu dem Ziel, dass wir Frieden mit Gott schließen.

Amen
 

Predigt in der Heiligen Familie, Christnacht, 24.Dezember 2020
Lukas 2, 1-14; Jesaja 9, 1-6; Titus 2,11-14 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 24.12.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas 2, 1-14.

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augústus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. 

Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirínius Statthalter von Syrien. 

Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.

Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 

Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 

und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 

Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 

10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr.

12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

 

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