Abschiedworte von Pater Benny

  • geschrieben von  Website Team

Liebe Christen in der Pfarrei Katharina von Siena, für mich heißt es nun, Abschied zu nehmen. Die Tage des Aufbruchs sind mit so vielen Gedanken gefüllt, die gleichermaßen in die Vergangenheit und in die Zukunft gerichtet sind.   Deshalb möchte ich auf diesem Wege noch mit einigen Sätzen „die Sprache meines Herzens“ in Worte fassen.

Im Verlauf meiner Zeit mit Ihnen, so hoffe ich,  bin ich Sohn und Bruder geworden. Deutschland ist sozusagen meine zweite Heimat geworden. Mein Aufenthalt in diesem schönen Land war für mich ein wirklicher Ort der menschlichen, geistigen und geistlichen Heilung. Durch unseren gemeinsamen Dialog haben wir die sprachlichen und kulturellen Schranken überschritten, um durch den Glauben an Jesus Christus eine Familie in Gott zu bilden.

Ich habe immer die Vitalität unserer Pfarrei bewundert, die vielen Aktivitäten, die der Nächstenliebe, die den Armen dienen. Die Armen lehren uns nämlich, mehr Mensch zu werden. Deshalb möchte ich Sie weiter bitten, immer die Worte Jesu zu bedenken: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“ Dabei stellt er  keine Bedingungen und formuliert keinen Wunsch. Nein, er sagt: So wie ihr seid, seid ihr Licht und Salz. Diesem Satz möchte ich mich mit ganzem Herzen anschließen.   

Noch einmal möchte ich an dieser Stelle allen in tiefer Dankbarkeit diese zwei Silben sagen: „Danke“. Seien Sie sicher, auch wenn ich Sie verlasse: Meine Gebete werden Sie begleiten. Ich bitte auch Sie, für mich zu beten, damit ich meine neuen Aufgaben, die mich in Indien erwarten, gut erfüllen kann.

Ich verlasse Sie mit dankbarem Herzen!

Ihr Bruder, Sohn, Freund und Pastor

Am „Heiligen Abend 2020“

P. Benny Mathew MST


Abschiedrede

(Es fanden drei Abschiedsgottesdienste statt. In den Abschiedsreden wurden Personennamen aus der jeweiligen Gemeinde genannt, die in dieser Zusammenfassung fehlen)

 

Liebe Gemeinde!

Zuerst möchte ich mich für die freundlichen Worte zu meinem Abschied bedanken.

Seit 10 Jahren bin ich nun in Deutschland. Neun Jahre davon hier in dieser Pfarrei. Auf diesen Platz, davon bin ich überzeugt, hat mich unser Herr geführt. Ich fühle mich hier zuhause und habe viele Freunde gefunden. Ich war fremd und Ihr habt mich aufgenommen. Dafür vielen Dank.

Der Anfang war schwer. Ich hatte Heimweh, war traurig und einsam. Die Sprache, das Essen, das Wetter, die Mentalität, die Kultur – alles anders als in meiner Heimat. Wenige Menschen, mit denen ich sprechen konnte. Sprechen und nicht verstanden werden, nicht die richtigen Worte finden, das macht mutlos. Zusätzlich kam hinzu, dass ich am Anfang keine Aufgaben hatte.  Wie oft habe ich Gott gefragt: Herr, was willst Du? Was soll ich hier in Deutschland tun?

Eines Tages wurde ich von einer Familie eingeladen. Hier konnte ich meine Situation ansprechen. Nach kurzer Diskussion kam das Wort von Papst Johannes Paul  II auf:

„Wenn du einsam bist, suche jemanden, der noch einsamer ist. Öffne deine Gedanken für jene, denen es in irgendeiner Hinsicht schlechter geht als dir, denen du in irgendeiner Hinsicht helfen kannst – durch ein Gespräch, durch eine Handreichung, eine Besorgung oder wenigstens durch das bekundete Mitfühlen“.

Diese Worte gaben mir eine neue Motivation, eine neue Basis. Ich fing an, die Senioren zu besuchen. Zuerst war Erstaunen und Überraschung zu spüren. Fragen und Unsicherheit bei den Menschen. Ein Ausländer, ist der überhaupt Priester?

Mit der Zeit Freude und Dankbarkeit über den Besuch. Später wurde ich von den Menschen schon erwartet, immer häufiger persönlich eingeladen. Neben den Besuchen aus Anlass eines Geburtstages, kamen die Krankenbesuche hinzu, auch in Altenheimen, in Krankenhäusern, Hospizen. Viele Krankensalbungen durfte ich spenden. Bei diesen Besuchen wurde ich immer häufiger von Gemeindemitgliedern begleitet. Dafür vielen Dank.

Die verschiedenen Gemeindegruppen luden mich zu ihren regelmäßigen Treffen ein. Alle diese neuen Kontakte und Aufgaben gaben mir Kraft und Ermutigung. Neben Dankbarkeit  und Freude,  erfuhr ich aber auch von den  Sorgen und den Nöten der Menschen.  Zuhören war deshalb immer  wichtig.

Im Sommer bin ich gerne und häufig mit dem Fahrrad in Norderstedt herumgefahren und habe Gemeindemitglieder in ihren Gärten und ihren Wohnungen besucht. Viele Geschichten habe ich dort gehört.

Ich lernte das Grillen im Garten kennen und durfte die Erträge aus den Gärten kosten. Manchmal konnte ich auch die indische Küche präsentieren. Für alle Begegnungen vielen, vielen Dank.

Ein einfacher Satz von Bischof Wanke aus Erfurt zeigt den Weg, der mich geleitet hat:

„Besuche den anderen in seinem Zuhause, dass ist besser, als darauf zu warten, dass er zu dir kommt. Der Besuch schafft Gemeinschaft. Er holt den anderen dort ab, wo er sich sicher und stark fühlt“.

Durch die neuen Aufgaben und Arbeiten, durch die vielen Gespräche verschwand auch mein Heimweh. Bei den Menschen spürte ich eine Veränderung, immer mehr Offenheit wurde mir entgegen gebracht. Deutschland wurde mir zur zweiten Heimat.

Im Buch „Der kleine Prinz“ steht: „Sind unsere Augen nicht manchmal blind. Müssen wir nicht mit dem Herzen suchen und sehen lernen“.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir auf vieler Art und Weise geholfen haben, die dabei große oder kleine Verantwortungen für die Gemeinde übernommen haben.

Ich kann leider nicht alle mit Namen aufrufen, um jedem persönlich zu danken. Deshalb zuerst vielen Dank den  verschiedenen Gruppen, den Senioren, der Bastelgruppe am Montag, den Frauengruppen, der Wandergruppe. Dank den vielen Helfern bei den Gottesdiensten. Gerne erinnere ich mich an die Kinder- und Familiengottesdienste, besonders an die Gottesdienste mit den Kindern der Kita.

Bewundert habe ich immer die verschiedenen Aktionen in unserer Pfarrei.

Die Arbeit für unsere Basare, die leider dieses Jahr nicht eröffnet werden konnten.

Die Aktion der Sternsinger, manchmal konnte ich die Sternsinger begleiten.  

Der Hungerlauf in der Fastenzeit. Mit großer Freude und mit viel Ehrgeiz bin ich mitgelaufen. Was für eine tolle Idee, den Glauben und die Nächstenliebe mit dem Sport zu verbinden.

Alle diese Aktionen, ich hoffe, dass ich keine vergessen habe, werden mir  in Erinnerung bleiben. In Indien werde ich immer darüber berichten.

Gerne denke ich an die Wallfahrt mit den Messdienern nach Rom. In Rom haben wir die Weltkirche kennengelernt und erfahren, dass wir mit unserem Dienst in der Kirche nicht alleine sind. Am vergangenen Samstag habe ich von den Messdienern ein Fotoalbum überreicht bekommen. In diesem Album sind die 10 Jahre meiner Tätigkeit hier in der Gemeinde dargestellt worden. Das Durchblättern hat mich stark bewegt. Nochmals ein herzliches Dankeschön an die Messdiener.

Ich erinnere mich gerne an die Pfadfinder, die ich mehrmals im Zeltlager besuchen durfte.

Von Ihnen allen in der Gemeinde habe ich viel gelernt. Durch Sie alle, habe ich die deutsche Kultur aufnehmen und kennenlernen können.

Nie vergessen werde ich die Feier zu meinem 50. Geburtstag, die Sie, noch ohne Corona Beschränkungen,  in der Gemeinde  St. Annen ausgerichtet haben. Das gleiche gilt für ihre großzügige Spende, die vor drei Jahren zusammen kam, als mein Heimatland von einer großen Flutkatastrophe heimgesucht wurde. Für dies alles ebenfalls vielen Dank.

Danke den Mitarbeitern des Gemeindeteams, dem Kirchenvorstand. Dank aber auch den hauptamtlichen Mitarbeitern, den Sekretärinnen. Dank den vielen Pastoral- und Gemeindereferenten, sowohl den noch aktiven als auch den ausgeschiedenen. Ich möchte mich bei allen Priestern bedanken, mit denen ich in den vergangenen 10 Jahren arbeiten durfte. Vergessen darf ich auch nicht unsere Bischöfe, die mich hier nach Deutschland geholt haben.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist der Herr, der Sie und mich zusammen geführt hat. Er wird uns einmal fragen, was uns sein Wille im Leben bedeutet hat. Damit wir seinen Willen erfüllen, sind wir  darauf angewiesen, dass einer auf den anderen achtet, dass einer für den anderen betet. Sehen wir uns immer als Kinder Gottes und leben wir danach, denn gemeinsam sind wir auf seinem Weg.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft. Bleiben sie gesund, unterstützen sie weiter diese Gemeinde, übernehmen Sie  kleine oder  große Verantwortung in dieser Gemeinde. Jeder einzelne von Ihnen wird gebraucht.

Die Kerze, die mir am Anfang meiner Tätigkeit in Hamburg von der Gemeinde Reinbek geschenkt wurde und in allen drei Abschiedsgottesdienst gebrannt hat, werde ich symbolisch der kfd Frauengemeinschaft in der Gemeinde Heilige Familie überreichen. Ich hoffe, dass das göttliche Licht  immer weitergegeben wird und unsere Pfarrei dieses Licht auch zukünftig ausstrahlt.

Nochmals vielen Dank für Alles, auf Wiedersehen  und Tschüss.

 

 

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