Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen zum 29.Sonntag im Jahreskreis in der Heiligen Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

auf den ersten Blick scheint das alles ganz einfach zu sein: Natürlich muss man Steuern bezahlen. Kein Staat, keine Straßen, keine Polizei, keine Schule wäre möglich ohne Steuern. Das wäre nicht vernünftig. Und was wären wir jetzt auch in dieser Zeit ohne einen Staat, der nicht mit Geld unterstützen und helfen könnte?

Und so erscheint die Antwort Jesu nur allzu schnell allzu einleuchtend, so als hätten wir sie verstanden, und haben sie doch missverstanden. Viele werden sich denken: Gut, das eine ist weltlich: Staat und Steuern. Das andere ist Religion. Gerade so, als wäre unser Leben zweigeteilt. Sonntags so und alltags anders. Hier die Religion und dort das zu gestaltende Leben: Das Praktische. Und das Eine scheint mit dem Anderen wenig zu tun zu haben.

Und diese Frage richtet ja auch an uns, die wir als Christen leben wollen: Kann das sein, dass auch unser Leben den Eindruck erweckt, als hätte das eine mit dem anderen nichts zu tun? Auf der einen Seite der Glaube. Gerade so, als sei er nur eine Privatsache. Und auf der anderen Seite das praktische Leben: Der Beruf, die Schule, die Arbeit. In der Frage der Pharisäer und In der Antwort Jesu gibt es ein Schlüsselwort: „Dem Kaiser.“ Die Pharisäer fragen Jesus, ob es recht sei, „dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht.“ Und wir bekommen auch gleich noch dazu den Hinweis, dass die Pharisäer beschlossen hatten, Jesus eine Falle zu stellen. Und wenn die Pharisäer Jesus eine Falle stellen wollen, dann geht es immer um die Streitfrage, wer denn Jesus sei. Ist ER Gottes Sohn? Sollen wir Ihm folgen, auf Ihn vertrauen – oder nicht. Geht ihn unser ganzes Leben etwas an oder nicht? Hat er sogar etwas damit zu tun, wie wir unsere Gesellschaft gestalten, oder ist der Glaube eine Freizeitveranstaltung? Jesus erkennt den Hinterhalt und spricht das auch aus: „Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle?“ Und er lässt sich einen Denar reichen.

 Was war auf dem Denar zu sehen? Kaiser Tiberius mit einem Lorbeerkranz, und dazu die Inschrift: „Tiberius Caesar, Sohn des göttlichen Augustus.“ Und auf der Rückseite war der römische, also heidnische Oberpriester zu sehen zusammen mit der Mutter des Kaisers. Und sie wiederum hielt ein Zepter und einen Ölzweig in den Händen. Und durch den Ölzweig wiederum wird sie als ein Symbol für den himmlischen Frieden dargestellt.

Der Kaiser erhebt also einen religiösen, ja einen göttlichen Anspruch. So oder so ähnlich, wie es das bei Diktatoren immer gegeben hat und bis heute gibt. Merkwürdig ist dabei, dass alle Diktatoren, und geben sie sich noch so weltlich, zu allen Zeiten und überall auf der Welt, Christen verfolgt haben und auch heute verfolgen. Diktatoren haben Angst vor Menschen, die Gott geben, was Gott gehört.

Das war bei den Nationalsozialisten so, das war in der Sowjetunion so, das ist heute in China und in Nordkorea so und das ist in vielen muslimischen Staaten so: Oft steht allein schon der Besitz einer Bibel unter strengster Strafe. So ganz scheinen Glaube und Welt dann doch nicht zwei Paar Schuhe zu sein.

Die Botschaft von Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, der Gott, der uns Versöhnung schenkt, ist gefährlich für alle Gewaltherrscher. Und Christen, die mit Christus leben sind es erst recht gefährlich für Diktatoren. Mit anderen Worten: Die Antwort Jesu „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ das ist keine Aufteilung in zwei völlig getrennte Bereiche; also kein Halbe – Halbe. Es ist anders: der Kaiser, der Staat hat ein eigenes Recht. Und dieses Recht ist zu achten. Denn dass es Ordnungen gibt, dass es Regierungen gibt, das gehört zu dem Auftrag, den Gott uns Menschen gegeben hat.

Ja, dass es Regierungen gibt, ist von Gott gegeben. Keine Frage. Und es hat sehr wohl etwas mit dem Glauben zu tun, dass Christen weltliche Gesetze achten: Dass wir eben z.B. wirklich alle Steuern zahlen, die zu zahlen sind, nicht zu schnell fahren und Maske tragen.

 Aber alle staatliche Gewalt hat dieses Recht nur von Gott verliehen bekommen. Von Gott und nicht von unserer Beliebigkeit. Und zugleich muss Jeder, der regiert, der macht ausübt, jeder, der ein Amt hat, sich am Ende vor Gott verantworten.

Das ist der Grund, warum ein Gottesbezug, die Verantwortung vor Gott in die Verfassung gehört: Kein Mensch und keine menschliche Macht darf das letzte Wort über einen Menschen oder über ein Gemeinwesen haben. Ein Staat ohne Gott wird unmenschlich. Er wird deshalb unmenschlich, weil sich nur allzu leicht Menschen an die Stelle Gottes schieben. Ja, es stimmt, das geschieht nicht immer so ausdrücklich, wie bei Kaiser Tiberius. Aber es geschieht.

Aber das bedeutet für uns als Christen dann nicht, dass wir mit aller Welt nichts zu tun hätten, als hätten wir keine Verpflichtungen, müssten keine weltlichen Ordnungen achten. Doch, worauf der Staat wirklich Anspruch hat, das soll er auch bekommen.

           Aber der Zugang liegt woanders. Und da wird es nun persönlich. Da bleiben wir nicht Betrachter, sondern werden Beteiligte. „Gebt Gott, was Gott gehört.“ Die Frage ist doch nicht ernsthaft, ob es richtig ist, Steuern zu bezahlen.  Es ist umgekehrt: So, wie es im Grunde selbstverständlich, Steuern zu bezahlen, so müsste es eigentlich auch selbstverständlich sein, Gott zu geben, was Gott gehört. An wen wir wirklich glauben, wird daran sichtbar, wie wir leben. Mit anderen Worten: An unserer Lebensgestaltung wird sichtbar, woher wir Lebenserfüllung erwarten und worin wir unsere Zukunft sehen.

Deshalb haben vorhin der zweiten Lesung gehört, dass der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessalonicher schreibt, wie sehr er Gott dankt, „für das Werk eures Glaubens, die Opferbereitschaft ihrer Liebe und für die Strandfestigkeit ihrer Hoffnung auf Jesus Christus.“

Das beides gehört zusammen: Das Werk des Glaubens und die Opferbereitschaft einerseits, und andererseits die Hoffnung auf Jesus Christus. Die Frage lautet: Setzen wir auf irgendeine Menschenmöglichkeit oder vertrauen wir auf Gottes Verheißungen?

                                     In der ersten Lesung haben wir gehört, dass Gott zu dem heidnischen König Kyrus sagt: „Ich bin der Herr und sonst niemand.“  Wen glauben wir im Alltag als unseren HERRN und Gott, und von wem erwarten wir Lebenserfüllung und Zukunft? Mehr als man das von uns hören kann, kann man das an unserem Leben sehen.

Gott zu geben, was Gott gehört, beginnt also damit, dass wir uns einerseits darauf besinnen, womit ER uns in dieser Welt anvertraut hat, und andererseits, dass wir uns darauf besinnen, dass Jesus Christus der HERR ist. Die Antwort Jesu ist eine Antwort gegen die Vergöttlichung des Vergänglichen. Das gilt für jede Schöpfungsgabe. Gott zu danken befreit.

Stehen Gottes Gaben aber nicht unter der Herrschaft Gottes, dann stehen bald wir Menschen unter der Herrschaft dieser Gaben. Ohne Gott gilt immer: Was wir haben wollen, hat bald uns.

Im Glauben an Jesus Christus aber, haben wir die Freiheit der Kinder Gottes. Wir glauben an die Auferstehung. Und das befreit uns, erlöst und gelassen mit den uns anvertrauten Gaben umzugehen. Wir nehmen die Welt ernst: Gott hat sie uns anvertraut. Aber im Dank und in der Hingabe an Jesus Christus hat jeder Dienst auch einen Grundton der Erlösung.

Als Gäste auf dieser Erde benehmen wir uns als ordentliche, rücksichtsvolle Gäste. Aber weil unsere Heimat im Himmel ist, können wir hier mit Hingabe dienen und sind und bleiben doch frei, freie Kinder Gottes, in Jesus Christus,

Amen
 

Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis, den 18. Oktober 2020 in der Heiligen Familie
Matthäus 22, 15-21; Jesaja 45, 1 +4-6; 1 Thessalonicher 1, 1-5 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 18.10.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 22, 15-21.

In jener Zeit

15 kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.

16 Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. 

17 Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?

18 Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich?

19 Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denár hin.

20 Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? 

21 Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

 

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