Predigt zu Erntedank

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen an Erntedank in der Heiligen Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

das ist ein schönes Zusammentreffen: Erntedank einerseits und andererseits die Bitte der Jünger: „Stärke uns den Glauben.“ - Warum passt das beides zusammen? Weil beides mit Wachstum zu tun hat, weil beides mit dem Unverfügbaren zu tun hat, das Gott schenkt, weil beides nicht machbar ist, und  doch zugleich  sind wir in beidem beteiligt, am Ende gar verantwortlich. Das gilt einerseits  für die Schöpfung und für die Ernte und andererseits gilt das auch für den Glauben. Was da wächst  und was wir ernten, das hat mit unserem Beitrag zu tun und ist doch unverfügbar, ja, ist am Ende ein Geschenk: „Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit.“ Es ist erarbeitet und doch nicht machbar.

Woran orientieren wir uns? Jesus gebraucht das Bild des Senfkorns. „Wenn ihr Glauben hättet, so groß wie ein Senfkorn …“  Gott will in unserem Leben den Glauben wachsen lassen. Keine Frage. Sehr wohl eine Frage ist aber, ob wir dieses Senfkorn aussäen, pflegen, und wir ihm Aufmerksamkeit schenken.

Bleibt der Glaube nur ein Gedanke, nur ein Wunsch, eine Hoffnung, oder aber gehen wir einen Schritt weiter? Die Hindernisse zum Glauben waren schon immer die gleichen. Das kann Bequemlichkeit sein, oder der Blick auf das, was die anderen sagen oder tun, oder aber eben auch der tiefe Eindruck: Gott und diese Welt, mehr noch: Gott und mein Leben, so, wie ich es geführt habe, das passt nicht zusammen. Da habe ich Dinge versäumt oder falsch gemacht, da haben andere mir gegenüber Dinge versäumt oder falsch gemacht: wo ist Gott, wenn das Böse überhandnimmt?

Davon haben wir in der ersten Lesung gehört: „Wie lange, HERR, soll ich noch rufen und du hörst nicht? … Warum lässt du mich die Macht des Bösen sehen?“

So geht es ja vielen Menschen: Dass sie sagen: „Ja, ich würde gerne glauben. - Aber da ist so vieles, was gegen Gott steht. Irgendwie fehlt mir der Zugang.“

Und das hat immer wieder auch damit zu tun, dass sich eben diese Macht des Bösen zwischen Gott und uns stellt. Konkret gesprochen: Dass Menschen anderen Menschen schaden, sich verfeinden, dass es Verletzungen, Gewalt und Tod gibt.

Wir leben also in einer Welt, in der wir auf der einen Seite eine Ahnung von Gott bekommen können: In den Gaben, die Gott gibt. In der Bewahrung, die Gott schenkt. In der Freude über Gelungenes und über Gemeinsames, das Menschen miteinander teilen.

Aber von all dem gibt es eben auch das Gegenteil: Streit, bis hin zum Hass. Misslungene Gespräche, Enttäuschungen, und über allem: Dass alle Schöpfung vergänglich ist. Ganz zu schweigen von den Kriegen und Katastrophen.

Woher soll da der Glaube kommen? Nur ein frommer Wunsch? Nein, das wäre natürlich zu wenig. Und wieder ist es so ähnlich, wie bei der Ernte: Es ist das Miteinander von Erinnerung und Verheißung, von einer Erzählung, wie Gott schon gehandelt hat, und Schritten, die wir auf sein Wort hin tun. Es gibt bereits Erfahrungen: Die gibt es bei der Ernte aus früheren Jahren. Und die gibt es im Glauben, auch bei denen, die vor uns waren. Das gilt oft in der Familie. Das gilt immer in der Kirche. Aber das gilt auch darüber hinaus noch bis zurück in den Alten Bund. Die Gebote fangen so an: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus der Knechtschaft in Ägypten befreit habe.“ Gott hat gehandelt, wo Menschen auf IHN vertraut haben. Israel feiert so das Paschafest, den Aufbruch aus der Gefangenschaft, hin ins gelobte Land. Gott ruft, aber Menschen gehen daraufhin auch tatsächlich los.

Wir sprechen in jeder Sonntagsmesse das Glaubensbekenntnis, erinnern uns und andere: An Gott, den Schöpfer, an das Opfer Jesu und seine Auferstehung, sprechen vom Heiligen Geist und  von der Gemeinschaft der Glaubenden. Schon lange vor uns ist Gott in diese Welt gekommen und hat auf Schuld und Tod eine völlig andere Antwort gegeben, als wir uns jemals hätten ausdenken können. ER hat das Böse nicht mit Gewalt besiegt, sondern ER hat die Gewalt des Bösen dadurch besiegt, dass er sie auf sich gezogen hat: dass ER sich richten lassen hat am Kreuz.

Und nun reicht ER uns die Hand, will uns hineinnehmen in seine Hingabe, wenn ER uns an seinen Tisch lädt  und wir bezeugen: „Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Gott ist in die Geschichte gekommen. Aber Er kommt nicht so, dass ER zwingt, sondern so, dass ER anklopft, bittet: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“

Das ist die eine Seite: Gott handelt. Genau das feiern  und  vergegenwärtigen wir in der Eucharistie.

Die andere Seite: Unsere Antwort. Zu glauben heißt nun IHN immer wieder neu IHN aufzunehmen, wie ein Saatkorn: Die Zusagen, die Sein Wort uns macht, ernst zu nehmen, anzunehmen: „Bittet, so wir euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Und daraufhin bitten und beten wir. Seine Vergebung anzunehmen, und neu anzufangen. Und daraufhin bekennen wir unser Versäumnis, und empfangen seine Vergebung. Wir nehmen seine Einladung an, und fragen, wie er jeden einzelnen von uns führen will. Das Senfkorn Glaube geht dann auf, wenn Menschen sich Jesus anvertrauen. Mit vornehmer Zurückhaltung gibt es keine Gotteserfahrung, sondern wer loslässt, der gewinnt. Wir haben da sin der zweiten Lesung gehört: „Gott hat uns keinen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe, und der Besonnenheit.“ Denn darauf vertrauen wir, dass es im Entscheidenden immer Gott ist, der handelt. Wir vertrauen uns Ihm an, aber ER handelt.

Deshalb sagt Jesus heute am Ende des Evangeliums, dieses auf den ersten Blick vielleicht etwas befremdliche Wort: „Wenn ihr alles getan habt, was ich euch befohlen habe, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Solange wir Menschen meinen, wir selber wären es, die wir die Kirche bauen, solange wir meinen, wir würden machen können, was Gott wachsen lassen will, solange wir Sorge haben, zu kurz zu kommen, solange ist ein solcher Satz einfach nur eine Zumutung. Wer immer nur auf sich selber sieht, der fragt: „Warum lobt Jesus die Knechte nicht?“ - Hat uns Christus aber erreicht, dann steht ER im Mittelpunkt; und es ist Sein Wirken, dass alles gute Wollen auch Frucht trägt.

           Was stärkt uns also den Glauben? Dass wir nicht in Sorge um uns selber kreisen, sondern mit Christus ins Zweigespräch, in den Dialog gehen. Das geschieht im Gebet: Zum Beispiel darin, dass wir nicht nur allgemein, sondern ganz konkret danken. Immer wieder. Dass wir unsere Überlegungen und Pläne vor Gott aussprechen.

Und schließlich: dass wir in einer Haltung auf die Heilige Schrift hören, in der wir darauf hoffen und es erwarten, dass Gott durch sein Wort in unser Leben spricht.

Dir gelten die Zusagen seines Wortes. Uns gemeinsam gilt der Auftrag, den Glauben zu bezeugen. Achten wir einmal darauf, in welchen Grundton wir reden. Nicht in einem Geist der Verzagtheit, des Klagens und Nörgelns, sondern der Kraft,  der Liebe und der Besonnenheit.

An uns ist diese Aufforderung gerichtet, nicht nur an Timotheus: Entfache die Gnade Gottes in deinem Leben wieder. Bring die Glut wieder zum Brennen. So wächst der Glaube, dass wir Gott heute darum bitten, durch Christus, unseren HERRN.

Amen
 

Predigt an Erntedank, den 6. Oktober 2019 in der Heiligen Familie
Lukas 17, 5-10; Habakuk 1,2-3+2,2-4; 2 Timotheus 1,6-8+13-14 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 06.10.2019

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 17, 5-10.

In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

 

Artikel bewerten
(7 Stimmen)
Durchblättern der Artikel (vor/zurück): « Auf der Spur unseres Glaubens Sonntag der Weltmission 2019 »
Nach oben