Predigt vom 5. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 5. Sonntag im Jahreskreis gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

um es einmal mit den Worten des II. Vatikanischen Konzils zu sagen: Reich gedeckt, sehr reich gedeckt ist uns heute der Tisch des Wortes. Aber wie das mit einem reich gedeckten Tisch so ist: Da ist auch schwere Kost dabei.

In beiden Lesungen und auch im Evangelium geht es um Berufungen. Gott beruft Menschen. Und da prallen erst einmal zwei Welten aufeinander. Gegensätze: Gott ist heilig, vollkommen, unvorstellbar in seiner Größe. Ja, ER hat sich in Christus erreichbar gemacht, hat uns erreicht, Gott sei Dank! Aber das ändert ja nicht daran, dass Gott unfassbar, heilig und unverfügbar ist.

Es geht um mehr als um eine Information oder um einen Gedanken, sondern es geht um die Begegnung mit Gott. Und Gott ist unfassbar. Aber um nicht weniger geht es im Glauben. Gott lässt sich nicht einfach mal so einsortieren in unsere Verfügbarkeiten. Bei Jesaja haben wir gehört, dass Jesaja ausruft: „Weh mir, denn ich bin unreiner Lippen, mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich …“ Im Licht der Größe Gottes, wird Jesaja seiner Sünde bewusst. Sicher, wer weiß das nicht: Menschen reden viel, auch viel Schlechtes. Auch über andere. Aber sobald das ans Licht kommt, sobald ein Mensch merkt: ich muss über mein Reden und Gerede auch Rechenschaft ablegen, da ändert sich vieles.

Wie oft sagen Menschen deshalb auch:
„Na ja, ich will ja nichts gesagt haben.“  Zu Deutsch: Ich habe es zwar gesagt, aber ich will dafür nicht verantwortlich sein. Dabei weiß jeder, was Worte anrichten können. Wir wissen das. Jesaja wusste das. Sein Volk wusste das. Aber erst in dem Moment, als er es mit Gott zu tun bekam, da kommt, da wacht er auf: „Weh mir, denn ich bin unreiner Lippen.“ Er erschrickt über sich selber Und er erschrickt über sein Volk.

Und wir haben das von Petrus gehört: Reich und überreich ist sein Fischzug. Er hätte jubeln und Gott danken können: So viele Fische! Man hätte auch sagen können:
„Sein Vertrauen auf Jesus hat ihm geholfen.“ Hier aber nichts davon. Als er merkt, dass Jesus nicht irgendein Mensch ist, sondern dass er es hier mit Gott zu tun bekommt, da möchte er Jesus am liebsten aus dem Boot werfen: „Geh weg von mir; ich bin ein sündiger Mensch.“

Und das sagt nun nicht jemand, der etwas besonders auffällig Schlimmes getan hätte. Nirgendwo wird berichtet, dass Petrus gestohlen oder jemanden umgebracht hätte. Nirgendwo wird erzählt, dass Petrus gelogen oder jemanden betrogen hätte. Er war kein Dieb oder Lügner oder Ehebrecher. Nein,
er war Fischer. Und er war gerade dabei, seine Arbeit zu tun.

Was heißt das für uns? Nicht wenige sagen ja zum Beispiel, sie wüssten gar nicht, was sie in der Beichte sagen könnten: Ihnen wäre keine Sünde bewusst. Ja, das glaub‘ ich. Das gibt es. Wer von Gott nur eine Idee hat, eine Meinung, aber wer nie vor Ihm still wird, wer sich Gottes Wort so zurechtlegt, dass es passt, der wird sich vor Gott schon ganz ok finden.

Dann wird eher wichtig, was die Leute sagen, und vor allem: was die Leute sehen. Wir werden heute gefragt, wer unser Gott ist. Auf welches Wort achte ich? Wessen Wort und Urteil fürchten wir wirklich? Denn der ist unser Gott, nach dessen Urteil wir uns richten.

Das Evangelium und die Lesung zeigen uns heute, dass Sündenerkenntnis von Gott kommt. Ohne Ihn begreifen wir gar nichts. Ohne Gott geben wir zu, etwas falsch gemacht zu haben. Ohne Gott kann uns auch etwas leidtun. Ja, wir können sogar etwas bereuen. Das alles geht auch ohne jeden Glauben.

Aber, dass wir Gottes Versöhnung brauchen, dass wir Gott etwas schuldig geblieben sind, dass da eine Kluft zwischen Gott und uns ist, das merken wir erst, wenn wir Gott die Tür öffnen. Nein, es geht nicht darum, jemanden schlecht zu machen. Aber viele, auch viele Christen achten mehr darauf, wie sie vor den Leuten dastehen, anstatt zu fragen: „Wie steh ich vor Gott da?“

Ja, es stimmt, dass Gott jeden Menschen liebt. Aber genau deshalb lässt er uns eben nicht mit uns selbst allein. Denn es tut unserem Leben nicht gut, ohne Gott zu leben: Ohne Gott zu leben macht selbstgerecht und kleinlich. Gott zu begegnen macht demütig. Erst vor Gott begreifen wir, dass wir Sünder sind. So, wie Jesaja.
So, wie Simon Petrus. Und die haben zu Ende zugehört und so erfahren, dass Sündenerkenntnis vor Gott uns nicht klein macht, sondern menschlich. Gott antwortet, wenn wir ehrlich werden. „Fürchte dich nicht“ sagt Jesus zu Petrus: „Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Nur den demütigen Petrus kann Jesus gebrauchen. Erst den demütigen Paulus kann Gott gebrauchen. Erst den demütigen Jesaja kann Gott gebrauchen.

Aber dann fängt etwas Neues an. Wie kommt es dazu, dass in unserem Leben etwas Neues anfängt? Wie kommt es dazu, dass in der Kirche etwas Neues anfängt?
Nein, nicht zuerst dadurch, dass wir die Ärmel hochkrempeln. Auch nicht dadurch, dass irgendwo irgendwelche Reformen geträumt werden. Sondern neu wird etwas dadurch, dass wir genau das tun, was Jesus sagt. Es ist nicht gut, das Gebet zu kürzen oder gar auszusortieren. Es ist nicht gut, die Beichte auszusortieren.

Im Glauben ist es, wie beim Autofahren: Abkürzungen führen oft in die Sackgasse. Beim Fischzug des Petrus half die Aufforderung Jesu: „Fahrt hinaus, wo es tief ist.“
Und das Hatte Jesus zu Simon gesagt, als er und seine Kameraden resigniert waren. Ihr Spruch war: „Es hat ja doch alles keinen Zweck.“ Sie waren im „noch“ gefangen. Wie viele Fische fangen wir noch? Wie viele Leute kommen noch? Im „noch“ gefangen. Der Misserfolg als Leitwort.

Aber Jesus sagt zu ihnen: „Fahrt hinaus, wo es tief ist und werft eure Netze zum Fang aus!“ Haben sie bisher mit dem Menschenmöglichen gerechnet, mit dem Machbaren, so wagt Simon jetzt mehr: „Auf dein Wort hin.“ „Auf dein Wort hin werfe ich die Netze noch einmal aus!“

Und das gilt auch für uns: Wir sind nicht die routinierten Wissenden, die nur noch umzusetzen hätten, was wir längst wissen. Christen sind vor allem Hörende, dann Vertrauende und dann erst Handelnde. Das können wir von Petrus lernen:

Petrus tut das, was Jesus sagt. Aber Jesus tut das Wunder. Nicht Petrus.

Zu Beginn des Jahres 2000 hat Papst Johannes Pauls II. ein Apostolisches schreiben herausgegeben. Das Leitwort war genau dies: „Fahrt hinaus, wo es tief ist.“ Wir stehen nun in einem Jubiläumsjahr: 50 Jahre St. Hedwig. 5 Jahre St. Katharina von Siena. Achten wir doch darauf, dass wir nicht einfach nur fleißig sind, sondern dass wir fleißig darin sind, neu zu hören, ja, dass wir Hörende werden, die erst dann tun, was Jesus wirklich sagt.

Amen
 

Predigt am 5.Sonntag im Jahreskreis, den 10.02.2019 in St. Hedwig; Lukas 5, 1-11; Jesaja 6, 1-8; 1Kor 15, 1-11 von Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 10.02.2019

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 5, 1-11.

In jener Zeit, als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach..

 

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