Predigt zum Hochfest Christkönig

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen zum Hochfest Christkönig gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

als Papst Pius XI. im Jahr 1925 den Christkönigssonntag als Hochfest in den liturgischen Kalender aufnahm, da hatten die Königshäuser bereits ihre politische Bedeutung verloren. Warum dann dieses Hochfest mit diesem Namen? Papst Pius nennt sein Motiv so: Er sagte, er wolle ein Zeichen setzen „gegen die zerstörerischen Mächte dieser Zeit.“ Der Erste Weltkrieg mit all seinem technischen Fortschritt im Dienst der Grausamkeit war gerade einmal sieben Jahre vorbei, also allen noch vor Augen.

Und heute? Wir brauchen immer noch und immer wieder dieses Zeichen gegen die zerstörerischen Mächte - nun eben - unserer Zeit: Ja, immer noch Kriegstechnik. Immer noch Gewalt. Aber eben auch Gewalt in anderer Gestalt: Gewalt von Worten und Intrigen. Ein Vertrauen auf das Machbare, oft auch gegen andere Menschen. Manche werden sagen: „Ja, so ist das nun einmal in der Welt.“

Was haben wir aus dem Evangelium gehört, was sagt Jesus zu Pilatus? „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen.“ In dieser Welt können sich viele nur das Gesetz der Gewalt vorstellen, das Machbare, das Geld und die Macht und der laute Applaus, und das, was Menschen für Erfolg halten.

Die frohe Botschaft des Evangeliums lautet aber: Dieser König, den wir heute feiern ist nicht von dieser Welt. Er ist kein König der Gewalt ausübt, sondern ER ist ein König, der Gewalt erleidet. ER ist kein König, der unterdrückt, sondern ein König, der befreit. Einer, der nicht verurteilt, sondern der sich verurteilen lässt, damit wir frei werden zur Versöhnung. Ja, „ … nicht von dieser Welt,“ das sagen wir dann, wenn uns etwas besonders fremd, ja schräg vorkommt. Der Weg Jesu ist dieser Welt fremd.

Und doch nennen wir genau diesen König unseren HERRN. ER, der nach Tod und Auferstehung sagt: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.“ Auch die Macht über den Tod. Auch die Macht über alles Böse und Zerstörerische.

Als Christen sind wir auf seinen Namen getauft, und tragen wir seinen Namen. Zu jeder Taufe gehören immer auch die ausdeutenden Riten: Vor dem Taufkleid und der Taufkerze, als Erstes die Salbung mit dem Chrisamöl: „Auf dass du für immer ein Glied Christi bleibst, der König, Priester und Prophet ist in Ewigkeit.“ Wir haben nun Teil an der Herkunft Jesu. Und wir haben Teil an seiner Zukunft. Nicht aus dieser Welt und über diese Welt hinaus. Himmel und Erde werden vergehen, seine Worte werden nicht vergehen.

Ja, Pilatus hatte gehört, dass die Juden auf einen Messias, auf einen König warteten, dessen Reich nicht vergeht. Aber was soll das heißen? Also fragt Pilatus nun ganz direkt: „Bist du der König der Juden?“ Und nach einigem hin und her sagt Jesus dann: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Und das macht Pilatus ratlos, ja fast fassungslos. Die alten Machthebel, die Halbwahrheiten, die Hintertüren, die Intrigen und das Reden hinter vorgehaltener Hand das alles funktioniert bei diesem König nicht.

Und so, wie Pilatus geht es auch heute vielen. Sie ahnen da etwas. Sie ahnen, dass die Königtümer des Bluffes, die Bündnisse der Feindseligkeiten, dass die Königtümer des Augenzwinkerns des: „das machen doch heute alle so“, in Wahrheit doch gar nicht so clever sind. Und sie spüren sogar, wie unfrei es macht, nicht in der Wahrheit zu sein. Wie unfrei es macht, ständig nur eine Rolle zu spielen.

Aber, was für ein Königtum ist das, von dem Jesus da spricht? Wenn der Zwang, der Bluff und die die Täuschung unfrei machen, dann muss dieser andere König in die Freiheit führen können. Jesus ruft in ein befreiendes Königreich. Da gibt es einen Ausweg aus unseren Verlegenheiten. Dieser König stellt unser Versagen und unser Versäumtes nicht an den Pranger. Ja, ER nimmt es sogar mit dem Sterben auf. Der trägt auch dann noch, wenn alles andere weg bricht: Wenn die Gesundheit schwindet, wenn Schulden drücken, oder wenn die Ehe zerbricht, sich Eltern und Kinder nicht mehr verstehen. Dieser König ist noch da, wenn alle anderen sich abwenden.

Ich glaube, Pilatus hat das geahnt. Auch im Gespräch mit Jesus fragt er ja:
„Was ist Wahrheit?“ Da geht es nicht um Philosophie, da geht es um die Frage:
Was bleibt? Was trägt?

Da geht es darum, wie wir getrost leben und wie wir getrost sterben können. Es geht um unsere Gottesbeziehung, nicht nur um einen Gedanken. Und so sagt Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Und weil es hier nicht nur um eine Nachricht geht, sondern um unser Gottesverhältnis sagt Jesus: „Ich bin ein König. Ich bin in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Ein König, der hingeht, in die Welt, aber eben nicht um zu unterdrücken, sondern um zu befreien. Nicht um zu verurteilen, sondern um zu versöhnen. Nicht um Tod und Leid zu bringen, sondern um auf sich zu nehmen, was in Wahrheit Not macht: Den Streit und den Tod. Genau deshalb steht Jesus ja vor Pilatus. Deshalb wird ER wie ein Verbrecher verhört wird, geschlagen, verspottet, - dann schließlich bis hin zum Kreuz, wo ER stirbt und ausgerechnet dort den Tod auf sich nimmt – und besiegt. Kein Zufall also, dass Pilatus genau an dieser Stelle nichts mehr versteht: Als Jesus fragt: „Hast du das von dir oder haben dir das andere über mich gesagt,“ da antwortet Pilatus (wiederum eher spöttisch): „Bin ich denn ein Jude?“ Er hätte auch sagen können: „Bin ich denn einer vom Volk Gottes?“

Stehe ich in einer Beziehung zu Gott? Und genau das ist es: Die Wahrheit macht nicht frei, weil man etwas weiß, sondern die Wahrheit macht den frei, der sich diesem König anvertraut. Denn dieser König ist nicht gekommen, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Die Herrschaft Jesu beginnt also bei jedem Einzelnen, und zwar so, dass ER uns dient. Jesus dient uns zuerst dadurch, dass wir IHM die Wahrheit sagen, auch die Schatten, auch das Bedrückende, auch das, was uns peinlich ist, und nicht verklagt werden, nicht ausgelacht, nicht in die Ecke gestellt werden sondern ER uns einen Neuanfang schenkt. Jesus regiert durch Versöhnung.

Also wird dieser König wird zuerst so geehrt, dass wir IHN um Hilfe anrufen und in Beziehung zu Ihm treten: Deshalb das Kyrie am Anfang jeder Messe! HERR, erbarme dich! Wen ich um Hilfe anrufe, den ehre ich dadurch, dass ich ihm das zutraue, ihm das glaube, dass er auch wirklich und dauerhaft helfen kann. Das ist der Zugang zu diesem König: „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ sagt Jesus. Das ist der nächste Schritt: Aus der Wahrheit zu sein heißt, sich für Christus zu öffnen, ja, sich an Ihn zu binden. Aus dem Hören auf Jesus
Wird ein Ge – hören zu Jesus. Wenn wir gleich die heilige Eucharistie feiern,
dann tun wir das im Lob und in der Anbetung des Königs über alle Könige. Und:
wir bekommen darin Anteil an Seinem Königtum:

Und so sind wir auch als Christen nicht von dieser Welt. Wir unterscheiden uns von der Welt. Christen gehören zum Volk Gottes. Bei jeder Taufe wird dem Täufling zugesprochen, dass er nun Anteil hat an Christus, der König, Priester und Prophet ist. Wir haben nun Teil an der Haltung Jesu Christi: Auch das gehört zur Teilhabe an Seinem Reich: Gesandt zu werden als Zeugen und Boten. Was für ein Königreich ist das also, das Jesus regiert? Es ist sichtbar in den Sakramenten, erfahrbar im Glauben und will gelebt werden, dort, wo wir hingestellt sind. Und weil dieses Reich ein ewiges Reich ist, leben wir in dieser Welt so, dass wir zwar wissen, dass vieles nie so ganz gelingt, vieles unvollkommen bleibt, und doch haben wir einen HERRN und ein Ziel, den Himmel der schon jetzt durch alles Unvollkommene durchscheint. Das ist unser gemeinsamer priesterlicher Dienst, dass wir zu Jesus Christus, unserem König einladen. 

Amen
 

Christkönig, 25.11.2018, Predigt zu Johannes 18, 33–37 von Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 25.11.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 18, 33–37.

In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

 

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