Predigt am 5. Sonntag der Osterzeit

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unseren Pfarrer Hans Janßen am 5. Sonntag der Osterzeit, dem 7. Mai 2023 in der Hl. Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wie nennen die Bibel ja auch die Heilige Schrift. Und wir tun das zu Recht. Gott gebraucht dieses Buch. Und wenn Gott spricht, dann gehören Wahrheit und Liebe immer zusammen.

Und dazu gehört auch: Es wird nichts beschönigt. Wir lesen da davon, dass Apostel von Jesus getadelt werden. Dass Petrus Jesus verleugnet. Und heute, wie Jesus zu Philippus sagt: „So lange bin ich nun schon bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus?“

Was ist daran gut, dass die Bibel so offen redet? Zweierlei: Erstens: Das alles spricht für die Wahrhaftigkeit der Bibel: Die Väter des Glaubens werden nicht besser gemacht, als sie sind. Nichts wird von dem Versagen des Königs David oder der anderen Könige verschwiegen, nichts vom Versagen der Apostel. Nichts wird vertuscht. Das ist das eine, warum diese Offenheit bemerkenswert ist: Die Bibel erzählt keine ausgedachten Heldengeschichten. Das andere: Dann gibt es also Hoffnung: Gott kann mit uns Menschen etwas anfangen, die wir voller Makel sind. Es gibt Hoffnung für jeden von uns und es gibt Hoffnung für die Kirche.                         

Und genau davon erzählt auch die erste Lesung aus der Apostelgeschichte, die wir gehört haben. Da ging es ja um die erste Gemeinde in Jerusalem. Was war passiert? Es gab Zugezogene. Hellenisten. Also Leute aus Griechenland. Und deren Witwen wurden bei der Versorgung in der Gemeinde einfach übersehen. Die Verteilung war bis dahin immer so. Aber die Zugezogenen waren eben noch nicht schon immer da.

Und so wurden deren Witwen einfach übersehen. Also gab es Unruhe und Unmut in der Gemeinde. Immerhin: Diese Gleichgültigkeit und die Lieblosigkeit wurden bemerkt.

Aber was tun die Apostel? Auf der einen Seite verzetteln sie sich nicht. Sie machen nicht alles selber. Sie fragen nach den Gaben in der Gemeinde und sie fragen nach der Verteilung der Aufgaben in der Gemeinde. „Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen.“ sagen sie.

Und so sorgen sie dafür, dass Diakone gefunden werden, die sich um die Versorgung der Witwen kümmern. Aber, und das ist wichtig, diese Diakone sollen nicht nur einfach gut im Organisieren und Helfen sein, sondern das müssen geistliche Leute sein: Nächstenliebe und Glaubenszeugnis, Glaube und Handeln gehören zusammen. Das sind zwei Seiten einer Medaille.  Da kann man nicht sagen: „Ich glaube zwar nicht, die Messe interessiert mich auch nicht, aber die Ärmel hochkrempeln, das kann ich.“ Nein: „Männer voll guten Ruf und voll Geist und Weisheit.“  sollen es sein.

Damit sind – bis dahin - schon zwei Dinge gesagt: Das Erste: Genauso wie jeder einzelne Christ, so ist auch die Kirche in ihrem Lebensvollzug nicht makellos. Die Zugezogenen wurden übersehen. Auch für die Kirche gilt: Wo Menschen zusammenkommen, da gibt es auch Konflikte. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Einerseits: Das Problem ansprechen und den Menschen nicht ablehnen. Und auf der anderen Seite eben auch: Nicht gleich beleidigt sein, wenn Probleme angesprochen werden. Das ist der Erste Schritt: Fragen, was Gott jetzt will.                                     

Wir haben das im Evangelium gehört, dass Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Wer zu Ihm kommt und die Karten auf den Tisch legt, über den wird nicht gelästert, sondern mit dem fängt Gott neu an, weil es eine Vergebung, eine Versöhnung – und weil es deshalb einen Neuanfang gibt. Dass also die Zugezogenen übersehen worden waren, das wurde nicht einfach als Panne oder kleines Versehen abgetan, kein: „sorry, dumm gelaufen, aber macht ja nichts,“ sondern:  die Lieblosigkeit wurde auch Lieblosigkeit genannt.       

Das ist der erste Schritt, der die Kirche und der jeden Christen heiligt, dass wir unserer Sünde auch Sünde nennen. Und dazu gehört etwas Zweites: Die Apostel wissen, dass die Kirche nichts ist, was wir Menschen machen. Die Kirche ist auch nichts, was wir Menschen machen können.

Alles wirklich Wichtige in der Kirche bewirkt nur Gott. Ja, ER ruft uns, Ja, ER ge-braucht uns, aber ER ist es, der wirkt.

Davon haben wir in der Zweiten Lesung gehört: Die Kirche ist keine Idee von Menschen, nichts von Menschen Gemachtes, sondern die Kirche wächst durch Menschen, die von Gott herausgerufen und zusammengerufen worden sind.

Da heißt es ja: „Schwestern und Brüder!  Kommt zum HERRN, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist.“

Dreh und Angelpunkt der Kirche und der Gemeinde ist also nicht zuerst unser Tun, sondern Dreh und Angelpunkt ist unsere verbindliche Zugehörigkeit zu Jesus Christus. ER ist der Eckstein, der in den Winkel von zwei Mauern gesetzt wird und dem Fundament Halt gibt. Der Eckstein, der von den Bauleuten verworfen worden ist.                                      

Warum das nun wieder? Warum wurde Jesus verworfen? Weil Jesus – wahrer Mensch – uns so nahegekommen ist, dass ER sich verwechselbar gemacht hat, so, als wäre ER so wie wir:  Fehlerhaft. Dabei ist Jesus makellos, vollkommen, Gottes Sohn. Aber wie ein Sünder, wie einer, dem gleichgültig wäre, wie ein schäbiger Egoist hat sich Gott verurteilen lassen, damit wir durch Ihn zu Gottes Kindern werden.

Deshalb ist Jesus der Eckstein, der Endstein, auf den alles zuläuft, der alles zusammenhält, auf den sicher jeder der zur Kirche gehört als lebendiger Stein bezieht und ausrichtet. So, wie wir, wenn wir in die Kirche kommen, immer auf den Altar zugehen. Immer auf Christus zugehen.

               Und genau das ist auch der Grund, warum die Diakone, die sich um die zugezogenen Witwen kümmern sollten „Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit“ sein sollten. Denn alles Wesentliche, was in der Kirche und in der Gemeinde geschieht, soll aus dieser Bindung an Jesus Christus heraus geschehen. Und dann steht da am Ende der ersten Lesung dieser wichtige Satz:

„Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer …“Wir können daran ablesen, was die Kirche und den Glauben lebendig macht: Dass wir uns immer wieder neu binden an Jesus Christus. Wo aber diese Verbindung zu Jesus aufhört, da fängt der Unfriede an. Da gehören dann die einen dazu, aber die anderen werden vergessen, nicht gemocht und nicht gewollt. Und das ist Sünde. Die Vielfalt der Gaben in der Kirche aber kann sich entfalten, solange Jesus in der Mitte steht. Viele Wohnungen, sagt Jesus, sind im Haus seines Vaters, viele, verschiedene lebendige Steine, aber nur Jesus ist der Eckstein, nur Jesus ist Weg, Wahrheit und Leben.

Wir haben in vielen Kirchen Strahler, die auf den Altar leuchten. Und die Kerzen und die Flambeaus meinen das Gleiche: Dass wir und jeder und alles sich auf Jesus bezieht. Darauf kommt es an: Dass alle Scheinwerfer auf Jesus zeigen. Und so klingt nun auch der Anfang des heutigen Evangeliums noch einmal neu: „Lasst euch nicht verwirren!“ Lasst euch nicht verwirren von eurem Makel und dem Makel der anderen. Lasst euch nicht verwirren vom Stimmgewirr der vielen Interessen. Die haben nichts Tragfähiges. Aber seht und hört hin, was wirklich nicht in Ordnung ist.

Und lasst dann euch korrigieren, wo ihr nur um euch selber gedreht habt, und geht damit zu Jesus Christus, der euch mit Namen gerufen hat. Denn auch das gehört dazu: Jeder Christ, jeder lebendige Stein der Kirche hat eine ganz eigene Berufung. Und der gilt es nachzugehen. So wird das lebendige Haus der Kirche aufgebaut.

Was nehmen wir heute mit? Dadurch ist die Kirche lebendig, dass wir alle Scheinwerfer auf Jesus Christus richten. ER ist der Eckstein, der alles zusammenhält und durch seine Kirche und durch uns wirken will.

 Amen 


Predigt am 5. Sonntag der Osterzeit, dem 7. Mai 2023 in der Hl. Familie

Apostelgeschichte 6,1-7, 1 Petrus 2,4-9, Johannes 14,1-12


 

Tagesevangelium 07.05.2023

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! 

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? 

Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. 

Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. 

Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? 

Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 

Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 

Philíppus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. 

Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philíppus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? 

10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. 

11 Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! 

12 Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

 

 

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