Videoimpuls zum 4. Sonntag der Fastenzeit

  • geschrieben von  Website Team

In der Zeit bis zum 30. April 2020, in der wir keine gemeinsamen Gottesdienste feiern können, werden wir hier öfter Videoimpulse aus unseren Kirchen veröffentlichen. Heute lädt Pfarrer Janßen zum Gebet in die offenen Kirchen, liest das Evangelium und Predigt dazu.

 


Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

der vierte Sonntag in der Fastenzeit hat einen besonderen Beinamen: Laetare – Freut euch! Um das zu verstehen, muss man schon zweimal hinsehen. Dass wir von der Freude sprechen,  wird manch einen in dieser Zeit wundern. Passt das? Nach und nach, und jetzt ganz sicher mussten wir begreifen, dass die Bedrohung durch das Corona – Virus wirklich ernst ist. Tag für Tag hören wir nicht nur von den steigenden Zahlen der Erkrankten, sondern auch von den vielen Verstorbenen. Ist es da nicht völlig unpassend eine solchen Sonntag mit einem solchen Namen zu feiern?

„Freut euch!“? Ja, auf den ersten Blick leuchtet dieser Einwand ein. Auf den zweiten Blick sehen wir aber, dass dieser Sonntag seinen Namen schon immer quer und im Kontrast zu jeder Zeit hatte. Im Kontrast zur Fastenzeit. Es ist die Zeit, in der wir den Weg Jesu Christi zum Kreuz mitgehen: Seine Angst im Garten Gethsemane. Seine Schmerzen, Seine Leiden. Gott, der in die Welt gekommen ist und Leid und Tod auf sich genommen hat. Warum dann: „Freut euch!“? Dieser Sonntag erinnert uns auf dem Weg zum Kreuz  an das Ende dieses Weges. Und das Ende Jesu bleibt eben nicht der Tod am Kreuz, sondern seine Auferstehung. Noch auf dem Weg, obwohl noch nichts zu sehen ist, sollen und dürfen wir einen Blick dafür bekommen, was nun,  seit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christis gilt.

Am Horizont ist nicht die Resignation, nicht die Mutlosigkeit, sondern  am Horizont ist Ostern: die Auferstehung, Jesus Christus, das Licht der Welt. ER ist heute hier.

Wir haben das im Evangelium gehört. Da ist ein Blinder. Und die Jünger fragen: „Wer hat gesündigt? Er oder seine Eltern?“  Sie fragen: „Wer hat Schuld?“ Und Jesus antwortet: Weder noch! Weder er noch seine Eltern sind schuld.  „Sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.“ Merkwürdig: Im finsteren Tal zeigt sich Gott. Jesus schenkt uns einen neuen, einen anderen Blick. Ja, ich glaube, dass Jesus tatsächlich Blinde geheilt hat. Aber die Wunder Jesu sind immer auch Zeichen für noch etwas Größeres, ja, Zeichen für uns heute.

Wenn wir uns einmal erinnern, jeder Einzelne: Welche Menschen haben uns in ihrem Glauben beeindruckt, ermutigt, einen Anstoß gegeben? Wer hat uns dazu gelockt,

weiter nach Gott zu fragen? Oft waren das doch Menschen, die Leid  zu tragen hatten, die in ernsten persönlichen Krisen Glaubensmut und Gottvertrauen hatten. Und die Quelle eines solchen Mutes und den Grund eines solchen Gottvertrauens finden wir in der Person Jesus Christus, Gottes Sohn, der den Tod besiegt hat. ER ist jetzt da, wenn wir beten, wenn wir uns unter das Kreuzeszeichen stellen, wenn wir im Evangelium lesen.ER gibt uns Mut zum Leben. Jeder von uns ist dazu auf dieser Erde, dass die Werke Gottes auch an uns offenbar werden sollen. Zunächst immer an uns. Gott will an uns handeln. Und ER will durch uns handeln. Wir sollen neu hören: So, wie der junge Samuel, von dem die erste Lesung heute, aus dem 1. Samuelbuch berichtet (Kapitel 16).

Wir sollen neu sehen, so wie der Blinde, den Jesus geheilt hat. Dazu, dass Gott uns die Augen öffnet kann uns diese Zeit dienen. So, wie das viele jetzt erleben: Dass sie neu auf Gott hören und neu den Nachbarn sehen. Gott, der uns die Augen öffnet: Für IHN und für unseren Nächsten.

Amen
 

Johannes 9, 1+6-9+13-17+34-38, Vierten Fastensonntag, Laetare, 22.03.2020, Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 22.03.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 9, 1-41.

In jener Zeit, sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach, und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte wieder sehen. Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen. Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann? Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen. Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst. Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweitenmal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann. Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden? Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

 

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