Predigt zum Pfarreijubiläum 10 Jahre St. Katharina von Siena

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unserem Pfarrer Hans Janßen zum Pfarreijubiläum 10 Jahre St. Katharina von Siena am 1. Mai 2024 gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

10 Jahre St. Katharina von Siena. Was würde die Hl. Katharina wohl zu unserer Pfarrei sagen? Was für einen Brief würde sie uns schreiben? Das wissen wir nicht. Aber wir wissen, in was für einer Zeit sie gelebt hat und was sie hierzu und dazu gesagt und geschrieben hat.

Ganz sicher hätte sie auch viel zum Evangelium zu ihrem Gedenktag sagen können, und auch zur Lesung: Zu dem, was den Unmündigen offenbart ist, aber nicht den Klugen und Weisen. Und zu dem, was es heißt, im Licht zu leben.

Ja, es stimmt: Vieles aus ihrer Zeit, dem 14. Jahrhundert, entspricht nicht unserer Zeit: Zum Beispiel die immer wieder grassierende Pest. Auch die Erdbeben forderten Opfer. Stadtstaaten führten gegeneinander Krieg. Das heißt ja auch ein immer vor Augen stehender Tod. Keiner, der nicht Angehörige durch die Pest verloren hätte. Das macht etwas mit dem Gemüt: Von einer „Pest der Seelen“ war da die Rede: Eine Willensträgheit und Trostlosigkeit machten sich breit. Aber zugleich auch eine ausgeprägte Sinnlichkeit: Viele Farben, Geräusche und nicht zuletzt: viele Gerüche.

Und, wofür die Hl. Katharina bekannt ist: Dass sie den Papst bewegt hat, wie der nach Rom zu kommen. Auch das war typisch für die Zeit: Am Ende des Jahrhunderts gab es zwei, zuletzt drei Päpste und zwei Kaiser. Spaltungen also. Diejenigen, die für Eintracht sorgen sollten, betrieben Zwietracht.  

Ja, andere Zeiten. Aber gut verstehen wird uns die Hl. Katharina, wenn wir sie um ihre Fürsprache bitten. Auf jeden Fall gemeinsam ist uns eine verbreitete Stimmung der Kirchenresignation.  Noch keine Spaltung, aber doch erkennbar gegensätzliche Lager: In den Pfarreien, aber auch unter den deutschen Bischöfen.

Und wie steht es mit uns? Wie sehen wir die Kirche, wie unsere Pfarrei?  Vielen ist bekannt, dass die Hl. Katharina Bischöfen und auch dem Papst, kritische Briefe geschrieben hat. Aber eins hat sie nie getan: Sie hat nie daran Zweifel aufkommen lassen, dass der lebendige Gott die Kirche als sein Werkzeug gebrauchen will und auch gebraucht.  Ja, sie hat die Mängel und die Mutlosigkeit des Klerus kritisiert, aber sie hat auch nie daran gezweifelt, dass Gott durch die Kirche handelt. Und er will uns dabei gebrauchen, und zwar also solche, die selber Buße tun, die umkehren und genau das wahr nehmen, was wir in der Lesung gehört haben, dass  das Blut des Sohnes uns von aller Sünde reinigt.

Und so schreibt sie einmal: „Wir können unser Heil nicht anders erlangen als im mystischen Leib der Heiligen Kirche, dessen Haupt Christus und dessen Glieder wir sind.“

Diese Haltung der eigenen Bußbereitschaft und die Heilige Schrift waren das Maß aller Kritik, aber auch die Quelle aller Hoffnung und des Mutes, den sie zweifellos hatte. Und so passt das Evangelium ihres Gedenktages eben auch so besonders gut, wenn wir dort von Jesus gehört haben:

„Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Klugen und Weisen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“

Nun war Katharina keineswegs unmündig. Aber sie hat eine Haltung Gott gegenüber eingenommen, die im guten Sinne durchaus kindlich war. Kindlich Gott gegenüber, in jedem Fall demütig. Ja, sie hat die Schwäche und das Versagen beim Namen genannt, aber sie hat sich dabei immer zur Kirche gestellt, und die Buße, die sie gefordert hat, hat sie selber geübt. Es war wohl genau diese Haltung, mit der sie mündig unterscheiden konnte, was dem Glauben und dem Leben, was der Kirche und der Ehre Gottes dient.

Und so war ihre Haltung kindlich Gott gegenüber, und von da heraus erwachsen und stark den Menschen gegenüber, die Macht ausüben. Nicht aus sich heraus hat sie geschrieben. Nicht in der Eitelkeit, etwas gelten zu wollen, sondern im Gehorsam gegen Gott, und in der Liebe zu Gott und der Kirche.

Für uns heißt das: Genau so lange, wie wir uns selber für klug und weise halten, solange wir meinen, wir könnten die Kirche aus unseren je eigenen Vorstellungen und Träumen gar wachsen und gedeihen lassen, genauso lang wird genau dies nicht gelingen.

Und so spricht die Hl. Katharina immer wieder von der Überwindung der Eigenliebe, die in der Nachfolge Christi überwunden wird. Die entscheidende Erkenntnis aber geschieht dann sagt Katharina, wenn sowohl die eigene Armseligkeit, wie das Übermaß der Liebe Gottes zusammen gesehen werden.

Deshalb sind das Erste und das Wichtigste diese beiden Worte, die Jesus sagt: „Zu mir!“ - Kommt her zu mir!  sagt Jesus.

Wenn wir einig im Glauben sein wollen, dann können wir nur in Christus einig sein, nur IHN suchen.  Kommt her zu mir, sagt Jesus, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.

Nur vordergründig und nur vorübergehend laden wir in unsere Gemeindehäuser und Kirchen ein. Die Einladung in eine Pfarrei ist eine Station. Die Einladung zu Jesus Christus ist das Ziel. Und so laden wir auch nicht vor allem zur Mitarbeit ein, sondern zu IHM laden wir ein.

Bei Jesus Christus und mit Jesus Christus findet dann allerdings jeder seine Gabe und Berufung. In Christus wird sie entfaltet. „Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Sagt Jesus. Unterschätzen wir das Ausruhen und die Stille vor Gott nicht. Beides. „Lernt von mir!“ sagt Jesus. - Ja, durchaus: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“

Ja, Christus will durchaus jeden als Zeugen und Werkzeug gebrauchen, damit wir dann aus seiner Kraft, damit ER durch uns wirkt. Und so heißt von Jesus zu lernen vor allem: Dass wir so wie Jesus immer wieder das Gebet suchen, die Stille, das Hören: die Begegnung mit Gott. Wenn das zu kurz kommt, dann bleibt nur die eigene Kraft und eben, wie Katharina sagt: Eigenleibe, Selbstbezogenheit und viel Sorge um sich selbst.

Suchen wir aber das Licht, von dem die erste Lesung gesprochen hat, dann findet jeder seinen Platz. Jeder anders. So, wie bei der Hl. Katharina auch. Sowohl die Stille vor Gott, das Gebet und die Eucharistie, das Bezeugen des Opfers Jesu Christi vor allen Menschen als auch die praktischen Dienste der Nächstenliebe, mit denen sie auch den Pestkranken gedient hat. Bitten wir die Hl. Katharina um ihre Fürsprache, dass wir diese Balance halten und uns immer wieder neu von Christus rufen lassen, der uns gemeinsam sendet.

ER verbindet uns miteinander.

 Amen 


Predigt zum Pfarreijubiläum 10 Jahre St. Katharina von Siena, den 01.05.2024

Matthäus 11, 25-30; 1 Johannes 1,5-2,2


 

Tagesevangelium Heilige Katharina von Siena

25 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 

26 Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 

27 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 

28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 

29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 

30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. 

 

Artikel bewerten
(24 Stimmen)
Durchblättern der Artikel (vor/zurück): « Lust am Singen? Fotos von Christi Himmelfahrt »
Nach oben