Predigt vom Ostersonntag

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unseren Pfarrer Hans Janßen am Ostersonntag, dem 9. April 2023 in der Hl. Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wer heute Nachmittag irgendwo spazieren geht, wo auch Gärten sind, der wird sehr wahrscheinlich irgendwann auch Kinder hören und dann auch sehen, wie sie suchen. Was morgens nicht die Eltern versteckt haben, das verstecken am Nachmittag die Großeltern.

Wir verbinden das Osterfest mit dem Suchen, so wie wir das Weihnachtsfest mit dem Schenken verbinden. Ganz so willkürlich oder zufällig, wie man meinen könnte ist das nicht. Suchen und finden, das hat so wie auch hier mit unserem Hl. Antonius, mit mehr als einem Kinderspaß oder unserer Schusseligkeit zu tun, dass wir die Schlüssel verlegt haben: Es hat mit unserem Mensch–sein zu tun. Auch das gehört wesentlich dazu, ein Mensch zu sein, dass wir auf der Suche sind.

Anfangs, im Jugendalter, herauszufinden, wer man denn selber ist und wozu man da ist. Und dann, bald – weil das eine mit dem anderen zusammenhängt: Die Frage nach Gott. Die Frage nach dem persönlichen Glauben.

Heute früh, in der Osternacht haben wir zwei junge Männer getauft. Beide ohne jede Glaubensbindung im Elternhaus, dann ein Fragen, dann ein Suchen, ja, wo schon? Im Internet.  Und irgendwann eine Mail oder auch ein Anruf beim Pfarrer. Und so beginnt dann Taufvorbereitung.

Oder aber auch, immer mal wieder: Besorgte Eltern, weil eines ihrer heranwachsenden Kinder es nun wissen will: Wie das ist mit dem Glauben und mit Gott. Und wenn sie dann bei einer Gruppe gelandet sind, die die Eltern nicht kennen, womöglich eine so genannte Sekte oder sonst etwas Religiöses, dann kommt Unruhe auf.  Verständlich. Aber zugleich auch eine Anfrage an uns: Als einzelne Christen, als Gemeinde: Leben wir da nur eine gute Gewohnheit, oder leben wir mit dem lebendigen Gott, mit dem Auferstandenen? Prägt er unser Leben, unser Hoffen und Handeln, unser Reden und unseren Tages- und Wochenrhythmus?

Für Maria von Magdala war genau dieser durcheinander. Jesus war tot. Verachtet, geschlagen, verurteilt, und schließlich mit einer Lanze in der Seite ganz sicher tot. Und dennoch gibt es ja einen Ort, wo sie trauern kann: Das Grab. Da geht sie hin, wir haben das gehört. Der Stein vor der Grabkammer ist weggerollt. Sie läuft zu Simon Petrus und zu Johannes. Beide laufen nun auch zum Grab. Johannes ist zuerst dort, sieht ins Grab, sieht dort die Leinenbinden, geht aber nicht ins Grab. Dann kommt Simon Petrus: Er geht ins Grab, findet auch die Leinenbinden, und dann, an anderer Stelle das Schweißtuch.

Was sagt das alles? Kein Leichenraub. Aber auch kein Verständnis dessen, was da passiert ist. Der andere Jünger, also Johannes „sah und glaubte“ heißt es da, und dann weiter: „Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.“

Was heißt das? Sie wussten nun etwas, aber sie glaubten noch nicht an die Auferstehung. - Wissen ist eben doch weniger als Glauben. Und der Glaube ist das, was wir Menschen suchen und brauchen: Etwas, was unser ganzes Leben, unser ganzes Hoffen und Streben betrifft.

Ja, wir wollen etwas wissen, um glauben zu können. Und dazu gehört Beharrlichkeit. Viele halten es so, wie Petrus und der andere Jünger: Sie kommen, sie sehen, sie bleiben ein bisschen – und gehen wieder.

Maria von Magdala hält es anders. Sie bleibt. Sie gibt nicht auf. Und während sie draußen vor dem Grab steht und weint, beugt sie sich in die Grabkammer hinein und klagt: „Sie haben meinen HERRN weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.“ Solche Zeiten gibt es, zu denen Menschen sagen, die längst schon im Glauben gestanden haben: „Sie haben meinen HERRN weggenommen.“ Alle Klarheit, alle Gewissheit, die bisher so selbstverständlich war, die ist auf einmal weg. Das gibt es. Aber wichtig ist es dann, nicht aufzugeben, nicht weg zu gehen, sondern zu bleiben und genau das auszusprechen, was verloren gegangen ist.  

Solche Zeiten gibt es ja, zu denen Gott wie verborgen ist. Umso wichtiger ist es dann dort zu bleiben, wo Gott sich finden lassen will. Denn als sie das gesagt hatte, als sie das ausgesprochen hat, „da wandte sie sich um und sah Jesus da stehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.“ Und noch einmal soll sie aussprechen, was sie bedrückt und was sie sucht. - Und Jesus sagt zu ihr: „Maria!“ „Da wandte sie sich um und antwortet ihm: Rabbuni!“ Das heißt: mein Meister. Jetzt hat sie Klarheit. Jetzt hat sie Gewissheit. Dahin immer wieder neu zu kommen, das ist nichts, was wir in der Hand hätten.

Aber dass wir beharrlich dorthin gehen, wo Jesus gesagt hat, dass er sich finden lassen will, das ist unsere Entscheidung, das haben wir in der Hand.

Aber auch damit ist die Ostersuche noch nicht am Ende. So könnte man ja meinen. Auf die Suche haben wir uns gemacht, weil wir Gewissheit wollten, weil wir Gott gesucht haben. Gefunden haben wir den Auferstandenen, den lebendigen Gott, den wir nicht festhalten können, sondern, der uns sendet. Der Auferstandene ist niemand, den wir nur für uns haben könnten, sondern der uns zuerst immer auch zu dem anderen sendet.

„Geh aber zu meinen Brüdern,“ sagt Jesus, „und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“

So will der erhöhte Christus in unserer Mitte wirken. Dass wir Ihn immer wieder neu suchen, Ihm begegnen im Gebet, im Wort Gottes und in der Eucharistie, und IHN bezeugen. Denn ER will durch uns wirken, solange wir auf dem Weg sind. Und am Ende ist es so, wie wir in der zweiten Lesung gehört haben: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt seid, so strebt nach dem, was oben ist.   …    Und wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet ihr mit IHM offenbar werden in Herrlichkeit.“

 Amen 


Predigt am Ostersonntag, dem 9. April 2023 in der Hl. Familie

Johannes 20,1-18; Apostelgeschichte10,34a+37-43; Kolosser 3,1-4
 

Tagesevangelium 09.04.2023

Er sah und glaubte. – Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Mágdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. 

Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 

Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 

Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 

Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. 

10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 

12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 

13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 

14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 

16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbúni!, das heißt: Meister. 

17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 

18 Maria von Mágdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

 

 

Artikel bewerten
(20 Stimmen)
Nach oben