Predigt der Pfarreimesse an Pfingstmontag

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unseren Pfarrer Hans Janßen am Pfingstmontag, dem 06. Juni 2022 in der Hl. Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wir haben das Evangelium gehört, das mit den Worten beginnt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt…“ Dass wir diese Botschaft von der Zuwendung Gottes nicht nur hören, nicht nur kennen, sondern das sie in unserem Leben und in der Welt Gestalt annimmt, dazu ist Pfingsten.

Die Behauptung der Liebe Gottes ohne den Heiligen Geist richtet nichts aus. Denn alles, was wir von Gott durch die Heilige Schrift erfahren ist Zuwendung. Und diese Zuwendung soll in unserem Leben zur Entfaltung kommen. Das fängt buchstäblich bei Adam und Eva an: Mit der Schöpfung: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, als Mann und Frau schuf er sie…“ Das hört dann aber auch damit nicht auf, dass wir Menschen gegen Gott rebelliert haben; so, wie Adam und Eva, die erst ohne Gott ihren Weg gehen wollten: ohne Gott wissen wollen, was gut und böse ist, und dann ihren Weg fern von Gott gehen mussten.

Gott aber hat immer wieder einen Neuanfang gesetzt: Mit der Berufung Abrahams, mit dem Volk Israel, dann mit all seinem auf und ab mit Königen und Propheten, bis dann dahin, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, der unseren Tod und alle Schuld am Kreuz auf sich genommen  und getragen hat. So sehr hat Gott die Welt geliebt. Und diese Liebe findet Ausdruck in der Treue und Hingabe Gottes.

Ohne Pfingsten aber, ohne die Ausgießung des Hl. Geistes könnten wir diese Liebe nicht erfahren. Und viele fragen ja auch danach, wo denn nun Gottes Liebe in der Welt ist: angesichts des Leids, der Schuld, des Sterbens.

Nun könnte ich es mir leicht machen und sagen: „Ja, alle, die an ihn glauben haben eben das ewige Leben, und sind gerettet. Und bis dahin muss man eben irgendwie durchhalten.“

Das wäre zu wenig. Damit würden wir Gottes Liebe nicht ernst nehmen, wir würden aber auch Gottes Mittragen und Mitleiden mit dem Leid nicht ernst nehmen. Die Hingabe Jesu ans Kreuz ist mit Ostern nicht vorbei. ER ist und bleibt immer bei denen, die Unrecht leiden, die Schmerz tragen.

Ganz am Ende der zweiten Lesung haben wir etwas gehört, womit wir von uns aus wohl kaum gerechnet hätten: Da ist dann auch vom Leiden derer die Rede, die Gottes Kinder sind: Da hieß es: „Sind wir aber Kinder (Gottes), dann auch Erben; Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“

Durch den Heiligen Geist werden wir zu Kindern Gottes, und so auch zu Erben des ewigen Lebens, des Himmels, aber eben zugleich auch Teilhaber des Mitleidens Gottes an der Welt.

Christen sind immer beides: Beschenkte und Beauftragte. Erben des Himmels, aber eben auch Brüder und Schwestern des Gottessohnes, der nicht gleichgültig, der nicht selbstgenügsam, der nicht selbstbezogen war. Der Heilige Geist nimmt uns hinein in die Sichtweise Gottes auf uns Menschen.

Die Lesungen und das Hl. Evangelium dieses zweiten Pfingsttages fordern uns heraus, über unsere Gotteskindschaft nachzudenken, ja, darüber neu zu hören.

Zunächst: Die Heilige Schrift unterscheidet zwischen unserer Geschöpflichkeit einerseits und andererseits der Gotteskindschaft. Ein Geschöpf Gottes ist jeder Mensch. Ausnahmslos.  Deshalb achten wir jeden Menschen. Deshalb gibt es eine Menschenwürde. Ganz gleich, was jemand glaubt oder denkt, ja sogar, ganz gleich,

wie jemand lebt. Jeder Mensch ist von Anfang an Geschöpf Gottes, ganz gleich, ob schon geboren oder noch nicht geboren, Geschöpf Gottes und von Gott gewollt und geliebt, und hat ein Recht auf Leben, über das kein Mensch verfügen darf.

Wären wir aber nur Geschöpfe Gottes, dann würden wir wohl so fragen, wie die Leute in Ephesus gefragt haben: „Was? Heiliger Geist? – Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“

Der Heilige Geist bewirkt also etwas, was wir nicht von Geburt an haben. ER ermöglicht und bewirkt die Gotteskindschaft. Es ist das, was wir heute im Tagesgebet gebetet haben: „Gott, im Neuen Bund berufst du aus allen Völkern dein Volk und führst es zusammen im Heiligen Geist.“

Da geht es um einen Ruf, und wenn es um einen Ruf geht, dann braucht dieser Ruf auch eine Antwort, eine Entscheidung. Will ich das oder will ich das nicht? Sage ich Ja oder sage ich Nein?

Und genau dies beides wirkt der Heilige Geist: Dass Menschen sich berühren lassen, ansprechen lassen: sei es durch Gottes Wort, sei es durch das Lebenszeugnis eines oder mehrerer Menschen. Und – das ist das andere:  Dass Menschen antworten, sich Gott öffnen, sich Gott anvertrauen. Das Johannes-Evangelium, aus dem wir heute gehört haben, spricht da von einer neuen Geburt.

Und wo und wie immer auch ein Mensch ein Kind Gottes wird, da geschieht das durch den Heiligen Geist. Deshalb sprechen wir auch bei der Taufe davon, dass ein Mensch von neuem geboren wird aus Wasser und Heiligem Geist. So, wie überhaupt die Sakramente – wenn man da so sagen darf: „die Pack-enden“ des Heiligen Geistes auf der Erde sind. Da macht sich der Heilige Geist berührbar. Da dürfen und sollen wir zupacken: In der Taufe, in der Beichte, in der Hl. Kommunion, in der Krankensalbung und so weiter.

Und immer werden wir gefragt: Immer gehört eine Entscheidung dazu, ein Ja-Wort. Das geht nie von alleine, nie ungefragt. Aber dass dies dann auch geschieht, dass wir Kinder Gottes werden und als Kinder Gottes leben, das geht auch immer nur durch den Heiligen Geist.

Warum ist das so wichtig? Weil mit dem Wort von der Gotteskindschaft auch gesagt wird, dass wir Gott ähnlich werden sollen: In seiner Haltung der Liebe und Bejahung, in seiner Haltung, dass keiner verloren gehen soll, in seiner Haltung der Sammlung.

Der Heilige Geist lässt uns also darin wachsen, dass wir je länger desto mehr mit dem Vater und dem Sohn eines Geistes werden.

So, wie Kinder bei ihren Eltern heranwachsen und die Art der Eltern annehmen, so leitet uns der Heilige Geist, dass wir die Art und die Liebe Gottes annehmen: Deshalb beten wir: „Dein Reich kommen, die Wille geschehe…“ Und in diesem Geist der Kindschaft brauchen wir keine Furcht zu haben, sondern rufen eben: „Abba, Vater!“ Der Geist führt uns ins Gebet und ER führt uns im Gebet. Und das geschieht so, dass unsere Anliegen und Gottes Anliegen auch immer ähnlicher werden.

Noch einmal: „Dein Wille geschehe“, das ist eben nicht die Bitte, das Unabwendbare, Schlimme irgendwie anzunehmen, sondern es ist die Bitte des kindlichen Vertrauens zum himmlischen Vater. Und da erreichen wir auch diese Unterscheidung: Hat uns der Heilige Geist dahin geführt, Gott zu lieben, dann haben wir auch an dem Teil, woran Gott leidet: Wir haben Teil an Gottes Leiden am Bösen, am Schmerz an der Rebellion gegen Gott. Wenn es uns trifft und schmerzt, wenn jemand über Gott lästert oder Menschen herabsetzt, dann ist das ein Zeichen unserer Gotteskindschaft.

Denn der Preis der Freiheit, die Gott gibt, der Preis der Entscheidung ist es der, dass Menschen diese Freiheit missbrauchen gegen Gott und gegen Menschen, bis dahin, dass Christen angefeindet und verfolgt werden.  „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit ER die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ 

Diese Geduld Gottes, wenn man so will: diese Retterliebe Gottes, hat ihren Preis. Denn nun steht das Gericht noch aus. Gott gibt Zeit der Umkehr. Es ist noch Zeit, das Licht zu suchen: Denn so schloss ja das Evangelium heute: „Jeder, der das Böse tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“

Und so eröffnet das Pfingstfest eine Zeit der Entscheidung und des Heranwachsens, ja des Reifens und der Bewährung der Kinder Gottes, bis hin zu dem Tag, an dem Jesus wiederkommt. „Sind wir aber Kinder, dann sind wir auch Erben; Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir mit Ihm leiden, um mit auch verherrlicht zu werden.“

 Amen 


Predigt am Pfingstmontag, dem 06. Juni 2022

Johannes 3,16-21; Apostelgeschichte 19.1b-6a; Römer 8, 14-17
 

Tagesevangelium 06.06.2022

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 

17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. 

18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. 

19 Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. 

20 Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. 

21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

 

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