Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 6. Sonntag im Jahreskreis gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

in jeder Sonntagsmesse beten wir das im Hochgebet: „… und feiern in der Gemeinschaft der ganzen Kirche den ersten Tag der Woche als den Tag, an dem Christus von den Toten auferstanden ist.“ Offensichtlich ist das wichtig. Eine ganz zentrale Aussage unseres Glaubens. Jesus Christus, Gottes Sohn ist gestorben, und Er ist leiblich auferstanden.

Alles, was wir heute aus der Heiligen Schrift gehört haben, stellt uns vor Augen, wie wichtig, wie entscheidend die Auferstehung Jesu Christi und wie entscheidend auch unsere Auferstehungshoffnung ist. Mit dieser Botschaft steht und fällt alles, was unseren Glauben und was die Kirche ausmachen.

Dem können Sie zustimmen? Das glauben Sie auch? Dann gehören Sie mit mir zu einer Minderheit. Auch zu einer Minderheit innerhalb derer, die zur Kirche gehören, ja, vielleicht auch derer, die zum Gottesdienst kommen. Das kann uns nicht egal sein. In einer Umfrage von 2019, nachzulesen bei katholisch.de, da finden wir die Zahlen, dass 28% aller Katholiken eine leibliche Auferstehung von den Toten glauben. Weniger als ein Drittel! Und das nur 10% mehr, als dass in der Gesamtbevölkerung die Auferstehung geglaubt wird. Also 28% der Katholiken, und 18% der Gesamtbevölkerung glauben die leibliche Auferstehung der Toten. Umgekehrt gesagt: 72% aller Katholiken in Deutschland glauben keine leibliche Auferstehung von den Toten. Das muss man wissen, wenn man sich in der Kirche basisdemokratische Abstimmungen über dies oder jenes wünscht. Auf welcher Grundlage sprechen wir miteinander?

Aus dem Ersten Korintherbrief haben wir heute gehört: „Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus entschlafenen sind dann verloren.“

Nutzlos? Was für einen Nutzen hat denn der Glaube? Viele geben sich damit zufrieden, dass sie vom Glauben ein bisschen Rückenwind erwarten: Ein bisschen Ermutigung, ja, durchaus auch Trost. Das ist nicht falsch. Aber das ist zu wenig. Das ist deshalb zu wenig, weil die Herausforderungen des Lebens größer sind. Es reicht nicht, nur irgendwie möglichst schadlos durchs Leben zu kommen.                                   

Auch das nennt der Apostel Paulus beim Namen: „Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen.“ Mit anderen Worten Ein halber christlicher Glaube ist schlimmer  als gar kein Glaube. Warum? Weil Sünde und Tod eben mehr sind, als etwas, was wir uns denken, sondern Sünde und Tod sind Mächte, denen wir nicht gewachsen sind. Anders gesagt: Ein nur gedachter Glaube kennt die Begegnung und Gemeinschaft mit Jesus Christus nicht.

 Christlicher Glaube aber ist leiblich. Und christlicher Glaube ist immer persönlich. Kostet und seht, wie gut der Herr ist. Und das sollen wir spüren. Deshalb knien wir, beim Gebet (solange es die Knie mitmachen), deshalb sind die Sakramente spürbar: die Öle bei der Firmung und bei der Krankensalbung, das Wasser bei der Taufe, und hörbar: die eigene Stimme und die Stimme des Priesters bei der Beichte. Wir haben das Heil und die Heilung nicht in uns, sondern Christus kommt von außen auf uns zu und will in unser Leben einkehren.

Erst in diesem Licht können wir dann auch die Seligpreisungen neu hören. Gerade eben hatte Jesus die zwölf Apostel eingesetzt. Und denen, die IHN aufgenommen haben, denen, die Jesus folgen sagt ER nun genau dies:

ER richtet seine Augen auf seine Jünger und sagt: „Selig, ihr Armen; denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohns willen.“

Dieser Trost ist mehr, als dass diese Menschen bedauernswert wären und sie irgendwie getröstet werden. Es ist der Trost, dass der lebendige Gott Recht sprechen wird. Es ist eben gerade nicht barmherzig, und es ist auch nicht wahrhaftig, wenn wir so tun, als gäbe es am Ende kein Gericht. Gott vergisst die Opfer nicht. Gott sieht, die Menschen, die hungern. Jeden Einzelnen. Gott sieht die Menschen, deren Ruf andere Menschen beschädigt haben, über die schlecht geredet wird, über die gelästert wird, deren Name in Verruf gebracht wird. Gott sieht die Menschen, die jetzt in der Ukraine Angst haben.

Allerdings: Das Besondere ist hier, dass nicht die Lästerer, die Kriegstreiber und Intriganten das Thema sind, sondern es sind die von den Lästerern und Intriganten betroffenen. Der heilige Bernhard von Clairvaux wendet es so, dass er in einer Weihnachtspredigt sagt: „Christus tröstet nicht die Schwätzer, die Tränen Christi trösten nicht die Lachenden, seine Windeln trösten nicht die in Prunkgewändern,  Nein, man wird sehen, dass sie diesen ganzen Trost denen überlassen müssen, die geduldig in der Stille den HERRN erwarten; den Trauernden und den Armen in ihren Lumpen gilt der Trost Christi. Ferner sollen sie hören, dass auch die Engel selbst keine anderen trösten. … - den Notleidenden ist der Heiland geboren, euch ihr Reichen, die ihr euren Trost schon habt….“

Was heißt das für uns? Kann uns ein Vorwurf daraus gemacht werden, dass wir in einem reichen Land in Wohlstand leben, in Frieden und Freiheit? Nein, das natürlich nicht. Aber wir sollen wissen, dass es am Ende einen Ausgleich gibt, und dass vor allem unser Trost nicht der sein soll, was wir haben, oder wofür wir angesehen werden, unser Trost und Halt soll nicht unser Besitz oder Ansehen sein, sondern unser Trost und Antrieb zum Guten kann nur sein, womit uns Christus beschenken will.

Die Sünde des Wohlstands ist nicht der Wohlstand, sondern die Sünde des Wohlstands ist die, über den Wohlstand den Himmel zu vergessen, ja, die Vorfreude auf den Himmel zu verachten. Und wer den Himmel vergisst, der vergisst dann im Alltag auch Gott. Denn was wir hoffen, so leben wir, so lieben wir, so glauben wir. Und das betrifft eben nicht nur dem Umgang mit dem Geld und Wohlstand. Das betrifft auch unseren Umgang miteinander, unser Reden miteinander und übereinander. Der Angeber und Prahler, der Rechthaber und Heuchler will eben schon jetzt vor den Leuten gut dastehen und sein Urteil haben. Vor lauter Stolz und Angst, es könnte nach Jenseitsvertröstung aussehen, muss er jetzt alles haben: an Ansehen und Reichtum, an Erfolg und Stärke, und wird am Ende nichts haben.  Christen sind aber auf dem Weg, und Gott liebende, nicht habende.

Selig, wer seine Hoffnung ganz auf Jesus Christus setzt, wer nicht vergisst, dass es eine Auferstehung und ein Gericht geben wird. Denn was wir über den Tod hinaus hoffen, so leben wird jetzt: So suchen wir die Versöhnung, oder bleiben kleinliche Rechthaber, so loben wir Gott oder loben wir uns selber, so sehen wir nur auf uns oder sehen wir den anderen. Nein, es stimmt, die Seligpreisungen sind keine Moralpredigt, sondern die Seligpreisungen sind eine Trostpredigt. Aber eben eine Trostpredigt für alle, die treu sind im Kleinen und Unscheinbaren, für alle, die Unrecht leiden und übersehen werden. Und doch wächst für jeden, der sich auf diesen Trost einlässt, für jeden, der Christus einlässt, eine Haltung, aus der auch ein neues Handeln wächst. Das kann man nicht machen.

Aber diese Haltung und diese Liebe wächst, wo wir Christus in unserem Leben Raum geben. Wer Jesus liebt, kann kein Lästerer oder Prahler sein. Wer Jesus Raum gibt, der sieht, weiß und lebt, dass wir am Ende vor Gott stehen werden, und auferweckt werden mit einem neuen Leib einem ewigen Lob Gottes, weil wir sein Volk sind, und Er unser Gott.

Das ist gemeint, wenn wir am Anfang gehört haben: „Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seien Wurzeln ausstreckt.“

 Amen 

 

Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis, den 13. Februar 2022

Jeremia 17,5-8; 1 Korinther 15,12+16-20; Lukas 6,17+20-26


 

Tagesevangelium 13.02.2022

In jener Zeit

17 stieg Jesus mit den Zwölf den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon waren gekommen. 

20 Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. 

21 Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. 

22 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. 

23 Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. 

24 Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. 

25 Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. 

26 Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

 

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