Predigt zu Neujahr

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen zu Neujahr, Hochfest der Gottesmutter Maria gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

in den E-Mails und in den Briefen, die wir im letzten Jahr so bekommen haben, da fiel doch auf, dass ein Gruß am Schluss deutlich häufiger vorkam, als vordem: Da hieß es dann oft entweder: „Bleiben Sie gesund.“ Oder aber: „Bleiben Sie behütet.“ Und so wird dieser Wunsch auch manche Weihnachtspost oder nun auch schon die Antwort darauf abgeschlossen haben:

„Bleiben Sie behütet.“

So ähnlich, aber doch anders haben wir es heute in der ersten Lesung gehört: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der HERR lasse Sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende dein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“ Der aaronitische Segen, unter dem wir auch aus dem Gottesdienst gesandt werden.

Und so sehr wir uns auch wünschen, dass alles gut geht, sich keiner infiziert, kein Unfall passiert und auch sonst alles glattgeht, so genau wissen wir eben auch, dass das kein auf Dauer realistischer Wunsch ist. Irgendwann ist nicht nur dieses neue Jahr dann auch wieder zu Ende, irgendwann ist auch unser Weg auf dieser Erde zu Ende. Aber nun nur mit einen Hinhaltewunsch in dieses neue Jahr zu gehen, -„noch nicht jetzt, sondern bitte später“-  das wäre dann doch zu wenig.

Wir haben das gehört: „Der HERR segne dich und behüte dich“ ist dann doch noch mehr, als ein „Sei behütet…“.  Wir brauchen zum Leben und für dieses neue Jahr mehr, als die Vermeidung unserer Befürchteten. „Der Herr segne dich und behüte dich…“ ER ist entscheidend. Wir glauben einen lebendigen Gott nicht nur einen Gedanken, nicht bloß eine Vermutung, nicht bloß eine Hintertür. Der lebendige Gott, der Vater Jesu Christi.

Entscheidend ist Seine Person, und unsere Beziehung zu IHM. Und so haben wir zu Beginn dieser Messe eben auch gebetet: „Barmherziger Gott, durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau Maria hast du der Menschheit das ewige Heil geschenkt.“ Das ist sehr persönlich. Und wir merken: Da geht es nicht um Sachen, nicht um Bewahrung an und für sich, nicht um  –heit, und –keit- und –ung, sondern da geht es um den lebendigen Gott, der uns sehr nahetritt. 

Und mehr noch: Die Bewahrung beschränkt sich gar auf das, was wir schon haben. Auch die Bewahrung ist eine lebendige Bewegung So, wie Gott, der Schöpfer immer fortschafft. Und so gehört es zum Lauf der Jahre zu lernen, einzuüben und uns damit zu versöhnen, dass es zu unserem Menschsein gehört, dass wir nichts so behalten, wie es ist - Das muss nicht immer schlimm und dramatisch sein. Und es ist nicht dümmste Frage am Jahresanfang, ob wir es schlimm finden, dass wir älter, und je länger desto mehr auch alt werden? - Darauf sagen die einen so, und die anderen sagen so. In jedem Fall aber läuft die Zeit. Und die Zeit verändert vieles, überall. - Das weiß jeder, der dorthin kommt, wo er früher mal gelebt hat: Der Ort hat sich verändert, die Menschen haben sich verändert, die Konstellationen sind anders. Es wäre naiv und lebensfremd, etwas Anderes zu erwarten.

Und genauso naiv und lebensfremd wäre es auch, vom Lauf der Jahre und der Zeit etwas Anderes zu erwarten. Bewahrt wird nicht, wer nicht älter werden würde. Bewahrt ist nicht, wer nie krank werden würde. Bewahrt ist nicht, wer keinen Schmerz und keine Trauer kennt. Bewahrt ist nur, wer in all dem bewahrt wird.

Jesus betet im Abschied von seinen Jüngern, im hohepriesterlichen Gebet: „Vater, ich bitte dich für sie nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern, dass du sie bewahrst vor dem Bösen.“ Diese, eine solche Bewahrung brauchen wir: Dass nämlich wir in allem, was uns im neuen Jahr begegnen wird, was es zu tragen, aber was es auch zu entscheiden gibt, was es zu tun, aber was es auch zu vermeiden gibt, wir  „bewahrt werden vor dem Bösen.“

Und das heißt sowohl, dass das Böse und deren Helfer und Helfershelfer nicht über uns triumphieren, als auch, dass wir uns nicht selber vom Bösen hinreißen lassen und uns nicht selber zu Helfern des Bösen machen lassen. Denn auch, wer das Böse tut wird sein Opfer. Und für diesen Ernst und diese Größe der Bewahrung reichen eben unsere guten Vorsätze alleine nicht aus.

Der HERR segne dich und behüte dich… Dazu muss Gott sich auf den Weg machen und die Gottesmutter einbinden, uns Menschen zu bewahren, letztlich zu bewahren zum ewigen Leben. Und genau an ihr, der Mutter Jesu wird sichtbar, dass wir Segen nie nur für uns selber, auch nicht vor allem für uns selber empfangen, sondern legen können wir nur empfangen, um ihn weiterzugeben. Und wer ihn für sich behalten will, verliert ihn.

Gesegnet unter den Frauen und gesegnet – die Frucht ihres Leibes, das ist  der Weg Gottes mit ihr, auf dem sie Gott zur Welt, zu uns gebracht hat, damit wir bewahrt werden vor einem ewigen Tod, bewahrt werden vor Sinnlosigkeit.

Denn das macht ja Segen aus: Dass wir etwas weitergeben, Gutes bewirken, und dass am Ende alles gute Wollen nicht vergeblich ist, und  nicht ins Leere geht.

Und so ist die Bewahrung vor dem Bösen immer mehr, als eine Vermeidung, sondern immer die Entfaltung des Guten, des Segens Gottes:

Dass unser Arbeiten, das Helfen, das Teilen und Spenden nicht vergeblich ist, sondern etwas davon sichtbar macht, dass der lebendige Gott uns auf dem Weg nicht alleine lässt, sondern sowohl Gelingen schenkt, aber auch Vergebung und Versöhnung, wo das Böse zu triumphieren droht.

Allerdings: Dieser Segen, der will und muss immer wieder neu erbeten sein, manchmal auch gegen Widerstände erkämpft. Gott setzt hier, wie überall Menschen ein, die daran mitwirken, dass ein Segen unters Volk kommt. „So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen…“ hieß es in der ersten Lesung zum Schluss.

Und so bleiben dann auch die Hirten mit dem, was sie gehört und gesehen hatten nicht allein, nicht für sich. Sie gingen los, erzählten Maria und Josef, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war, und beteten es an.

Das ist das Dritte: nach der Bewahrung vor dem Bösen und dem Segen für alles Gute, nun unser Gebet mit der Gottesmutter und mit der ganzen Kirche: Wir sind im Gebet nie allein: Ja, wir vertrauen auf die Fürsprache Marias, aber auch in unseren Gebeten zu Jesus Christus und zum Vater, in unseren Gebeten in der Kraft des Heiligen Geistes betet sie mit uns.

Und uns allen dürfte klar sein: Wenn wir beten, dann informieren wir nicht Gott drüber, wo der Schuh drückt. Der himmlische Vater weiß, was wir brauchen, bevor wir ihn darum bitten. Nein, anders: Wir stimmen ein in das, was Gott Gutes mit uns und seiner ganzen Schöpfung vorhat. Und so, wie Gott die Gottesmutter an ihrer Stelle und mit ihrer Aufgabe einzigartig in Seinen Dienst genommen hat, so will Er auch uns in seinen Dienst nehmen: Auch und nicht zuletzt durch unsere Gebete: Dass wir sehen lernen, für wen wir beten sollen, in welchen Situationen: auf das sein Reich komme, sein Wille geschehe, auf dass wir und andere vor dem Bösen bewahrt werden.

Denn das heißt es, bewahrt und behütet zu sein, und das heißt es, gesegnet zu sein: Teilzunehmen und teil zu haben an dem guten Willen Gottes, indem wir IHN hineinbitten in unsere großen und kleinen Aufgaben, treu sind im Kleinen, auf dass Er segnet, verbindet und versöhnt.  Denn der barmherzige Gott hat durch die Geburt seines Sohnes aus der Jungfrau Maria uns Menschen das ewige Heil geschenkt. Auch im neuen Jahr sollen wir wachsen in seiner Bewahrung, zum Segen, auch für andere.

 Amen 

 

Predigt zu Neujahr, Hochfest der Gottesmutter Maria, den 1. Januar 2022
Lukas 2,16-21; Numeri 6,22-27; Galater 4,4-7
 

Tagesevangelium 01.01.2022

In jener Zeit

16 eilten die Hirten nach Betlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 

17 Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 

18 Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 

19 Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 

20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. 

21 Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.

 

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