Predigt am 3. Sonntag im Advent

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen am 3. Sonntag im Advent gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

Gaudete! – Freut euch. Die Lesungen des dritten Sonntags im Advent, die wir gehört haben, sprechen von der Freude. „Juble, Tochter Zion! Jauchze Israel!“ So im Buch Zefanja. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“

So im Brief an die Philipper. Aber was heißt das? Und wie geht das? Freude braucht einen Grund. Und da führt uns das Evangelium dieses Dritten Sonntags im Advent weiter. Gottes Volk, das Volk Israel war in Erwartung. Der Messias war ihnen schon über Jahrhunderte angekündigt. Und nun war dieser Johannes aufgetreten: Johannes der Täufer. Da „war das Volk voll Erwartung und alle überlegten in ihrem Herzen, ob Johannes vielleicht nicht selbst der Christus (also der Messias) sei.“ Und so gingen sie zu Johannes in die Wüste und fragten ihn: „Was sollen wir also tun?“ Damit uns der Advent zur Freude wird, werden uns bis dahin schon einmal zwei wichtige Hinweise gegeben.

Der erste Hinweis: Sie gingen in Erwartung zu Johannes. An uns gerichtet lautet daraufhin die Frage: Mit welcher Erwartung gehen wir in die Hl. Messe? Mit welcher Erwartung hören wir auf die Lesungen und auf das Evangelium? Mit welscher Erwartung beten wir. Und ich meine mit dieser Frage nun nicht: Dass wir fordernde Erwartungen mitbringen sollten. Aber Offenheit. Offenheit für den lebendigen Gott, der in unser Leben hinein sprechen und hinein wirken will. Anders gefragt: Was trauen wir, was traust du Gott zu, wenn du auf sein Wort hörst, wenn du betest, wenn du die Hl. Kommunion empfängst? Gute Gewohnheiten und Traditionen können sehr hilfreich sein. Aber die guten Gewohnheiten müssen lebendig bleiben: In lebendiger Offenheit, dass der lebendige Gott in unser Leben hinein wirken will. Das ist der eine Teil, den wir im Advent von den Israeliten lernen können, die zu Johannes in die Wüste gegangen sind.

Der andere Teil ist der, dass sie verstanden haben, dass alles Handeln Gottes auf Antwort wartet. Von Gottes Liebe zu sprechen, ohne dass wir antworten, ohne, dass wir Gott als Gott ernst nehmen, das wäre religiöser Kitsch.  Das wäre ein Glaube, der mit unserem Leben nichts zu tun hätte. Gottes Wort und Gotte Liebe will und braucht eine Antwort in unserem Leben.

Übrigens: Deshalb sind die Antworten in der Liturgie, im Gottesdienst, so wichtig. Es ist nicht egal, ob wir das Amen sagen oder nicht. Es ist nicht egal, ob wir das Glaubensbekenntnis mitsprechen oder nicht. Es ist nicht egal, ob wir mitsingen oder nicht. Das alles sind Ausdrucksformen unserer Antwort auf das Wort Gottes, das in Jesus Christus Fleisch angenommen hat.

Ja, der Grund der Freude kann nur Jesus Christus sein. Woher sollte die Freude auch sonst kommen? Aber dazu, dass die Freude in unserem Leben und in der Kirche zum Ziel kommt zur Entfaltung, dazu braucht es unsere Antwort. Und das hatten die Leute, die zu Johannes in die Wüste gekommen waren, offensichtlich verstanden. „Was sollen wir also tun?“  fragen sie.

Nun muss man dazu sagen: Gerade vorher hatte Johannes, der Täufer die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden gepredigt und gesagt: „Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen.“ Und genau daraufhin fragen die Leute: „Was sollen wir also tun?“ Die Antwort ist eine doppelte: Zuerst spricht Johannes von der Treue im Alltäglichen. Das ist wichtig zu hören: Unser Glaube soll im Alltag sichtbar werden. Aber, er soll ganz unscheinbar sichtbar werden. Unscheinbar, nicht gewollt und absichtsvoll. Keine fromme Selbstdarstellung, aber wirkungsvoll. – Ich komme darauf zurück.

Und dann: Er spricht von dem, was nicht machbar ist. „Es kommt einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.“ Das Tragende des Glaubens und der Freude ist nicht machbar. Aber wir haben dafür eine Adresse! Wir wissen, an wen wir uns wenden sollen.

Der Reihe nach: Was sollen wir tun? Und nun sagt Johannes, der Täufer einem nach dem anderen, was zu tun ist. Jedem an seinem Platz, jeder in seiner Berufung. Eins jedoch sagt er allen: „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!“ Es macht froh, nicht nur an sich selber zu denken. Wer zu Gott kommt, dem wird auch der Horizont für andere Menschen geöffnet. Und so ist es kein Zufall, dass zu jedem Sonntagsgottesdienst die Kollekte gehört. Das hat ja nicht nur praktische Gründe, dass wir sammeln, wenn viele zusammen sind, sondern unser Teilen und Geben gehört zum Gotteslob, zum Ausdruck unseres Glaubens. Unser Teilen und Abgeben ehrt Gott und hilft anderen Menschen. Spendenbereitschaft ist der verlängerte Arm der Liebe Gottes. Von wegen: Mein Glaube habe doch nichts mit dem Geld zu tun. Natürlich hat er das! Wenn der Glaube mit unserem Leben zu tun hat, dann hat er auch mit unserem Geld zu tun. Und wer viel hat, der soll viel geben. Gottes Liebe ist keine Einbahnstraße. Wer viel empfängt, der soll auch viel geben.

Und dann sagt Johannes, der Täufer ja einem nach dem anderen, jedem an seinem Platz, was sie zu tun haben. Die Zöllner sollen nicht mehr verlangen, als was festgelegt ist. Die Soldaten sollen niemanden misshandeln, niemanden erpressen, nicht plündern.

Mit anderen Worten: Da, wo wir hingestellt sind, sollen wir so leben, dass wir das Recht einhalten. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Christen leben nicht allein vor den Augen der Menschen, sondern Christen leben vor den Augen Gottes, Wer nicht mitlästert, der fällt an vielen Arbeitsplätzen auf. Die Kollegen merken das, wem man etwas anvertrauen kann, was nicht gleich in den Flurfunk gehört. Die merken das, ob einer gradlinig ist. Oder wer dem Kunden die ganze Wahrheit sagt, die Arbeitszeit einhält und dann auch tatsächlich arbeitet usw. Da könnte man noch viel aufzählen.

Letztlich geht es um eine Frage der Haltung. Was sollen wir tun: Lebt so, dass es vor Gott Bestand hat. Redet so, dass es vor Gott Bestand hat. Das sollen wir tun: Treu sein, auch in den angeblichen Kleinigkeiten. Kein: „Das merkt doch keiner.“ Und keine Gehässigkeiten.

Das ist das Eine. Das können wir tun. Aber dazu kommt eben auch das andere, das nicht machbar ist. „Es kommt einer, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.“ Es kommt Jesus Christus, der stärker ist, als der Tod, stärker als die Sünde, stärker als alles, was uns niederdrückt und traurig macht. Auf Ihn weist Johannes, der Täufer. Und was zur Zeit des Täufers noch Zukunft war, das ist für uns heute Gegenwart: Jesus Christus ist da  und ist das Herzstück der frohen Botschaft. Er wartet auf Antwort. Die Grundlage, die Voraussetzung für alle Treue im Alltag ist die, dass wir uns vor allem Christus selber  anvertrauen mit unserem ganzen Leben: Sowohl mit den Gaben und dem, was wir tun können, aber dann eben auch mit dem, was wir nicht machen  und  mit dem, was wir nicht rückgängig machen können: Dass wir uns versöhnen lassen: Mit Gott, miteinander und mit unseren Lebensgeschichten. Denn, wer in Jesus Christus versöhnt und geborgen ist, der wird froh.

 Amen 

 

Predigt am 3. Sonntag im Advent, den 12.12.2021
Lukas 3,10-18, Zefanja 3,14-17,Philipper 4,4-71
 

Tagesevangelium 12.12.2021

10 In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? 

11 Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! 

12 Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun?

13 Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! 

14 Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! 

15 Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 

16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 

17 Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. 

18 Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.

 

Artikel bewerten
(17 Stimmen)
Nach oben