Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen zum 33.Sonntag im Jahreskreis in Sankt Annen gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

„…mit dem Himmelreich ist es, wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.“ - Vorübergehend abwesend.

So erscheint es ja auch nicht wenigen Menschen auch mit Gott: Vorübergehend abwesend. So oder so ähnlich kann man das Glaubensbekenntnis auch missverstehen. „…aufgefahren in den Himmel, … von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.“ Ja, das stimmt. Zu sehen ist Gott nicht. Aber: „Erhöht zur Rechten Gottes“ bedeutet eben auch: Jesus, der Mensch geworden war,  der sich gebunden hatte an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit: Bethlehem, Nazareth, Jerusalem, ER ist nun doch überall erreichbar, kann überall angesprochen werden – durch unsere Gebete: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Aber ER ist nicht zu sehen.

Und wo ER zu sehen ist, da muss uns erst der Heilige Geist für IHN die Augen öffnen: Zum Beispiel in der Hl. Eucharistie. Wir sehen die Hostie  und doch  sehen wir im Glauben vor allem den HERRN. Gott ist nicht einfachhin zu sehen in unserem Leben. Und dennoch: Jedem von uns ist viel anvertraut: Wir haben Lebenszeit auf dieser Erde. Anvertraute Lebenszeit. Und eben: Anvertraute Gaben, Talente. Aber was heißt das? Zunächst einmal: Mit Talenten sind vor allem nicht herausragende Fähigkeiten gemeint. Gemeint ist die Besonderheit jedes einzelnen Menschen, seine Einzigartigkeit. Und dabei ist das Maß der Gaben unterschiedlich ist. Der hatte fünf Talente, der andere zwei und der Dritte hatte eins. Jeder nach seinen Fähigkeiten. Jeder hat Gaben und Aufgaben von Gott bekommen, die ihm entsprechen. Da kann jemand zum Beispiel gut zuhören. Oder jemand kann gut organisieren. Die einen arbeiten gut im Team, andere arbeiten gut und gerne alleine: Dass sie etwas vorbereiten oder einfach gut zupacken usw. Und meistens ist es so, dass sie diese Gaben entdeckt haben, als sie sie angewandt, ja geübt haben. Oder andere haben sie ermutigt, eine Gabe zu entfalten, zu üben..So dass andere gesagt haben: „Du, ich glaube, das wäre was für dich. Das kannst du gut.“

Aber nun haben wir ja auch davon gehört, dass einer sein Talent vergraben hat. Warum hat er das getan?  Als sein Herr zurückkam,  da macht er ihm schwere Vorwürfe: „Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist, du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast.“

Und dann kommt der entscheidende Satz: „Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ „Weil ich Angst hatte.“ Es gibt Menschen, die fassen innere Beschlüsse die sie hindern ihr Leben und ihre Lebensgaben zu entfalten. Sie haben Misstrauen. Misstrauen gegen sich selber, oft auch gegen andere, vielleicht sogar gegen Gott.

Viele von uns kennen davon eine  harmlosere Form. Da hat irgendwann einmal ein Lehrer oder eine Lehrerin gesagt: „Du kannst sowieso nicht singen.“ Oder mit den Fremdsprachen klappt es nicht so, wie erhofft. Und dann beschließen nicht wenige, dass sie sich selber sagen: „Nein, Fremdsprachen liegen mir nicht.“ Aber vielleicht war es noch nicht an der Zeit, oder es fehlte die Motivation, oder was auch immer…

Gemeinsam haben diese Misstrauensgeschichten alle eines:  Da verhindert ein Wort oder ein Gedanke den nächsten Schritt. So eine Art innerer Schwur. Einfach der Satz: „Das kannst du sowieso nicht.“ Und dann bleibt ein Mensch dabei stehen.

ABER damit sind wir noch nicht am Kern. Der Diener, der nur ein Talent erhalten hatte, er zweifelt ja nicht an seinen Fähigkeiten. Er hat ja das eine Talent. Er zweifelt vor allem an seinem Herrn.

Für uns heißt das: Wenn wir wollen, dass unser Leben und die Gaben, die Gott uns gegeben hat entfalten, dann ist der erste Schlüssel dazu  nicht in unserem Blick auf unsere Gaben. Alle Freiheit zum Leben beginnt mit dem Blick auf Gott! Den Schlüssel dazu, unser Leben zu entfalten, der beginnt mit dem Dank. Haben wir das noch im Ohr, wie das ist, wenn Menschen entmutigen „Du kannst ja doch nicht singen: „Du kannst ja doch nicht reden.“ Oder. „Du hast ja doch zwei linke Hände.“ Und das alles sind nur Menschenworte.  Und Menschen können irren. Gott aber hat uns, jeden Menschen ins Leben gerufen, damit wir unsere Gaben im Hören auf IHN entfalten: Zum Lob Gottes und zum Segen für andere Menschen. Und ER sagt uns: Ich habe dich geschaffen,  damit du deines Lebens  darin froh wirst,  dass du entdeckst, wozu du da bist.  „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen,  Du gehörst mir,“ sagt Gott, der HERR. Nicht den Meinungen der anderen.

Der Schlüssel zu den Gaben,  die wir entfalten sollen liegt nicht in den Gaben, sondern der Schlüssel liegt im Vertrauen auf Gott, der uns geschaffen hat. Und der Schlüssel zum Vertrauen auf Gott liegt im Dank, besser: Im Danken. Im Dank dafür, dass Gott uns, jeden Einzelnen ins Leben gerufen hat. Das Vertrauen darauf, dass keiner aus Zufall da ist, sondern jeder, weil Gott einen Weg und ein Ziel hat. Warum glauben wir das? Wie Gott uns seine Liebe in Jesus Christus gezeigt hat.

Genau das feiern wir ja in der Eucharistie, in der Danksagung dafür, dass Jesus Christus unseren Tod, unsere Wunden  und auch unsere Sünde am Kreuz auf sich genommen hat, damit wir mit Gott und  in der Gemeinschaft mit dem Himmel leben. Ihm glauben wir, dass ER für jeden Menschen  einen Weg und ein Ziel  hat.

Und deshalb entscheidet sich alles an der Frage: Glaube ich Gott, dem Vater Jesu Christi, dass ER es gut mit mir meint? Oder aber habe ich Angst,  ich könnte bei Ihm zu kurz kommen, das Leben verpassen?                         

Es gibt ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen einem gesunden Selbstvertrauen und unserem Gottvertrauen. Was diesen Diener gelähmt hat, war das Misstrauen gegen seinen Herrn.

Welches Bild wir von Gott haben, das entscheidet sich nicht im Kopf, das entscheidet sich im Herzen.

Sehen wir nur auf uns selber, ob wir auch nicht zu kurz kommen, ob wir dies oder jenes wohl schaffen, dann wird uns schnell der Mut sinken. Meinen wir, dass Gott nur fordert und dass seine Gebote uns nur die Lebensfreude nehmen wollen, dann werden wir  nur wenige Schritte im Glauben wagen.

Misstrauen gegen Gott lähmt das Leben. Zutrauen zu Gott aber macht Mut. Letztlich geht es dann nicht um die Frage, ob ich mir dies oder jenes zutraue, sondern letztlich geht es um die Frage, ob ich Gott zutraue, dass Er mich einen guten Weg führt. Darauf kommt es also an: Dass der Dank unser Gottvertrauen stärkt. Und Gottvertrauen macht mutig. Es ist der Blickwechsel mit Gott, das Aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. So kommen gute Entscheidungen zustande. Und dann gilt, was den treuen Knechten gesagt wird: Dass wir Teil haben dürfen an der Freude des HERRN. Und in dieser Freude lassen wir uns rufen und nehmen unseren Platz ein, den Gott für jeden von uns bereit hat.

Amen
 

Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis, den 15. November 2020 in Sankt Annen
Matthäus 25,14-30; Sprichwörter 31,10-13+19-20+30-21; 1 Thessalonicher 5,1-6 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 15.11.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 25, 14–30.

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:

14 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. 

15 Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. 

16 Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. 

17 Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. 18Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. 

19 Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen.

20 Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. 

21 Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! 

22 Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen.

23 Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!

24 Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; 

25 weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. 

26 Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. 

27 Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. 

28 Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! 

29 Denn wer hat,dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.

30 Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

 

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