Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen zum 25.Sonntag im Jahreskreis in der Heiligen Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

„Mit dem Himmelreich, mit dem Reich Gottes ist es so, wie…  Vom Himmelreich spricht Jesus in Gleichnissen: Nicht in Begriffen, nicht in Formeln, sondern in einem lebendigen Geschehen. Mit dem Reich Gottes  und damit, dass Menschen zum Glauben kommen. ist es ja ganz unterschiedlich: Manche können sich gar nicht daran erinnern, irgendwann einmal nicht geglaubt zu haben: sie kommen aus Familien, in denen der Gottesdienst immer selbstverständlich war, das Gebet, der Glaube. Bei anderen ist das völlig anders: Das war ein ganz eigener, erst tastend, vorsichtiger Weg, bis hin zu einer Entscheidung  und zu einer Gewissheit. Manche sind schon sehr früh dabei, auf ihrem Lebensweg, andere erst spät, vielleicht auch sehr spät.

Und nun erzählt Jesus dazu etwas in einem Gleichnis. Die Arbeiter im Weinberg. So, wie  mit den Arbeitern im Weinberg,  so ist es  mit dem Himmelreich. Und wir merken: Das Himmelreich ist gar nicht nur etwas Zukünftiges.

Das Himmelreich geschieht dort, wo Christus in das Leben eines Menschen tritt. Das Himmelreich ist eine heilsame Begegnung, Umkehr und Neuanfang, ist versöhnte Gemeinschaft mit Gott und seinem Volk.

Noch bevor irgendjemand gerufen wird und antwortet, das ist der Weinberg schon da. Es ist bereits etwas Entscheidendes geschehen. Bevor ins Fragen gekommen sind, bevor wir  glauben konnten, da hat Gott schon gehandelt; anders gesagt: da hat Gott den Weinberg schon angelegt.

Ohne Bild gesagt: Bevor Gott uns ruft,  ist Er schon längst in diese Welt gekommen, ist Mensch geworden wie wir und  hat sich für uns  in unseren Tod begeben, damit wir durch Ihn das ewige Leben haben.

ER hat sich verurteilen lassen, damit wir durch Ihn Vergebung finden können. ER hat Sein Volk schon gegründet: Bevor der Gutsherr zur Arbeit in den Weinberg rufen kann, muss der Weinberg erst einmal da sein. Und wie viele verborgene Vorbereitungen hat es gegeben, bevor wir auch nur angefangen haben, nach Gott zu fragen: Beter, die für uns gebetet haben. Begegnungen und Ereignisse in unserem Leben, die sozusagen das Feld bereitet haben.  Es ist gut, sich das klar zu machen: Denn es könnte doch auch sein, dass da nichts wäre: Vielleicht irgendwo ein unerreichbarer Gott, und wir würden uns nur etwas ausdenken, ja, spekulieren müssen.

Und dennoch: dadurch, dass es den Weinberg gibt, gehören wir noch lange nicht dazu. Erst noch müssen wir angesprochen werden, gerufen werden, und dann müssen wir darauf auch antworten: losgehen.

Im vierten Hochgebet heißt es, dass,  als der Mensch im Ungehorsam Gottes Freundschaft verlor  und der Macht des Todes verfiel, hat Gott uns dennoch nicht verlassen, sondern  voll Erbarmen allen geholfen, Gott zu suchen und zu finden.                       

Und von diesem Geheimnis, dass Gott  unterschiedliche Menschen zu unterschiedlichen Zeiten  ruft, davon erzählt dieses Gleichnis. Aber anstatt, dass wir uns freuen, dass jeder bei Gott seinen Platz hat, und wir auf Gott sehen  und Ihm danken, sehen wir  nach rechts und links, und  vergleichen uns.

Was wird uns erzählt? - Da haben die einen morgens um sechs Uhr angefangen zu arbeiten, die nächsten drei Stunden später, um neun Uhr, die dritten mittags um zwölf, und die Letzten sogar erst um 17 Uhr. Da blieb nur noch eine Stunde zum Arbeiten. Mit denen,  die morgens angefangen haben, hatte der Gutsbesitzer einen Denar vereinbart. Ein Denar war kein schlechter Lohn. Im Gegenteil.

Und zu denen, die später gekommen waren sagt er: „Ich werde euch geben, was recht ist.“ Alles richtig. Aber  wer kann da den Protest derer nicht verstehen, die morgens um sechs Uhr schon angefangen hatten, die in der Mittagssonne gearbeitet haben?

Und nun bekommen sie genauso viel  und nicht mehr, als diejenigen, die erst eine Stunde vor Feierabend angefangen haben. Sie murren und sagen: „Mit denen, die nur eine Stunde gearbeitet haben, hast du uns gleichgestellt.“ Ist das ungerecht? Keine Frage. In der Arbeitswelt wäre das ungerecht. Arbeitslohn muss zumindest vergleichbar bleiben. Aber wir merken:

Im Himmelreich geht das anders.

In Glaubensfragen tut uns das Vergleichen nicht gut. Wenn wir vergleichen, da werden die einen neidisch  und die anderen hochmütig. In jedem Fall würden wir uns im Vergleichen verlieren. Im Himmelreich steht eben nicht unser Fleiß, unsere Leistung, unser Werk in der Mitte, sondern im Reich Gottes  steht Gott in der Mitte.  In der ersten Lesung hatten wir gehört:

„Sucht der HERRN, solange ER sich finden lässt,  ruft ihn an,  solange Er nahe ist.“

Wenn wir zum Glauben gerufen werden, in die Nachfolge und dahin, Gott zu dienen, dann ist das ein Geschenk. Es sei denn, wir glauben Gott nicht, dass wir bei Gott das Leben haben. Es sei denn, wir meinen, es sei ein Verdienst, als Christ zu leben – und kein Geschenk.

Gott aber schenkt. Und ER schenkt großzügig, Aber Gott ist auch der  Herr des Verfahrens, nicht der Mensch. ER legt die Zeit fest,  zu der Er ruft, wir bestimmen das nicht.

Sehr wohl ist es aber an uns, IHN zu suchen, solange er sich finden lässt.An uns ist es, zu antworten, wenn ER ruft. Anders gesagt:

Wir sind nicht Zuschauer, die aus dem Abstand etwas zu beurteilen hätten, sondern wir sind Betroffene, sind Beteiligte. Wir stehen auf dem Markt – und werden früher oder später angesprochen, werden früher oder später von Gott gerufen, Christus zu folgen. Die erst später in den Weinberg gekommen sind, waren ja nicht aus Faulheit später gekommen, sie hatten auch nicht am Morgen erst noch abgelehnt mitzukommen, sondern sie haben ihre erste Gelegenheit wahrgenommen. Und tatsächlich sind wir gleich gestellt als Beschenkte, die sich haben beschenken lassen. Unverdient! Allerdings: Dass wir dann auch antworten, das ist unsere Verantwortung. Dass wir Gottes Ruf folgen, und tun, wozu jeder an seinem Platz berufen ist, das ist unsere Verantwortung. Aber dass wir gerufen wurden, das ist Geschenk.

Und sobald Christus in der Mitte steht, hört das Konkurrieren auf  und  fängt die Anbetung und der Gehorsam an. Wenn Gott geehrt wird, geht es uns Menschen gut, fängt die Gemeinschaft an, geistlich zu werden.

Und schließlich: Was war das denn für ein Lohn, den die bekommen haben,

die früh gekommen sind, und diejenigen, die zuletzt gekommen sind. Alle haben einen Denar bekommen, so wie es mit den Arbeitern, die morgens angefangen hatten, abgesprochen war. Ein Denar war genau das, was ein Mensch für eine Tag brauchte. Es gibt Inschriften, da heißt es sprichwörtlich:  „ein Denar für das tägliche Brot.“ Es hat also jeder das bekommen, was er wirklich braucht. So, wie wir beten: Unser täglich Brot gib uns heute.

Und damit klingt ja noch etwas an: Das Manna auf der Wüstenwanderung.

Es gibt keinen Glauben auf Vorrat, sondern  mit dem Himmelreich ist es so, dass verschiedene Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten von Christus gerufen wurden,  geantwortet haben IHM gefolgt sind und nun mit Ihm auf dem Weg sind. Seine Gnade ist jeden Morgen neu. Und weil uns klar ist, dass es ein Geschenk ist, dass Gott uns gerufen hat,  dass wir zu IHM gehören dürfen, darum  loben und bezeugen wir Christus allen Menschen, auf dass keiner zu spät kommt.

Amen
 

Predigt zum 25.Sonntag im Jahreskreis, den 20. September 2020 in der Heiligen Familie
Matthäus 20, 1 – 16, Jesaja 55, 6 – 9, Philipper 1, 20-27 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 20.09.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 20, 1 – 16.

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen hinausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.

Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denár für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.

Um die dritte Stunde ging er wieder hinaus und sah andere auf dem Markt stehen, die keine Arbeit hatten.

Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.

Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder hinaus und machte es ebenso.

 6 Als er um die elfte Stunde noch einmal hinausging, traf er wieder einige, die dort standen. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig?

Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben.Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten, bis hin zu den Ersten! 

Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denár.

10 Als dann die Ersten kamen, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten einen Denár.

11 Als sie ihn erhielten, murrten sie über den Gutsherrn 

12 und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt. Wir aber haben die Last des Tages und die Hitze ertragen.

13 Da erwiderte er einem von ihnen: Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denár mit mir vereinbart? 

14 Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir. 

15 Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin? 

16 So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.

 

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