Predigt vom 3. Sonntag der Fastenzeit

  • geschrieben von  Website Team

In der heute veröffentlichten Predigt vom 3. Sonntag der Fastenzeit geht es um unsere Christus-Beziehung, um unser praktisches Verhalten und unsere Tempelreinigung.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

was wir heute in den Lesungen und im Evangelium gehört haben, das handelt von den beiden Säulen des Alten Bundes, und dann – in anderer Weise auch des neuen Bundes. Wir werden also indirekt daran erinnert, dass unser christlicher Glaube die Erfüllung des jüdischen Glaubens ist, wir also miteinander zusammengehören.

Wie kann man das verstehen? Wir haben gehört vom Tempel einerseits und andererseits vom Gesetz, von der Tora.

Und beides hängt damit zusammen, dass Gott sich nicht verborgen gehalten hat,
sondern dass Gott sich offenbart hat. Gott zeigt sich uns Menschen und will mit uns Gemeinschaft haben.

Wie macht Er das? Durch die ganze Bibel hindurch finden wir dazu einen roten Faden: Er ruft immer zuerst einen Einzelnen:
Abraham, den er aus seinem Vaterhaus ruft, ihm Nachkommen zusagt und auf einen Weg des Glaubens führt: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Mose. Ihm begegnet er im brennenden Dornbusch und beruft ihn, Israel aus der Knechtschaft in Ägypten zu führen.
Die Propheten. Zum Beispiel Jeremia oder Jesaja: Sie warnen das Volk Gottes davor sich allzu sehr auf Bündnisse, Menschenmacht und Menschenmögliches zu verlassen.
Und dann im Neuen Bund: Die Eltern von Johannes, dem Täufer:
Zacharias und Elisabeth. Dann Johannes, der Täufer selber.
Und nicht zuletzt: die Gottesmutter: Der Engel des Herrn brachte ihr die Botschaft:
Gegrüßet seist du, Maria.

Gott spricht also immer wieder auf buchstäblich wunderbare Weise einzelne Menschen an: ER beruft sie dazu, an seinem Handeln an uns Menschen mitzuwirken.
Und damit ist schon der nächste, der zweite Schritt angesprochen:
Durch diese Menschen sammelt und leitet Gott sein Volk. Gottes Handeln wird so sichtbar und entfaltet sich in den Vielen. Aber die Vielen sind auch nicht einfach nur die große Masse, sondern viele Einzelne, die sich unterscheiden von der Welt.

Keine anderen Götter als der Gott, der in der Geschichte gewirkt hat: Die Befreiung Israels aus der Knechtschaft in Ägypten.

Kein anderer Gott als der Gott, der in Jesus Christus Fleisch geworden, Mensch geworden ist.

Das eine Volk Gottes aus vielen Völkern. Und so wird aus dem zunächst einsamen: „Mir geschehe nach deinem Wort,“ ein gemeinsames Ja - Wort, ein gemeinsames AMEN. Und da hat jeder Einzelne Verantwortung. Verantwortung vor Gott.

Und so beginnen die Gebote nicht mit den Geboten. Sondern die Gebote beginnen mit einer Erinnerung. Sie beginnen mit der Erinnerung, dass Gott sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten geführt hat. ER hat berufen und Er hat befreit. Und jeder,
der sich an Ihn bindet, den lässt ER an dieser Freiheit teilhaben.

Aber wie lebt man das?

Und da geht es um das Herz und es geht um die Hand. Es geht um unsere Christus-Beziehung und es geht um unser praktisches Verhalten, also um jede Lebensgestaltung: auch um das Reden, die Zeiteinteilung, den Umgang mit dem, was uns anvertraut ist an Geld, Gütern, Gaben und Begabungen.

Und beides gehört untrennbar zusammen:
Herz und Hand: Tempel und Gebote.

Nicht aber erst das Eine und dann das Andere, sondern beides sind zugleich zwei Seiten der einen Medaille.
Der Tempel steht also für das Herz, anders gesagt für die Begegnung und die Gemeinschaft mit Gott. Hier wohnt Gott. - Ja, das „wohnen“ muss man in Anführungszeichen setzen. Gott ist nicht an einen Ort gebunden. Aber er bindet sich an Orte, an denen Er sich finden lassen will. Und im Tempel ist das Allerheiligste.
Da ist der Vorhang, der am Karfreitag zerriss.

Und nun haben wir von der Tempelreinigung gehört. Warum treibt Jesus die Händler aus dem Tempel?
Nein, nicht um uns zu zeigen, dass Gott so sehr Mensch geworden ist,
dass er auch zornig werden kann. Ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Es geht auch nicht um Kapitalismuskritik. Die Händler haben nichts eigentlich Verwerfliches getan. Man brauchte Geldwechsler, weil die Juden der Überzeugung waren, dass das heidnische, römische Geld, auf dem der Kaiser gottgleich dargestellt wurde nichts in Gottes Tempel zu suchen hat. Also gab es eine eigene Tempelwährung. Und wer Opfer bringen wollte, der brauchte Verkaufsstände mit Opfergaben.
Also so einfach, dass das alles nur Geschäftemacherei war, ist es auch nicht. Die Händler waren notwendig und mussten von irgendetwas leben. Da sollten wir mit den Händlern nicht strenger sein als mit uns selbst. Oder lebt von uns jemand ohne Einkommen?

Nein, es ist anders. Der gute Brauch hatte sich verselbstständigt. Aus der geistlichen Tradition ist Folklore geworden. Man macht nur nach, tut äußerlich, was mal geistlich und im guten Sinne fromm begonnen hat. Der Schein ist gewahrt.

Äußerlich scheint alles korrekt zu sein. Man macht das eben so: Erst die Taufe, dann mit 9 oder 10 die Erstkommunion, und später dann die Firmung. Ja, das ist alles gut. Aber wo ist das Herz?

Es gibt auch eine immunisierte Form des Katholisch – Seins: Da macht man viel Richtiges, aber das Herz ist wo anders, und der Ruf Christi prallt ungehört ab.
Man kann auch Richtiges tun, um bloß nicht angefragt zu werden.

Und nun sagt Jesus dieses geheimnisvolle Wort: Was Menschen mit einem Bau, an dem sie 46 Jahre gearbeitet haben nicht geschafft haben, das bewirkt Jesus in drei Tagen.
ER ist der Tempel. Jesus ist die Adresse der Gottesbegegnung. Ja, Jesus Christus ist die Adresse aller Versöhnung. ER wird gekreuzigt und wird nach drei Tagen auferstehen. Das ist das Zeichen dafür, dass Jesus das tun darf. ER ist der Tempel,
durch den uns Gott begegnet und verwandelt. IHN nehmen wir auf in der Heiligen Eucharistie.

Was wandelt ER? Unser Wollen. Der Apostel Paulus später zu den Christen:
Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?

Christus will in uns wohnen und bewirkt, dass wir frei werden, in den guten Willen Gottes einzustimmen. „Dein Wille geschehe.“

Jeder, der das merkt, dass Gottes Anliegen zu seinem Anliegen geworden ist, der kann Gott danken. Da ist Gottes Geist am Werk, wenn es dir zum Herzensanliegen geworden ist, dass Menschen zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus kommen.

Aber was, wenn das nicht so ist? Was ist, wenn ich merke, dass ich Gott nur versuche zu benutzen?
Was ist, wenn ich merke, dass ich mich nur auf meine Herkunft, nur auf Gebräuche berufe, Jesus aber eigentlich gar nicht kenne?
Was ist, wenn Jesus für mich nur ein Begriff, aber keine lebendige Person ist?

Dann tu das, was Jesus hier tut: Eine Tempelreinigung: Unser Leib soll ein Tempel des Heiligen Geistes sein. Ohne Bild gesagt: Die vorösterliche Fastenzeit soll uns auch dazu dienen, die Gebote, die wir heute in der ersten Lesung gehört haben uns einmal so vorzunehmen, dass sie uns zur Tempelreinigung dienen.

Gibt es in unserem Leben Mächte, die wir neben Gott oder gar über Gott stellen? Was ist uns heilig? Geben wir Gott so die Ehre, dass wir IHN in allen Lebensfragen, in allen Lebensentscheidungen, in allen Nöten suchen?

Glauben wir Gott, dass wir alles, was IHM in die Hand geben,
in gute, in uns wohlwollende Hände geben und loslassen besser,
gleichsam getauft zurückbekommen?

Oder sortieren wir zwischen dem, was wir Gott anvertrauen und dem, was wir für uns behalten?

Und wie ist das mit der Wahrheit? Wie ist das mit der Nächstenliebe? Ja, und wieder die Frage: Tue ich nur äußerlich etwas, um meine Ruhe zu haben oder lasse ich Jesus auch an meine Wunden, meine Schwachstellen, meine alten Pakete, die ich immer noch mit mir herumschleppe?

Und wir merken:
Glaube ist sichtbar.
Gott will sich in deinem Leben entfalten.

So können wir froh werden.

Amen
 

3. Sonntag der Fastenzeit, den 04.03.2018 von Pfarrer Janßen
 

Tagesevangelium 04.03.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 2,13-25.

Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.

 

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