Predigt vom 6. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. In der heute veröffentlichten Predigt vom 6. Sonntag im Jahreskreis geht es um das Geheimnis, wie wir Mission sein können.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

nun haben wir von der Heilung eines Aussätzigen aus dem Hl. Evangelium gehört.

Jesus gibt ein Zeichen, tut ein Wunder, das darauf hinweist, dass durch Ihn das Reich Gottes nahe ist, dass durch Ihn Gott handelt. Jesus, der Messias ist da.

Gott lässt sich finden. ER will mit uns Menschen in Beziehung leben.

Aber nun geschieht da etwas Merkwürdiges: Anstatt sozusagen auszunutzen, dass dieses Wunder nun von allen bestaunt wird, anstatt, dass durch dieses Wunder alle anderen gar nicht anders können, als zu staunen und zum Glauben zu kommen, tut Jesus etwas ganz anderes: Er schickt den Geheilten weg. Er soll ruhig sein und zum Priester, zum Priester im Tempel gehen, also zu dem jüdischen Priester, und sich dort zeigen, so dass er wieder als rein gilt.

Von diesem Zusammenhang hatten wir in der ersten Lesung gehört. Die Reinheitsvorschriften des Alten Bundes. Was das aber nun mit uns heute zu tun hat, darauf weist uns die zweite Lesung hin: Aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther.

Da werden wir nämlich als Christen aufgefordert, uns entsprechend auch in unserem Umfeld uns so zu verhalten, dass wir keinen Anstoß erregen, sodass wir keinen Anlass zu einem Vorwurf geben.

Da heißt es ja:

„Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes! Gebt weder Juden noch Griechen, noch der Kirche Gottes Anlass zu einem Vorwurf!“

Und wir erinnern uns:

Jesus hatte das Wort an den Geheilten, sich dem Priester zu zeigen ja auch so begründet, dass Er sagte: „Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein.“

Gottes Sohn hat doch alle Freiheit der Welt. Braucht ER Gebote? Nicht so, wie wir.

Aber Er gibt Orientierung.

Und wenn das wahr ist, was bei jeder Taufe gesagt wird: dass wir daran Teil haben, dass Jesus König, Priester und Prophet ist, dann haben wir auch Teil an dem Amt, Orientierung zu geben. Und zwar durch unser Leben.

Was heißt das praktisch? Vor einer Woche ist der so genannte Pastorale Orientierungsrahmen für unser Erzbistum veröffentlicht worden.

In allen Veränderungen ist die missionarische Ausrichtung der Maßstab für alle Entscheidungen. Ja, es geht eben bei allen  auch wirtschaftlich begründeten Veränderungen nicht allein um Zahlen einerseits und Besitzstands- und Interessendurchsetzung andererseits: Sondern: Es geht um den Kerngehalt und das Wesen der Kirche.

Das ist die Orientierung, die sich nicht durch Stellenpläne oder durch Verbeamtungen sichern lässt, sondern immer nur durch Menschen die in einer lebendigen Christusbeziehung leben.

Und so heißt es dann auch im Orientierungsrahmen:
„Die Kirche macht nicht Mission, erst recht nicht zusätzlich zu dem, was sie sonst alles tut. Die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch. Papst Franziskus folgert daraus pointiert: „Ich bin eine Mission.“

Aber was heißt das? Vor allen Dingen heißt das: Glaube ist keine Privatsache. Christliche Gottesdienste sind grundsätzlich öffentlich. Wir bekennen uns öffentlich zu Jesus Christus. Wir tun das mit dem Kyrie: Mit dem „HERR, erbarme dich“, zu Beginn jeder Messe. Und wir nehmen damit das älteste Taufbekenntnis überhaupt auf: Jesus ist der HERR!

Nicht das Geld, nicht diese oder jene Regierung, nicht die Karriere, auch nicht die Interessen der eigenen Familie oder eines Berufsverbandes, sondern Jesus ist der HERR. Ihm vertrauen wir und auf IHN hören wir.

Das setzt sich fort im Glaubensbekenntnis, im Credo, und in der Antwort auf Geheimnis des Glaubens: „Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

           

Und damit ist ein weiteres Stichwort gefallen, das wir in der zweiten Lesung gehört haben: „Preisen!“ – Der Lobpreis. Also loben, verherrlichen. In der Liturgie nennt man das eine Doxologie, einen Lobpreis Gottes. Und wir merken: Unser Lobpreis Gottes beschränkt sich nicht auf Liturgie oder Lieder, sondern der Lobpreis Gottes soll sich in unserem Leben entfalten.

Aber wie sieht das aus? Natürlich nicht so, dass wir ständig pfeifend und strahlend durch die Welt laufen. Das wäre anstrengend: - vor allem für die anderen.

Nein, mehr als das: Nichts, was wir machen oder verfügen könnten, sondern es ist das, was bei der Taufe das Taufkleid anzeigt.

Da wurde uns Christus angezogen. ER soll uns in allem umgeben. ER soll bei allem dabei sein. Man soll Ihn uns ansehen. „Tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ sagt der Apostel. Was heißt das?

Letzte Woche hat mich ein Freund besucht, der auf der Durchreise in Hamburg war. Wir hatten etwas Zeit zusammen und ich habe ihn von der U-Bahn abgeholt. Und als ich dann dort etwas Kuchen gekauft hatte, habe ich beim Wechselgeld nicht aufgepasst. Die Verkäuferin hatte mir zu wenig rausgegeben.

Aber, als ich schon gehen wollte, sagt sie:  „Halt! Das war zu wenig. Da fehlten noch 50 Cent.“ - Ich weiß nicht, was diese Frau glaubt. Aber bei falschen Wechselgeld zu eigenen Gunsten nicht einfach zu schweigen, das ist eine kleine Form des Lobpreises Gottes.

Ehrlich zu sein und wahrhaftig ist ein Lobpreis Gottes.

Hilfsbereitschaft ist ein Lobpreis Gottes.

Sich zur Heiligen Messe zu versammeln, den Sonntag treu und nicht nach Gutdünken zu heiligen  ist ein Lobpreis Gottes. Wir feiern die Heilige Messe nie nur für uns selber.

Sicher: die eine Lektion haben alle fleißig gelernt:

Dass wir ja nicht beten und Gottesdienst feiern, um von den Leuten gesehen und gut angesehen zu werden. Aber da kann ich Sie beruhigen: Die Zeiten, in denen Menschen gut angesehen werden, weil zum Gottesdienst gehen sind lange vorbei.

Nein, es ist anders:

Der Apostel Paulus gebraucht hier das Wort „Vorbild“. Du sollst dem Suchenden ein Vorbild, eine lebendige Orientierungshilfe sein.

Die Suchenden sollen sich abgucken können, wie man das macht, als Christ zu leben.

So haben doch auch wir das einmal gelernt, dass wir uns das Beten und Bibellesen von andere abgeguckt haben, oder?

Doch, das ist zwar gut gemeint, wenn gestanden Christen einem Suchenden sagen: „Nein, natürlich erwartet niemand von dir, dass du nun jeden Sonntag zur Messe gehst.“ Ja, warum denn nicht? Solche Auskünfte sind gut gemeint, aber sie sind nicht hilfreich. Die Verherrlichung Gottes gibt es nicht in der kleinbürgerlichen Sparversion.

Menschen sehnen sich nach Klarheit, nicht nach Halbheiten. Ja, es stimmt. Wir feiern die Messe nicht, damit wir gesehen werden, aber dennoch  feiern wir die Hl. Messe öffentlich zur Verherrlichung Gottes:

Weil wir an diesen Gott glauben, der uns in Jesus Christus nicht nur Gottes Liebe gezeigt hat, sondern mit dieser Liebe auch die Macht, mit der ER den Tod besiegt und am Kreuz alles Elend dieser Welt auf sich genommen hat, deshalb feiern wir die Hl. Messe.

Das beten wir doch auch: „Dieses Opfer der Versöhnung bringe der ganzen Welt Frieden und Heil.“ Ja, es stimmt: Missionarsich als Christ zu leben ist nichts Zusätzliches.

Und das gilt: Sogar dann, wenn wir etwa zu tragen haben, bezeugen wir Christus, sogar dann, wenn wir Fehler gemacht haben, ja Schuld auf uns geladen haben, sogar noch im Sterben verherrlichen wir diesen Gott, der Tod besiegt hat, bezeugen wir Christus. Und wir verherrlichen Ihn so, dass wir uns Ihm anvertrauen und auf Seine Weisheit und Wegführung mehr zutrauen als unserer eigenen Einsicht.

Aber nun gibt es ein kleines Geheimnis: Wirklich missionarisch werden wir dann, wenn wir das, was wir für die großen Entscheidungen und Weichenstellungen unseres Lebens auch im Kleinen einüben.

 

Die Treue im Kleinen. Eben das kleine Wechselgeld und  auch das, was keiner sieht:

das treue Gebet für einen Menschen, der konkrete Dank an Gott, womit ER uns Tag für Tag beschenkt.

Und das ist kein Programm, das ist keine Methode, sondern einfach die Liebe zu Christus, der uns zuerst geliebt hat.
 

Amen
 

1 Kor 10,31-11,1; Markus 1, 40 - 45, 6. Sonntag im Jahreskreis, den 11.02.2018 von Pfarrer Janßen
 

Tagesevangelium 11.02.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus - Mk 1, 40-45.

In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

 

Artikel bewerten
(12 Stimmen)
Nach oben