Erste Predigt von unserem Pfarrer

  • geschrieben von  Website Team

Unser neuer Pfarrer Hans Janßen wurde am Samstag, den 04. November in einem feierlichen Gottesdienst durch Domkapitular Msgr. Peter Mies in sein Amt eingeführt. Für alle die nicht dabei sein konnten hier seine erste Predigt zum Nachlesen. Sie passt sehr gut zu unserem Pastoralkonzept und viele wichtige Dinge, wie Einzigartigkeit, Gott suchen und Charisma ausleben, wurden angesprochen.
 

Liebe Mitbrüder, liebe Gottesdienstgemeinde, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
 

das hätte niemand besser aussuchen können, als es sich nun so ergeben hat:

die Lesung und das Evangelium zum Gedenktag des Hl. Karl Borromäus einerseits

und

anderseits der Anlass meiner Einführung als Pfarrer von Sankt Katharina von Siena.
 

Wie alle Heiligen, so ist auch Karl Borromäus nicht nur Fürsprecher,

sondern

er gibt auch in seinen Worten und seiner ganzen Lebensführung Orientierung dafür,

wie wir als Christen in der Kirche der Welt leben sollen.

 

Zwei Bilder sind uns gerade vor Augen gestellt worden:

Der gute Hirte und die Herde einerseits und andererseits das Bild vom Leib Christi.

Das ist hilfreich;

Denn das sagt uns, was wir miteinander und füreinander sein sollen. 

Eine Herde und ein Hirt.

Ein Leib Christi.
 

Durch Christus miteinander verbunden. Aber was heißt das?

Vor allen Dingen wird uns hier etwas zugesprochen, was wir nicht machen können, nicht machen müssen

aber, was uns geschenkt wird, wenn wir Christus vertrauen:

Die Kirche lebt von Gottes Verheißung:

Und Verheißung bedeutet immer:

Wir leben etwas im Vertrauen auf Gottes Wort hin, aber Gott selber handelt, wenn wir tun, was ER uns sagt.

ER handelt.

ER baut und hütet Seine Kirche.

Er schenkt zu allem guten Wollen das Gelingen.
 

Weder Priester noch Laien, können und müssen die Kirche machen.

Es war nicht unsere Idee, mal was Frommes oder Kirchliches zu machen, sondern der Anfang und das Ziel der Kirche ist im Himmel.

Da gibt es so etwas, wie einen Dominoeffekt des dreifaltigen Gottes.

Der Vater schickt den Sohn, dessen Werk der Heilige Geist auf Erden weiterführt.

Und dann kommt das Unglaubliche: 

Uns Menschen will ER dazu gebrauchen!

Jeden! – Jeden anders, aber doch jeden.
 

Bleiben wir zunächst beim guten Hirten:

Alles, was wir als Kirche und Gemeinde glauben und hoffen können,

geht von IHM,

geht von Christus aus.

Jesus, der gute Hirte ist zu uns gekommen, um uns zusammen zu rufen

und sich für uns mit seinem Leben einzusetzen, hinzugeben, ja, zu opfern.
 

Kein Mietling und kein Schaumschläger,

sondern

Gott, der gewinnt, indem er gibt.
 

Diese Hingabe, dieses Opfer,

ja, dieses Geheimnis feiern wir in jeder heiligen Messe,

ja,

werden wir hinein genommen in dieses Opfer, so dass durch Jesus für seine Herde nun gilt,

dass wer gibt nicht ärmer wirddass wer dient nicht schwächer wird,

dass wer sich diesem guten Hirten öffnet,  

auch mit allem Mangel,

auch mit allen Wunden,

nicht verklagt, nicht ausgelacht und nicht verurteilt wird.
 

Denn all dies:

den Spott,

den Schmerz,

die Angst und den Tod,

das alles hat Christus, der gute Hirte am Kreuz auf sich selber gezogen, damit es uns nicht mehr vernichten kann.
 

Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Was kann uns trennen von der Liebe Gottes?“  

fragt der Apostel Paulus ein paar Kapitel vorher.

Noch nicht einmal der Tod kann uns von Ihm trennen.

Und das heißt dann auch:

Sind wir in Christus,

müssen wir nicht für uns selber nicht noch groß etwas erreichen,

uns nicht groß selber darstellen.

Christus hat uns erreicht und uns mit allem Unvollkommenen,

mit allem Brüchigen versöhnt.

Der Mangel ist nun nur vor-läufig.

Der Himmel aber ist endgültig.

Wir sind unvollkommen,

ja,

Gottes Gabe aber ist vollkommen.
 

Und so ist auch die Kirche fehlerhaft,

angreifbar,

ja,

und doch

im Bund mit dem vollkommenen Gott.
 

So beschreibt das Zweite Vatikanische Konzil die Kirche:

„Sie ist zugleich heilig - und stets der Reinigung bedürftig.“

Und so geht alles, was die Kirche bleibend ausmacht von Christus aus.
 

Ja, ER selber handelt durch diese Kirche.

Katharina von Siena wagt sogar den Satz:

„Die Kirche ist nichts anderes als Christus.“
 

Jeden einzelnen von uns hat er so dazu gerufen:

Jeden anders, aber jeden doch so, dass wir gemerkt haben:

wir sind keinem zufälligem Glück oder Unglück, keinem Geschick oder Missgeschick ausgeliefert;

sondern: jeder ist gewollt,

und jeder ist gerufen, es mit diesem guten Hirten zu tun zu bekommen,
 

ER hat uns zu sich gerufen,und damit auch zueinander.

Jeden anders, immer wieder so ähnlich, und doch je und je ganz anders.

So haben wir an IHM und an einander teil.

Wer zum guten Hirten kommt, der kommt auch zu seiner Herde.

Und das heißt:

Wer zu Gott kommt, der bekommt auch eine andere, Sicht auf andere Menschen.

Und weil sich keiner den Glauben verdient hat, treffen wir uns als Beschenkte.
 

Und nun haben wir gehört von den verschiedenen Gaben und Berufungen in der Kirche.

„Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben,

aber nicht alle Glieder denselben Dienst leisten,

so sind wir, die vielen ein Leib in Christus.“
 

Nun gibt es zwar nur einen guten Hirten, so wie es nur einen einzigen Priester gibt, nämlich Jesus Christus.

Aber dieser eine gute Hirte beruft sich eben auch seine Hirtenjungen,

auch Priester genannt,

die in seinem Namen sagen und geben, was kein Mensch von sich aus sagen und geben kann:

das Wort von der Versöhnung,

die Teilhabe an Christus.

Und genau dieses Wort und diese Haltung verbindet uns mit IHM,

dem Haupt und Hirten der Kirche,

der – wiederum - uns miteinander verbindet.
 

Aber was heißt das? Wir haben unterschiedliche Gaben und Berufungen, einen HERRN und sind zusammen der eine Leib der Kirche.

Jeder besonders, und jeder auf seine Weise unersetzbar.

Kein Rad in einer Maschine,das man austauschen könnte,

sondern

jeder ein einzigartiges Glied am Leib Christi.
 

Deshalb sagt John Henry Newman,

von der anglikanischen Kirche in die katholische Kirche gekommener Priester und Theologe im 19. Jahrhundert:

Er sagt:

Ich bin geschaffen, um das zu sein und zu tun, was keinem anderen bestimmt ist;

ich habe einen Platz in den Absichten … Gottes, den kein anderer einnimmt.

Mag ich arm oder reich, geschätzt oder verachtet vor den Menschen sein,

Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.

ER hat mich erschaffen,

um Ihm einen ganz bestimmten Dienst zu erweisen.“
 

Und so hat der Ruf zum Glauben,

so hat der Ruf des guten Hirten immer zwei Seiten:

Wir sind Beschenkte:

Durch Christus heißen wir Gottes Kinder, und wir sind es auch.

Aber das ist nur die eine Seite:

Die andere Seite ist die, dass jeder von uns Gaben und Möglichkeiten hat,

die im Licht Christi,

in Seiner Gegenwart ganz neu zum Leuchten kommen.

„Wer zum Lehren berufen ist, der lehre;

wer zum Trösten und Ermahnen berufen ist, der tröste und ermahne.

Wer gibt, der gebe ohne Hintergedanken; wer Vorsteher ist, der setzet sich eifrig ein;

wer Barmherzigkeit übt, der tue es freudig.“
 

Das klingt einfach und ist sinnvoll.

So einfach, dass wir es manchmal unseren Gemeinden dann doch anders machen.

Nämlich so, dass wir sagen: „Wir brauchen da jemand für…“

Aber es wird dann nimmer nur irgendjemand gesucht, damit die Arbeit getan wird.
 

Und dann tun die einen viel und manchmal auch Vieles,

einfach, weil es gemacht werden muss.

Das ist gut gemeint und ehrenhaft.
 

Die Schriftlesung heute zeigt uns aber einen anderen Weg:

Er fängt nicht im Mangel an,

nicht mit einer Aufgabe,

nicht mit der Notwendigkeit,

sondern

es fängt mit einer Begabung und einer Berufung an.

Alles geht von Christus aus.

Er zeigt uns unseren Platz.
 

Und an unserem Platz zeigt ER uns unsere Gaben,ja weckt und entfaltet sie.

Wir tun unseren Dienst als Christen nicht vor allem deshalb,

weil die Arbeit getan werden muss,

sondern

wir tun unseren Dienst als Christen vor allem deshalb,

weil wir die Verbindung mit Christus stärken wollen.
 

Christus will sich durch uns entfalten.

Wir sollen und wollen Erfahrungen mit IHM machen:

Mit den Gaben, die wir in den Dienst Christi stellen, ist es wie mit einem Muskel:

Der Muskel wird stärker,

indem er genutzt wird.
 

Als ich mit der Schule fertig war, da war es bei den Berufswünschen modern zu sagen:

„Ja, irgendwas mit Menschen.“

Dann war:

„Irgendwas Soziales“ modern.

Oder dann „irgendwas mit Computern.“

Oder jetzt vielleicht: „Irgendwas mit Medien.“

Als Christen sagen wir: Nicht „irgendwas,“

sondern genau das,

wodurch Gott uns im Glauben wachsen lassen will.

 

Und was uns mit Christus bindet, das verbindet uns auch miteinander.

Nicht die Arbeit ist unser Gott, auch nicht die Gemeindearbeit,

sondern der Gott, der alles,

auch unsere Arbeit in ein neues Licht stellt;

denn ER will und wird durch uns wirken,

durch jeden von uns.
 

Nur, dass wir nicht aufhören,

auf den Hirten und das Haupt der Kirche achten.
 

Haben ihr noch den Schluss im Ohr?

Den Schluss der Lesung?

„Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Bedrängnis, beharrlich im Gebet.“

Und dann, wie in einem Atemzug:

„Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind; Gewährt jederzeit Gastfreundschaft!“

Das gehört beides zusammen, wie in einem Atemzug, eben weil es zwei Seiten derselben Sache sind:

Liturgie und Diakonie gehören zusammen.
 

Das Vertrauen auf Gottes feste Zusagen, auf seine Verheißungen:

„fröhlich in der Hoffnung und geduldig in Bedrängnis, beharrlich im Gebet.“

Also dem Wort mehr zu glauben als dem Augenblick.
 

Und wo gebetet wird, da wird auch geholfen. Gemeinsam als der eine Leib Christi.

Amen
 

Johannes 10, 11-16; Römer 12, 3-13, Hl. Karl Borromäus, 04.11.2017, Einführung von Pfarrer Hans Janßen in St. Katharina von Siena

 

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