Predigt am 32. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen.  Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unseren Pfarrer Hans Janßen am 32. Sonntag im Jahreskreis, den 12.11.2023 in der Hl. Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wer will schon gerne dumm sein? Alles, was wir heute als Lesung und als Hl. Evangelium gehört haben hat mit Klugheit und mit Weisheit zu tun.

Ja, auch die zweite Lesung, wo es darum ging, dass wir nicht traurig sein sollen, wie die anderen, die keine Hoffnung haben spricht von Klugheit: Wer klug sein will, der muss sich Gedanken machen über die Lebenszeit auf dieser Erde hinaus.

Und so erzählt Jesus nun ein Gleichnis, das von den klugen und den törichten Jungfrauen. Klug zu sein beschränkt sich aber eben nicht darauf, die Grenzen zu sehen und dann möglichst gut irgendwie durchzukommen, sondern wer klug ist, der hört auch gut zu, der will und wird immer auch etwas erfahren, was er nicht sowieso schon wusste oder sich selbst hätte denken können. Auch dumme Menschen denken sich etwas, aber sie fragen nicht, ob das denn auch stimmt. Sie fragen nicht, ob das, was sie sich denken auch tragfähig ist. Ist das denn auch wahr, was ich mir so denke?

Und so erfahren wir durch das Gleichnis, so erfahren wir durch Jesus etwas, was wir von uns aus alleine gar nicht wissen könnten: Wie das ist mit dem Reich Gottes, wie das ist mit dem Himmel, und was heißt das für unser Leben heute?

Ich sage das auch deshalb, weil man den Eindruck haben kann, dass auch nicht wenige Christen so leben, dass sie sich sagen: „Ja, ich glaube an Gott. Er unterstützt mich, er hilft mir, er tröstet mich und was danach kommt, das sehen wir dann.“

Keine Frage: Gott hat uns unser Leben anvertraut und er hilft uns, unser Leben sinnvoll zu gestalten. Aber dann ist es auch klug auch wirklich auf ihn zu hören und nicht zu meinen: Gott wird schon alles so machen, wie ich das will. Zu glauben heißt doch genau umgekehrt. Ich frage, was Gott will. Und ich höre auf das, was Gott will!  Und davon erzählt Jesus in dem Gleichnis: Klug ist es, nicht nur den Augenblick, nicht nur im Moment zu leben, sondern die Gegenwart so zu gestalten, so zu leben, dass der nächste Schritt und das Ende immer schon mit bedacht sind.

Wir haben jetzt am Freitag des 80. Jahrestages der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer gedacht. Sie waren gegen die Nationalsozialisten aufgestanden gegen Judenhass und Euthanasie. Sie haben Gott als den Schöpfer und jeden Menschen als Gottes geliebtes Geschöpf und  sie haben die Juden als Gottes auserwähltes Volk bezeugt. Und sie wussten, dass sie damit rechnen mussten, dass der Hass der Gottesleugner sie das Leben kosten kann. Und so war es dann ja auch, dass sie unter dem Fallbeil sterben mussten.

Aber, um dieses Bild aufzunehmen: Sie hatten ihre Lampen gefüllt. Wir haben am Freitag auch aus ihren Abschiedsbriefen aus dem Gefängnis gehört. Da war von Freude auf den Himmel die Rede, von Dankbarkeit. Nicht so, dass sie den Tod herbeigesehnt hätten. Nein, keine Welt- und Lebensverachtung. Das nicht! Aber eben auch ein Vorrat an Mut und Zuversicht, ein Vorrat an Gottvertrauen und Auferstehungshoffnung.

Was erzählt Jesus?  Es ist das Gleichnis von einem Hochzeitsfest. Und wenn Jesus von Hochzeiten spricht, dann spricht er von einem Zusammensein, bei dem jeder einfach da sein und er selbst sein darf.

Ja, zur frohen Botschaft gehört es auch, dass das Leid und die Kriege, das Unrecht und die Gewalt eines Tages nicht mehr sein werden. Die Macht der Gewaltherrscher und Terroristen wird ein Ende haben. Es wird ein Gericht geben. Allerdings: nicht nur für die anderen. Jeder muss sein Leben verantworten.

Was aber dann? Jesus, der Sohn Gottes, wird noch einmal kommen und er wird die Toten aus den Gräbern mit einem neuen Leib auferwecken. Und dann werden alle, die zu Christus gehören in den Hochzeitssaal eingehen, froh sein und Gott in ihrer Mitte feiern. Davon haben wir heute in der zweiten Lesung gehört:

„Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung mit dem Herrn.“

Was hat es nun aber mit den Lampen und dem Öl auf sich? Offensichtlich geht es darum, darauf vorbereitet zu sein, dass Jesus wiederkommt, oder, anders gesagt: Dass wir vor Gott stehen werden.

Und nun gibt es in dieser Geschichte ein Detail, das so ganz anders klingt, als wir es sonst aus der Heiligen Schrift gewohnt sind: Sollen wir sonst doch teilen und abgeben, nicht nur an uns selbst denken. Daran hat sich nicht geändert. Ja, wir sollen abgeben und teilen. Die Kollekte gehört zum Gottesdienst. Als nun aber der Ruf in der Nacht zu hören war: „Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!“ da hatten die törichten Jungfrauen kein Öl mehr, weil sie nur da sind mit ihren Lampen, aber nichts in den Krügen hatten. Und als sie dann Öl von den klugen Jungfrauen erbaten, da bekamen sie eine Abfuhr. Sie sagen: „Nein, dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch.“

Warum geben die Klugen den Törichten kein Öl?  Oder besser: Was sagt Jesus mit diesem Teil des Gleichnisses? Wir können Brot teilen. Wir können Geld geben. Mit Sachen kann einer für den anderen eintreten. Ja, es gibt sogar eine Stellvertretung des Opfers. Aber es gibt keine Stellvertretung der Lebensgestaltung. Dass ein Mensch darauf vorbereitet ist, am Ende vor Gott zu stehen, das kann keiner dem anderen abnehmen. Anders gesagt: Du bist für deine Ölvorräte, du bist für dein Licht selbst verantwortlich.

Was ist also mit dem Öl gemeint? Es ist der Umgang und die Vertrautheit mit Jesus, es ist der Vorrat an Glaube, Hoffnung und Liebe, den kein Mensch machen oder messen kann, es ist kein Rezept, das uns Sicherheit gibt, und es ist schon gar nicht das, was die anderen meinen, was wir alles in unseren Ölkrügen an Glauben und Verdiensten haben, sondern: das Öl ist der Kraftstoff, aus dem unser Leben im Glauben zu Leuchten beginnt.

Klug ist es aus der Heiligen Schrift, der Bibel zu leben. Klug ist es im Gebet zu sein. Klug ist es aus der Eucharistie zu leben, die Umkehr nicht zu verachten, sondern die Vergebung Jesu immer wieder neu ernst zu nehmen.

Allerdings: Töricht wäre es jetzt zu fragen: „Ja, wie viel muss ich denn? Wann reicht es denn?“ - Genau darum geht es nicht. Es geht nicht darum, sich frei oder loszukaufen. Es geht nicht um eine Pflichterfüllung, sondern es geht um eine mündige Gestaltung des eigenen Glaubenslebens. Da ist für den einen mehr Schriftbetrachtung, und für den anderen ist es mehr Rosenkranz. Ja! Aber entscheidend ist, ob wir Vorräte der Christusbegegnung in den Krügen haben. Es geht darum, dass Christus selbst in unserem Leben zum Leuchten kommt.

Am Ende sagt der HERR zu den Törichten ja nicht: „Ihr bringt nicht genug Öl mit.“ Sondern er sagt: „Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht!“ Und Jesus zu kennen, mit Ihm vertraut zu sein, das suchen wir nicht zu dem Zweck, irgendwie in den Himmel zu kommen, sondern wir suchen Jesus immer wieder neu, weil dieses Licht schon jetzt auf dem Weg leuchtet. Denn auf diesem Lebensweg, auf dem wir sind, geht nicht alles nach Plan und geht es ganz sicher nicht endlos.

Die Frage, die wir mit in diesen Sonntag nehmen ist die: Reichen deine Reserven aus deiner Christusbegegnung zum Leben und zum Sterben? Die Reserven an Gottvertrauen, an Christusliebe, an Zuversicht, die nur ER schenkt. Üben wir mit Jesus die Vorfreude auf den Himmel ein, dann sind die Krüge gefüllt: zu einem erfüllten Leben und zu einem getrosten Sterben.

 Amen 


Predigt am 32. Sonntag im Jahreskreis, den 12.11.2023 in der Hl. Familie

Matthäus 25, 1-13; Weisheit 6,12-16; 1 Thessalonicher 4,13-18


 

Tagesevangelium 12.11.2023

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:

Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. 

Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. 

Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, 4die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. 

Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. 

Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! 

Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. 

Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! 

Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! 

10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. 

11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! 

12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 

13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

 

 

Artikel bewerten
(16 Stimmen)
Durchblättern der Artikel (vor/zurück): « Adventsbasar in unserer Pfarrei Die Sternsinger kommen! »
Nach oben