Predigt am 32. Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichte Predigt wurde von unseren Pfarrer Hans Janßen am 32. Sonntag im Jahreskreis, dem 06. November 2022 in der Hl. Familie gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

als Christen machen eine doppelte, ganz merkwürdige Erfahrung: Auf der einen Seite: Die Erfahrung echten, ernsthaften Interesses am Glauben, an Gott, an einem sinnvollen Leben. Menschen, die sich öffnen, die nachfragen. Und nicht wenige fragen dann auch nach, „Wie lebst du das?“ Oder sie sprechen einen an, wenn bestimmte Fragen in ihrem eigenen Leben auftauchen, eben z.B. die Frage, was nach dem Tod sei und welche Hoffnung wir als Christen da genau haben.

Aber dann gibt es auch die andere Seite, von der haben heute die erste Lesung und das Evangelium erzählt: Die Sadduzäer, eine bestimmte religiöse Gruppe im damaligen Judentum, die überhaupt kein Leben über den Tod hinaus glauben, und die Jesus diese spitzfindige Frage stellen, mit wem denn einer, der mit 7 Frauen verheiratet war, immer wieder verwitwet, dann im Himmel verheiratet sein wird. Gerade so, als wäre der Himmel nur eine verlängerte Erdenzeit, eben nicht ein neuer Himmel und eine neue Erde. Spitzfindigkeiten also, die am Streit, aber nicht an der Wahrheit interessiert sind. Das gab es damals und das gibt es heute.

Aber es geht noch schlimmer: Diejenigen, von denen wir in der ersten Lesung gehört haben: Sie haben einen solchen Hass auf den Glauben, dass sie vor Gewalt nicht zurückschrecken, ja Gläubige sogar umbringen. Das kennen wir nicht nur aus der Geschichte, sondern das ist weltweite Gegenwart. Die Bibel verschweigt das nicht. Ja, immer wieder werden wir in der hl. Schrift daran erinnert, damit wir uns nicht verwirren oder entmutigen lassen, wenn wir davon hören, oder es sogar damit zu tun bekommen.

Woher kommt dieser und dieser Hass gegen den Glauben, ja, gegen Gott? Antisemitismus gegen Juden, Christenverfolgung gegen Christen, beschmierte und angezündete Gotteshäuser? Da rebellieren unversöhnte Menschen gegen Gott, und hassen jeden, der mit seinem Leben auf Gott weist und ihm folgt. Ja, das ist unheimlich, dieser Hass. Aber: wie damit umgehen?

Wir haben heute aber noch eine, weitere Lesung gehört: Genau zwischen diesen beiden Geschichten vom König Antonius, der die Juden zwingen wollte Schweinefleisch zu essen, einerseits und andererseits, den Sadduzäern, die die Auferstehung der Toten lächerlich machen wollten, da haben wir aus einem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher gehört. Und der Kernsatz war: „Der Herr ist treu; ER wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren.“ Was heißt das, bewahrt zu werden? Was heißt das, vor dem Bösen bewahrt zu werden?  Da geht es ja  längst nicht nur um die Bewahrung im Straßenverkehr  oder  um die Bewahrung vor Krankheit. Die Bewahrung vor dem Bösen ist viel mehr als das. Das ist immer auch die Bewahrung vor der Bitterkeit und dem Hass. Die Bewahrung davor, sich in die Irre der Unversöhnlichkeit führen zu lassen. Die Bewahrung vor der Verzweiflung.

Und wir merken: es geht es darum, sich nicht vom Bösen anstecken zu lassen.

Deshalb heißt es an anderer Stelle, im Römerbrief: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch Gutes.“ (Römer 12,21)

Das Böse ist also nicht etwas, was wir oder andere Menschen nur tun, sondern indem wir uns auf etwas Böses einlassen, tut das Böse etwas mit uns. Menschen erhoffen sich durch das Böse, durch die Versuche, Regeln zu brechen, Macht und Vorteile, Und das gilt nicht nur für Putin, das gibt es auch sehr viel kleinteiliger.  Aber am Ende steht nicht eine größere Freiheit, am Ende steht kein Vorteil, sondern am Ende steht die Verwirrung und der Schaden. Wer sich auf das Böse einlässt: Auf Intrigen, auf Lügen, auf Unehrlichkeit, der wird genau davon gefangen.

Und dort, in genau diesem Zusammenhang sagt der Apostel: „Freut IHR euch (aber) in der Hoffnung, seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich, also mit Ausdauer im Gebet.“ Vor dem Bösen bewahrt zu werden braucht also Geduld, Ausdauer, und vor allem: Vertrauen auf den lebendigen, gegenwärtigen Gott. Vertrauen auf den Gott der Lebenden, der auch unsere Verstorbenen nicht alleine lässt.

Und genau das wendet der Apostel Paulus hier, in der heutigen Lesung an: Er betet. Und: er bittet die Gemeinde ums Gebet. Wir brauchen als Gemeinde, wir brauchen als Kirche einander, dass einer den anderen zum Guten ermutigt, ja, manchmal auch positiv durch sein Leben und Vorbild herausfordert. Glaube ist eben doch keine Privatsache.  Glaube ist nichts für Einzelkämpfer. Denn wer dem Bösen beikommen will, wer der Spaltung und dem Hass in unserer Gesellschaft beikommen will: Ob Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz, in der Clique oder im Verein, der muss auch die Gewissheit haben, woher das Gute kommt. Und das Gute, es kommt allein von Gott.

Aber wie kommt das Gute zu uns? Wie werden wir darin fest, und lassen uns nicht verunsichern? Zuerst so, dass wir auf die Verheißungen, auf die Zusagen Gottes achten. Es fängt damit an, dass wir darauf achten, wem wir Zukunft zutrauen: Umkehr fängt damit an, alle Zukunft, wirklich, konkret und in Einzelheiten, von Gott zu erwarten.

Wem trauen wir unsere Zukunft, das Leben und den belastbaren Vorteil zu: Gott, dem lebendigen Gott oder den Machenschaften und dem Gerede von Menschen?

Gott will darauf eine Antwort. Und unser Leben verlangt drauf eine Antwort. Und diese Antwort können wir nur dann geben, wenn wir auf Gott hören. Dabei sind wir nicht auf Vermutungen angewiesen. Der Apostel spricht von einer sicheren Hoffnung.

In Jesus Christus hat ER uns seine Liebe dadurch gezeigt, dass ER sich für uns geopfert hat, damit leben. Dafür gibt es Zeugen. Zeitzeugen damals und Glaubenszeugen heute. Aber dass diese Hoffnung, dieser Mut und diese Zuversicht sich in unserem Leben sich ausbreitet und wächst, dafür brauchen wir Geduld und Ausdauer. Vertrauen muss wachsen. Deshalb betet der Apostel darum, dass Jesus Christus „eure Herzen ermutige und euch Kraft gebe zu jedem guten Werk.“

Und so ist die Gemeinschaft der Kirche in besonderer Weise eine Gebetsgemeinschaft. Deshalb betet der Apostel für die Kirche. Deshalb beten Priester für ihre Gemeinden. Und deshalb bitten Priester um das Gebet der Gemeinden. „Betet,“ so haben wir gehört, „dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an.“

Zu glauben heißt also auch, dass wir glauben, dass Gott zwar das Böse in dieser Welt zulässt, dass ER das Böse aber nicht zum Ziel kommen lässt. Am Ende hat Gott das letzte Wort. Das wichtigste bei aller Bewahrung vor dem Bösen ist es, dass wir nicht aufgeben, sondern auf Gottes Treue vertrauen. Mit dem 73. Psalm gesagt: „Dennoch bleibe ich stets an dir, Gott, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ 

Und dafür haben wir Ankerpunkte des Glaubens: Ein Ankerpunkt ist das Evangelium selbst, und überhaupt auch das Lesen in der Heiligen Schrift.  Dass wir uns hineinnehmen lassen in das, was die Apostel erlebt haben: Die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Der Tod Jesu am Kreuz, der aussah, wie eine Niederlage, war in Wahrheit der Sieg über das Böse. Jesus, dem Auferstandenen ist alle Gewalt gegeben, auch über den Tod. Darum: geht hin und ruft in die Nachfolge.

Dann: Die Erinnerung an Gottes Treue im eigenen Leben jedes Einzelnen.

Er hilft, wie er geholfen. Deshalb ist das Danken so wichtig. Dass wir uns an Gottes Treue in unserem Leben erinnern.

Und schließlich, dass wir immer wieder neu die Sakramente wahrnehmen: Gottes Nähe und Hilfe soll in unserem Leben spürbar werden. Die Ewigkeit will Termine in unserer Zeit: Dazu gehört auch die Beichte. Dazu gehört die Krankensalbung. Und das ist selbstverständlich die Eucharistie: Das gewandelte Brot, der Leib Christi, der unser Leben wandelt.

 Amen 


Predigt am 32.Sonntag im Jahreskreis, den 06.11.2022

Lukas 20, 27-38; 2 Thessalonicher 2,16-3,5; 2 Makkabäer 7,1-2.7a+9-14
 

Tagesevangelium 06.11.2022

In jener Zeit

27 kamen einige von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, zu Jesus und fragten ihn: 

28 Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. 

29 Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. 

30 Da nahm sie der zweite, 31danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. 

32 Schließlich starb auch die Frau.

33 Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. 

34 Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. 

35 Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. 

36 Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. 

37 Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Ísaaks und den Gott Jakobs nennt. 

38 Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.

 

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