Predigt zu Christkönig

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von von Pfarrer Hans Janßen zu Christkönig in der Heiligen gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

wir haben heute den Christkönigssonntag. Und da stellt sich die Frage: Wie regiert denn Christus als König? Wie gibt ER uns Freiheit, zu entscheiden. Aber, wie bewahrt ER am Ende auch davor, dass das Böse siegt?

Das, was wir heute aus dem Hl. Evangelium gehört haben, darin gibt es ein einerseits und ein andrerseits: Einerseits haben wir eine  „Ja-so müsste-es-eigentlich-sein-Geschichte“ gehört. Dass Hungrige zu essen bekommen, Durstige zu trinken, Fremde aufgenommen werden, Nackte gekleidet, Kranke und Gefangene besucht werden. So sollte es doch eigentlich sein. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die sich das nicht wünschen. Und „eigentlich“ heißt hier: So sollte es doch von Gott her sein. Nach Seinem Ebenbild sind wir geschaffen: Davon ist den meisten doch zumindest eine Ahnung geblieben. Die Ahnung davon, was gut ist, und dass Barmherzigkeit zum Menschen gehört.

Aber nun kommt das andererseits: Ja, das mit den Böcken zur Rechten und zur Linken. Dass es am Ende ein Gericht gibt. Das mit den einen, die Weggehen zur ewigen Strafe und die anderen zum ewigen Leben. „Muss das denn sein?“ fragen da etliche. Geht das nicht auch ohne Gericht, ohne Strafe, ohne Trennung? So fing das Evangelium ja an:

„Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wir er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet…“

Wenn wir aber die Opfer von Unrecht und Gleichgültigkeit ernst nehmen, dann gibt das Gute nie ohne die Unterscheidung von Gut und Böse. Der barmherzige Gott ist kein gleichgültiger Gott. Und so gehört zu jeder Taufe nicht nur das Glaubensbekenntnis, es gehört dazu immer auch die ausdrückliche Absage gegen das Böse. Es gibt kein Ja ohne ein Nein. Deshalb wird bei den Taufen vor dem Glaubensbekenntnis gefragt: „Widersagt ihr dem Satan und allen Verlockungen des Bösen?“ Es gibt das Gute, aber es gibt auch die Barmherzigkeit nicht ohne Unterscheidung, nie ohne eine Absage gegen das Böse.

Und so haben wir es zu Beginn des Gottesdienstes ja auch gebetet: „Befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen, damit sie dir allein dienen…“

Das ist keine Geschmackssache, nicht beliebig. Das Böse ist nicht nur eine Tat, (ein Wort oder eine Unterlassung,) sondern das Böse, das getan oder zugelassen wird, es gewinnt immer auch Macht über Menschen.

Am Freitag sind wir erinnert worden: 75 Jahre ist es her, dass die Nürnberger Prozesse begonnen haben. Da gab es viel zu hören, von der Macht des Bösen. – Wir später geborenen tun da schon gut an der Frage: Wäre ich gerüstet gewesen gegen das Böse?

Wie regiert nun Christus als König in einer Welt, in der Menschen vor einer Wahl stehen zwischen Gut und Böse? Zunächst dadurch, dass ER gibt Zeit. Entscheidungszeit.  Gott nimmt uns Menschen ernst, ER gibt Freiheit, und ER beteiligt uns daran, das Gute zu tun. In dieser Zeit, die Er schenkt sind wir aber nicht allein.

Es geht es nicht darum, dass wir sozusagen seine Handlungsanweisungen alleine abarbeiten. Diese Vorstellung gibt es ja: Dass Menschen meinen, wir müssten nun aus eigener Kraft das Richtige tun, oder auch nur das Falsche vermeiden, ganz allein. Gerade so, als wären wir selber nun die Könige. Und wir würden dann entscheiden, was davon gilt und was davon heute so den Leuten nicht zugemutet werden könne.                  

Nein, Jesus regiert anders. ER wirkt das Gute. Aber Er beteiligt uns. Man kann das im Evangelium daran sehen, dass diejenigen, die die Barmherzigkeit geübt haben, die haben das selber gar nicht gemerkt.

 „Wann haben wir dir zu essen gegeben, dich besucht, dich aufgenommen … .“  Sie tragen das nicht vor sich her. Sie fordern das auch nicht von den anderen. Aber sie sind so eng mit der Stimme und mit der Art Jesu vertraut, dass sie es ganz selbstverständlich getan haben, dass sie es tun und dass sie es tun werden.

Warum ist diese Selbstverständlichkeit so wichtig? Weil sie so wirklich den Menschen sehen, den Bedürftigen dem sie helfen und nicht sich selbst. Und sie bilden sich darauf nichts ein, wenn sie Gutes getan haben. Und erst recht fühlen sie sich dem anderen nicht überlegen.

Solche Arten des Dienens und Helfens gibt es ja auch: Von oben herab und zur Schau vor den Menschen. Jesus aber ist ein König, der uns teilhaben lassen will an seiner  Art zu dienen. Er nimmt uns hinein in seine Sicht von uns Menschen. Deshalb gehören die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten immer zusammen.

Jesus regiert also auf der einen Seite so, dass ER uns Zeit gibt. Er gibt uns Zeit, damit wir uns Ihm öffnen, dass wir auf IHN hören, und uns wichtig wird, was Gott wichtig ist.

Und wenn dann jemand etwas zu essen, oder Unterkunft, dann geht es nicht nur um Essen und um Unterkunft: es geht um Zuwendung, die letztlich nur Gott geben kann. Wirkliche Nächstenliebe weist auf Jesus Christus. Und so beginnt unsere Zuwendung immer damit, dass wir uns immer wieder neu Christus öffnen.

Das ist der tiefste Sinn, warum wir beten, auf Gott hören, Gottesdienst feiern: Dass wir mit der Stimme, mit der Sicht, mit der Art Jesu vertraut werden. Denn wenn wir uns Christus öffnen, mit Ihm leben, IHM in unser Lebenshaus Raum geben, dann werden wir mit Ihm vertraut.

Vorhin im Antwortpsalm haben wir zu Jesus als dem guten Hirten gebetet, der uns weidet. Jesus ist eben nicht nur dazu der gute Hirte, dass er für uns sorgt (das auch!), sondern Er ist auch der gute Hirte, der uns zum Guten stärkt: Jesus will uns wachsen lassen in der Liebe. Christus will sich selber in unserem Leben entfalten. Das ist die eine Seite. Und die andere Seite ist die, dass wir davon auch weitergeben. Christus will uns auch im anderen begegnen. Ja, selbst dann, wenn ein Mensch gar nicht im Glauben steht identifiziert sich Christus mit diesem Menschen: Das habt ihr mir getan!

Was heißt das? Zunächst heißt das, dass es keinen christlichen Dienst, keine Tat christlicher Barmherzigkeit von oben herab gibt. Es ist Jesus, der König selber, dem wir im Nächsten dienen. Jeder Versuch der Selbstherrlichkeit oder der Machtausübung durch Dienen, Teilen oder durch Zuwendung sind damit in die Schranken gewiesen.

Und außerdem heißt das: Geistlich, im Glauben werden wir beschenkt und wachsen und reifen, wenn wir teilen, dienen, Fremde aufnehmen. Im Glauben werden wir reicher, wenn wir abgeben.                                      

Und das gilt dann auch in kleinen Dingen: im Alltäglichen: Der Geringste ist nicht nur der Obdachlose. Das ist auch der Kollege, der außen vor ist, vielleicht auch ungeschickt. Und der Fremde, das ist nicht nur der Flüchtling, das ist auch der einfach immer übersehen wird, den keiner beachtet.

Will sagen: Das, worum es hier geht, das sind nicht immer die ganz großen Geschichten, über die viele sprechen, das sind oft die allernächsten. Und keiner merkt, wie wichtig das war, dieses freundliche Wort, dieser eine Handgriff, dieser Gruß.

Ja, wann haben wir denn den Einsamen, den Neuen, den Zugezogenen nicht begrüßt, den Lästerern nicht widersprochen, dem Unsympathischen nicht zugehört, die eigenen Angehörigen nicht angerufen?

Nein, tatsächlich: nicht alles auf einmal. Was für jeden einzelnen für uns dran ist, das erfahren wir in der Stille vor Gott. So wird Christus unser König: Dass wir uns ihm anvertrauen, auf ihn hören und uns senden lassen. Mit Ihm auf den Weg.

Amen
 

Predigt zu Christkönig, den 22.11.2020 in Hl. Familie
Matthäus 25, 31-46; Ezechiel 34,11-12+15-17a;1 Korinther 15,20-26+28 von Pfarrer Hans Janßen

 

Tagesevangelium 22.11.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus 25, 31-46.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

32 Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. 

33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. 

34 Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! 

35 Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; 

36 ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. 

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? 

38 Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? 

39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 

40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. 

41 Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! 

42 Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;

43 ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. 

44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? 

45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

46 Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben. 

 

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