Predigt zum 7. Sonntag im Jahreskreis

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pater Benny am 7. Sonntag im Jahreskreis in St. Annen gehalten.

Liebe Kinder, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Was mutet Jesus uns im heutigen Evangelium zu! Was für eine Provokation? "Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen". Wenn mich jemand auf die rechte Wange schlägt, soll ich auch die andere hinhalten? Wenn jemand meinen Rock will, soll ich ihm auch den Mantel dazugeben?

Kein Zweifel: Das Gebot der Feindesliebe ist das schwierigste Gebot Jesu und eine jener Stellen, die am besten die christliche »Revolution« zum Ausdruck bringen.

Jesus hat nicht gelehrt, dass der Staat so funktionieren sollte. Er forderte auf, die Steuer zu zahlen. Er anerkannte die Autorität der Gesetze, die zum Schutz der Schwachen da sein sollen. Jesus hat nicht Gesetze formuliert oder Gebote erlassen, sondern er hat Ratschläge gegeben. Er bestreitet auch nicht das Recht, dass wir vor Gericht unsere Ansprüche einfordern dürfen.

Trotzdem sagen manche, das Christentum sei die Religion der Schwachen, es sei lebensfeindlich. Macht also die Lehre Jesu lebensuntüchtig? Ist sie ein so hohes Ideal, dass sie im Leben eigentlich nicht brauchbar ist?

Jesus will, dass wir besser werden. Das ist der Kern der Botschaft Jesu: Gott ist gut auch mit denen, die Böses tun. Er heißt das Böse nicht gut. Aber er sieht in dem, der Böses tut, immer noch den Menschen, dem er gut ist, den er liebt. Er lässt die Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Vielleicht sage ich jetzt: Ich bin doch ein guter Mensch. Wenn ich gefragt würde: „Wer ist dein Feind?“ würde ich wohl antworten: „Niemand.“

Wie wäre es aber, wenn wir diese Frage einmal umdrehten: „Für wen bin ich der Feind? Wer erlebt mich als feindlich gesonnen und abweisend?“ Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir, mir fallen Menschen ein, die ich ausgegrenzt haben könnte. Vielleicht jemand, der mich mit Worten beleidigt hat oder ein Mitchrist, in Gläubiger, der anders denkt als ich. Jesus sagt hierzu: Geh raus aus deiner bequemen Ecke, in der du dich eingerichtet hast! Geh hin zu den Menschen, die dir Angst machen, und zu denen, die Angst vor dir haben.

Denn auch der Feind ist eine menschliche Person, die als solche nach dem Bild Gottes geschaffen ist, auch wenn dieses Bild gegenwärtig durch ein unwürdiges Verhalten getrübt wird. Wenn wir von »Feinden« sprechen, dürfen wir nicht an irgendwelche Personen denken, die anders und fern von uns sind. Wir sprechen auch von uns selbst, die wir mit unserem Nächsten in Konflikt geraten können, bisweilen mit unseren Familienangehörigen. Wie viele Feindseligkeiten in den Familien, wie viele! Denken wir daran. Feinde sind auch jene, die schlecht über uns reden, die uns verleumden und uns Unrecht antun. Sicherlich es ist nicht leicht, das wegzustecken.

Aber wir sind dazu aufgerufen, all diesen mit dem Guten zu antworten, dem Mitmenschen, dem vermeintlichen Feind, mit Liebe zu begegnen. Nur auf diese Weise wird die Kette des Übels gebrochen.

„Liebt eure Feinde!“ Das ist „Evangelium pur“. Das kann die Welt verändern. Mahatma Gandhi, der Befreier Indiens, hat daran geglaubt, obwohl er kein Christ war. Er hat der Gewalt keine Gegengewalt entgegen gestellt. Er hat dem Rat Jesu vertraut - und hat damit Erfolg gehabt. Einer muss mit den Schritten der Versöhnung beginnen. Jesus gibt mir den Rat: Fange du damit an!

Amen
 

Predigt am 7. Sonntag im Jahreskreis, den 23. Februar 2020 in St. Annen
Matthäus - Mt 5, 38-48; Lev 19, 1-2.17-18 ; 1 Kor 3, 16-23 von Pater Benny

 

Tagesevangelium 23.02.2020

Aus dem Heiligen Evangelium nach Matthäus - Mt 5, 38-48.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

 

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