Predigt zum Weihnachtsgottesdienst

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Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pfarrer Hans Janßen zum Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember 2018 gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

immer wieder hilfreich ist es, das Tagesgebet ganz bewusst mitzubeten. Heute zum Beispiel:
„Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist Fleisch geworden, um uns mit dem Glanz deines Lichtes zu erfüllen. Gib, dass in unseren Werken widerstrahlt, was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet.“

Da werden Brücken geschlagen: Die erste Brücke ist die von Gott zu uns Menschen:
Dein ewiges Wort ist Fleisch geworden, um uns mit den Glanz des Lichtes Gottes zu erfüllen.

Und die zweite Brücke knüpft daran an: Christus ist nicht nur in Bethlehem geboren. Sein Licht soll auch in unserem Leben leuchten:
„Gib, dass in unseren Werken wiederstrahlt, was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet.“ Zuerst geht es vom Himmel auf die Erde, in die Krippe: Dein ewiges Wort ist Fleisch geworden. Und was vom Himmel auf die Erde gekommen ist, das leuchtet so sehr, dass es uns erfüllt. Wir selber sollen zur Krippe werden.

Und dann geht es umgekehrt: In unseren Werken, in unserem Tun soll widerstrahlen, was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet. Da strahlt etwas zurück, was vom Himmel in unser Leben gekommen ist.

Aber der Reihe nach: Zu Weihnachten feiern wir ja, dass der unfassbar große und ewige Gott sich fassbar, sich berührbar macht.

Gott ist nicht nur überall, sondern ER ist deshalb eben auch immer wieder ganz konkret an einem Ort, zu einer bestimmten Zeit. In Bethlehem geboren. Das ist ein bestimmter, kleiner Ort, zu einer bestimmten Zeit. Aber nun ist das lange her. Und Bethlehem steht bis heute – oder auch heute wieder – im Schatten der großen Stadt Jerusalem. Die große – überwiegend israelische Stadt Jerusalem und die kleine, palästinensische Stadt Bethlehem.

Und doch sendet Gott Boten, auch auf die Felder zu den Hirten. Und doch sendet Gott auch heute, auch zu uns, und lässt sich finden, wendet sich dem Einzelnen zu. So, wie der unfassbare Gott sich in der Krippe erreichbar macht, so will ER jedem Einzelnen begegnen. Vor Gott ist keiner nur Masse, sondern vor Gott ist jeder einzelne eine beachtete, gesehene und von Gott gefragte Person. Gott hört zu, wenn wir beten. Gott sieht zu, wie wir leben.

Vor ein paar Tagen meldete die Tageschau, dass zum Jahreswechsel etwa 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Eine unfassbare Zahl. Das sind rund 83 Millionen Menschen mehr als noch im Jahr zuvor. Also ungefähr so viele mehr,
wie Deutschland Einwohner hat. Wer kann sich das vorstellen? Wie ist das überhaupt mit diesen Zahlenangaben?

So und so viele Tote bei diesem Anschlag oder bei jener Katastrophe.
Ganz merkwürdig, wenn es dann irgendwann einmal heißt, dass „nur“ fünf oder „nur“ 10 gestorben sind. - Ja, aber wenn der eine ein Angehöriger ist? Der eigene Vater? Das eigene Kind?

Nein, Gott ist in Jesus Christus nicht nur in die Welt gekommen, ER ist auch nicht einfach nur in der Vergangenheit irgendwann und irgendwo Mensch geworden, sondern Gott ist immer konkret, und ER ist immer persönlich. Jeder Mensch ist nicht nur irgendein Geschöpf, sondern jeder Mensch ist das Gott eigene Geschöpf. Gott will Dein Gott sein. ER ist als Mensch geboren, um Licht in unser Leben, das jedes Einzelnen zu bringen. Denn dieses Kind, das uns geboren ist, das hat Macht, jedem Menschen Zukunft zu geben. Jedem einzelnen Menschen.

Und das wiederum sagt etwas darüber aus, wie wir die Zukunft sehen. Der Glanz des Lichtes Gottes ist der Glanz der Ewigkeit. Wir kennen das aus der Schöpfungs-geschichte: Das Licht ist noch vor der Sonne geschaffen. Licht ist in der Bibel immer mehr als Physik. „Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht,“ singen wir manchmal: Und dann weiter: „Mond und Sonne braucht sie nicht, Jesus Christus ist ihr Licht.“ heißt es dann weiter.

Zurück zum Tagesgebet: „Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist Fleisch geworden,
um uns mit dem Glanz deines Lichtes zu erfüllen.“ Das ist das Ziel der Geburt Jesu:
Das Christkind will uns mit dem Glanz seines Lichtes erfüllen. Aber was soll das heißen? Gott ist auf Begegnung, auf Gemeinschaft aus. Deshalb gehört zu Weih-nachten in jede Kirche eine Krippe. Hier ist Bethlehem. Hier ist Gottes ewiges Wort Fleisch geworden, hier ist Gott auf die Erde gekommen. Deshalb gehört in jedes Wohnzimmer eine Krippe: Hier will Gottes ewiges Wort ins Fleisch, in unser Leben kommen. Und so, wie viele ein Kreuz an einer kleinen Kette am Hals tragen, so müssten wir eigentlich eine auch Krippe tragen. Hier ist Bethlehem, wo Gottes ewiges Wort ins Fleisch kommt.

Aber wie geschieht das? Wie das Wort ins Fleisch kommt, das können wir von den Hirten lernen, die sich auf den Weg machen und das Kind anbeten, hören und bezeugen. Das war der erste christliche Gottesdienst. Licht kommt in unser Leben durch eine Christusbegegnung, die wir suchen, und in der Gott sich finden lässt. Wir stellen unser Leben in Sein Licht.

Praktisch heißt das: Wir kommen mit dem zu Jesus, was in unserem Leben dunkel ist. Ja, das kann auch eigene Schuld sein, die wir bei Jesus ablegen. Und eigene Schuld wird immer dabei sein. Aber nicht nur! Zu diesen dunklen Stellen gehören auch Verluste und Verletzungen. Dazu gehören Lebenswege und Lebensbrüche, die ein Mensch mit sich trägt. Und das Licht, das Jesus in die Welt gebracht hat, ist das Licht der Versöhnung und der Heilung.

Ja, es stimmt: Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber die eigene und die fremde Schuld, das Erlittene und die Umwege des Lebens, das versäumte und das Verpasste,
das alles hat im Licht Jesu nun kein Recht und keinen Anspruch mehr auf dein Leben. - Ja, noch nicht einmal der Tod hat noch einen Anspruch auf unser Leben. Denn das heißt doch: Uns ist ein Kind geboren: Zukunft – Leben.

Und nun lässt uns dieses Kind an seiner Zukunft teilhaben. „… dein ewiges Wort ist Fleisch geworden, um uns mit dem Glanz deines Lichtes zu erfüllen.“ Gott lässt uns teilhaben an seiner Zukunft. Er will unser Leben mit seinem Licht erfüllen. Und dann geht es weiter:

„Gib, dass in unseren Werken widerstrahlt, was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet.“

Und jetzt, aber wirklich erst jetzt gilt: „… dass in unseren Herzen“ widerstrahlen kann,
was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet.“

Es gibt einen weit verbreiteten Irrtum. Und der geht davon aus, dass wir durch unser Tun, durch unser Handeln zu Gott kommen. Das ist falsch.

Im Gegenteil: Wir stehen in Gefahr, durch nur gutes Handeln – ohne das Licht Christi – selbstgerecht und eingebildet zu werden.

Davon haben wir in der zweiten Lesung gehört: Unser Retter erschienen, der uns „nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht haben, sondern nach seinem Erbarmen – durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung im Heiligen Geist.“ gerettet hat.

Ja, wir handeln als Christen anders, als wir es sonst getan hätten. Aber wir tun das nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Begegnung und Gemeinschaft mit Christus heraus.

„Die Hirten kehrten zurück“ hieß es am Ende des Evangeliums. Wir lassen uns senden als solche, die im Licht Christi Zukunft haben und die wir auch für andere Hoffnung haben und auch Zukunft glauben. Das ist die Wurzel aller Nächstenliebe: Nicht der sichere Nutzen ist die Wurzel aller Nächstenliebe.

Effizienz ist keine Kategorie der Liebe. Manche Hilfe erreicht ihr Ziel nicht. Das weiß jeder, der es wirklich tut. Sondern die Wurzel und das Herzstück aller Nächstenliebe ist eben dies: „… dass in unseren Werken widerstrahlt, was durch den Glauben in unseren Herzen leuchtet.“

Dieses Licht in der Krippe suchen und finden wir – dort, in Christus.

Amen
 

Predigt zum Weihnachtsgottesdienst am 25.12.2018 in der Kirche Hl. Familie, Jesaja 62, 11 – 12; Titus 3, 4 – 7; Lukas 2, 15 - 20 von Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 25.12.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas - Lk 2, 15-20.

Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

 

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