Predigt vom Patronatsfest

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde in der Vorabendmesse zum Patronatsfest der Hl. Katharina von Siena gehalten.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

in den Lesungen und im Evangelium für den vor uns liegenden Sonntag geht es um die Wirksamkeit des Glaubens in unserem Leben und in der Welt. Das ist ja genau die Frage, die viele von uns bewegt: Wie wirksam, wie lebensprägend ist unser Glaube?


Und wenn nun in diesem Jahr der Gedenktag unserer Pfarreipatronin, der Hl. Katharina von Siena auf einen Sonntag fällt, (und deshalb eigentlich ganz entfallen müsste) können und wollen wir sie dennoch befragen, wie das denn aussehen kann, dass der Glaube wirksam, ja, besser gesagt: dass Christus in unserem Leben  und  in der Kirche wirksam ist.


Und genau darauf antwortet sie, die fleißig war in der Nächstenliebe und in der Tat, die sich Pestkranken zugewandt hat, die Todeskandidaten bis zur letzten Sekunde begleitet hat, kurz gesagt: die in einer Weise Nächstenliebe geübt hat, die beeindruckt. Und sie hat politisch gewirkt.

Wir sind am Donnerstag von einer Pfarreireise aus Siena zurückgekehrt,von wo die Hl. Katharina den Papst bewegt hat, wieder nach Rom zurück zu kehren.Gerade sie sagt nun: Das alles kommt nicht aus mir. Die Kraft der Nächstenliebe kommt nicht von uns selbst, sondern  diese Energie ist die Energie des Heiligen Geistes, der erbeten sein will und  geschenkt werden muss.


Das zu verstehen, dazu hilft uns das Bildwort, das wir heute als Evangelium gehört haben: Jesus, der Weinstock,  wir die Reben.


In der Hauptschrift der Hl. Katharina, dem so genannten Dialog, einem Gespräch mit Gott über die Vorsehung, sagt Gott zu unserem heutigen Evangelium und dem Wort Jesu:„Ich bin der wahre Weinstock und ihr seid die Reben, und mein Vater ist der Winzer“: Da sagt Gott:„Ich bin tatsächlich der Winzer; Denn alles, was Sein hat kommt aus mir. … Kein Ding kann ohne mich gemacht, nichts ohne mich beherrscht werden.“ 


Von Ihm geht alle Kraft des Glaubens aus. IHM sollen wir ähnlich werden. ER nimmt uns in seine Gemeinschaft mit dem Vater. Gott, Vater ist der Weingärtner, der Winzer. Und wir, die Christen, sind die Reben, die Frucht tragen sollen.


Aber was heißt das? Allein schon in dem Wort „sollen“ lauert ein Missverständnis. Das klingt dann doch wieder so machbar. Früchte sind aber nicht machbar, sondern Früchte müssen wachsen, sie brauchen Zeit. Für das Wachstum der Früchte allerdings, da gibt es Bedingungen, die man beachten sollte, wenn etwas wachsen soll.


Also, wie gibt es Veränderung, Wachstum, ja überhaupt Leben im Glauben?

Noch vor allem Tun  steht die Begegnung und die Beziehung zu Christus.


Und das beides geschieht in Gebet, in einer lebendigen Christus-Beziehung. Sehen wir noch einmal auf die Hl. Katharina: Sie hat aus und mit dem Gebet gelebt. Immer wieder ist ihr Christus erschienen. Ihr Weg korrigiert genau das, was manche so meinen, wenn sie das Gebet nur als so eine Art Zusatz, vielleicht als Rückenwind,nicht aber als Motor verstehen.


Das wird ja immer mal wieder so gesagt, dass „Beten allein doch nicht“ reiche. Man müsse doch auch etwas tun.Da kann man nur antworten: Mancher würde sich wundern, was er alles tun würde,würde er wirklich Gott Zeit im Gebet geben würde.


Denn genau dies, dass alles gute Tun aus der Christus – Begegnung kommt,genau das ist gemeint, wenn Jesus hier vom „Bleiben in Ihm“ spricht und sagt: „…getrennt von mit könnt ihr nichts vollbringen.“


Aber der Reihe nach. Die erste Frage ist die, was wir Jesus wirklich zutrauen. Was trauen wir IHM praktisch zu? Da geht es uns gar nicht so anders, als den Leuten damals, als Jesus als Mensch auf dieser Erde war. „Wer bist du?“ haben sie immer wieder gefragt. „Wer ist dieser Jesus?“


Da mögen wir schnell Katechismus - gemäß  und auch richtig antworten: „Ja, Jesus, das ist Gottes Sohn.“ Praktisch heißt das aber auch: Von IHM von Jesus erwarte ich alles Leben. Von Ihm erwarte ich auch alle Veränderung zum Guten. Und so ist es kein Zufall, dass wir dieses Evangelium in der Osterzeit hören. Wir glauben an einen HERRN, der den Tod besiegt hat. Und wir haben einen Heiland, der uns mit Gott versöhnt. Aber wenn das mehr sein soll, als eine Katechismuswahrheit, dann stellt sich ja die Frage, wie  bleiben wir mit Ihm auf dem Weg  und  wie bleibt Er mit uns auf dem Weg?

Anders gesagt: Wie entfaltet sich Christus in unserem Leben? Und da gebraucht Jesus eben das Bild vom Weinstock und den Reben. Es hat einen Anfang gegeben: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.“ Das ist in unserer Taufe geschehen. Wir gehören zu Christus. Wir sind mit Namen gerufen und wir tragen seinen Namen. Aber nun soll sich Christus in unserem Leben auch entfalten.

Und dazu werden nun zwei Schritte genannt: Der erste Schritt ist der, dass die Rebe gereinigt wird. Bevor wir in die Messe gehen  und wenn wir die Messe beginnen, dann besinnen wir uns und bitten Gott um sein Erbarmen, damit wir  die heiligen Geheimnisse in rechter Weise feiern können.  Und zumindest in den besonderen Fastenzeiten des Advents und in der vorösterlichen Fastenzeit sind wir besonders gerufen, uns zu prüfen und in der Beichte abzulegen,was uns am Hören hindert, was unversöhnt und unvergeben in unserem Leben ist.

Denn Sünde macht unfrei. Oder, um im Bild zu bleiben: Sünde bringt faule Früchte hervor. Solange ein Mensch im Unfrieden lebt, solange es etwas vor Gott zu verbergen gibt, solange ein Mensch Feindschaften pflegt, kann er keine gute Frucht bringen. Jesus sagt an anderer Stelle: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“

In gelebter Sünde gibt es vielleicht Aktivitäten, Betriebsamkeit, ja, sogar Fleiß, aber es gibt kaum Früchte des Geistes. Der Apostel Paulus nennt im Brief an die Galater die Früchte des Geistes: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung …“ Und dagegen eben auch die so genannten Werke des Fleisches, also die faulen Früchte: „Unzucht, Götzendienst, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst …“ 

Das alles kann wuchern und unfrei machen, wenn wir uns aus der Nähe Christi entfernen. Das soll abgelegt, bildlich gesprochen: herausgeschnitten werden.

Also, wenn jemand merkt, dass er immer wieder schlecht über andere redet. Oder,wenn jemand merkt, dass immer wieder nur so halb die Wahrheit sagt. Wenn jemand spaltet und Cliquenwirtschaft treibt, dann wir da etwas zu bereinigen sein. Das ist der erste Schritt. Das Gewissen zu schulen und unter der Vergebung neu anfangen.

Und alles, was wir dann weiter tun sollen, ist das Bleiben in Christus. Praktisch gesprochen: Wie viel Zeit nehmen wir uns dafür, Jesus guten Morgen und gute Nacht zu sagen? Auf Ihn zu hören? – Wann und wodurch kommt ER zu Wort? Wie viel Zeit verbringen wir mit Christus? Wenn wir wirklich nach seinem Willen leben wollen, dann sollten wir auch hinhören, was sein Wille ist. Denn wenn wir die Verbindung zu IHM verlieren, dann versuchen wir aus unserer eigenen Kraft  und mit unseren nur eigenen Möglichkeiten und Vorstellungen zu machen, was ER wachsen lassen will.


Also wird uns nicht mehr, aber auch nicht weniger gesagt, dass wir so, wie mit einem guten Freund mit Christus viel Zeit verbringen. Und wenn wir hier hören:„… der bleibt in mir und ich in IHM“, dann leben wir das besonders in der Feier der Eucharistie und in der Anbetung.

Wenn wir also im Glauben vorankommen wollen,ist der erste Schritt der, dass wir unser Leben in das Licht Christi stellen. Es muss in unserem Lebensstil nicht alles so bleiben, wie es ist. Aber wir sollen in Christus bleiben. Und dann geschieht es schließlich, dass auch unserer Gebete in Gottes gutes Wollen einstimmen. Denn, so heißt es da dann schließlich:
„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles,was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt…“


Und das heißt, dass wir zu einem Hinweis werden für andere, die nun auch zu Christus gehören wollen. Die Frucht, das sind Menschen, die zu Christus finden. Dafür hat die Hl. Katharina gelebt. Und dieses Ziel zu haben, dabei will sie für uns eintreten.

Amen
 

Johannes 15, 1–8, Fünfter Sonntag der Osterzeit, 28.04.2018, Patronatsfest Hl. Katharina von Siena, Vorabendmesse der Pfarrei in St. Annen, Pfarrer Hans Janßen
 

Tagesevangelium 29.04.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes - Joh 15, 1–8.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

 

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