Abenteuerreise ins Emsland

  • geschrieben von  Website Team

Wie es dazu kam, dass zwei Katholiken und 13 junge Afghanen zusammen in die Ferne fuhren. Ursprünglich sollte es eine ganz normale Ferienfreizeit für Kinder der Pfarrei St. Katharina von Siena werden. Doch es kam ganz anders als gedacht – und wurde eine Erlebnisreise für 13 unbegleitete afghanische Jugendliche.

In ein kirchliches Jugendhaus bei Meppen sollte es gehen, im goldenen Oktober. Doch so recht wollte niemand mit. Das Haus war aber nun schon gebucht. Sollte man das einfach sausen lassen? Manfred Pleus, Gemeindereferent der Pfarrei Katharina von Siena, der vor einiger Zeit die Vormundschaft für vier unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan übernommen hat, kam da eine Idee: Warum nicht in der Unterkunft in Norderstedt nachfragen, wo seine Schützlinge gemeinsam mit weiteren neun Jugendlichen aus Afghanistan untergebracht sind? Gesagt getan. Nach einigem Hin und Her wollten alle mit. Auch Jonas Büch aus der Gemeinde sagte zu, die Reisegruppe zu begleiten. Zwei Katholiken und 13 Afghanen (von denen einige nur etwas Englisch können), unterwegs im schönen Emsland.

Mit Kindern aus der Gemeinde zu reisen ist das eine, mit Flüchtlingen unterwegs zu sein, die alle nach eigener Aussage jünger als 18 sind und keine gültigen Papiere haben, noch einmal etwas anderes. „Es musste eine Genehmigung beim Ausländeramt beantragt werden, damit diese Jugendlichen überhaupt den Kreis Segeberg verlassen durften“, berichtet Gemeindereferent Pleus. Auch die Finanzierung war nicht leicht zu organisieren. Doch schließlich sprangen das SOS-Kinderdorf ein, das auch Träger der Unterkunft in Norderstedt ist, das Bonifatiuswerk und ein privater Spender.

Die Unterkunft war Ausgangspunkt für viele Ausfl üge: zum Freizeitpark, zur Eissporthalle, zur Gokart-Bahn und auch zu einer Fabrikbesichtigung. Doch da das Feriendomizil ansonsten in einer Gegend liegt, wo sich Fuchs und Igel gute Nacht sagen, blieb auch noch genug Zeit für viele Gespräche über Religion. Sogar einen katholischer Gottesdienst besuchten die jungen Muslime. Fragen noch und nöcher tauchten auf und zwar auf beiden Seiten: Wie ist das mit der Zeitrechnung bei den Muslimen und bei den Christen? Wie oft wird gebetet? Kennen Muslime wirklich alle Suren auswendig und wie steht es eigentlich um ihre Reinigungszeremonien vor dem Gebet?

Afghanistan

Bild: Dreizehn Afghanen fuhren mit Manfred Pleus und Jonas Büch (hintere Reihe, Dritter und Zweiter von rechts) ins Emsland.
Foto: Pleus

Einige der Afghanen waren strenggläubig, andere nahmen alles etwas lockerer: „Manchmal hatte ich auch das Gefühl, das sind die gleichen Jugendlichen wie bei den Christen. Einige kennen sich sehr gut aus, andere weisen dann doch einige Wissenslücken auf“, schildert Pleus seine Eindrücke. Doch auch andere Themen wurden angesprochen. Etwa die Hintergründe der Flucht, die persönlichen Schicksale und die Motive, sein Glück fernab der Heimat zu suchen. „Dabei ging es selten um Geld, das man hier in Deutschland eventuell verdienen kann“, so Pleus. Vielmehr hätten Fragen der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der Familie im Vordergrund gestanden.

Die Reise ins Emsland, für die afghanischen Jugendlichen bedeutete das nicht nur einen Ausfl ug in unbekannte Gefi lde, sondern auch eine Einübung in ungewohnte Lebenssituationen. Gruppenerfahrung, gemeinsame Touren, so etwas kannten die jungen Leute bis dato nicht. Und wem kann man eigentlich vertrauen? Darf man hier alles erzählen? „Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass da große Ängste sind. Aber das liegt wohl auch daran, dass wir kaum nachvollziehen können, wie vorsichtig man in so einem Land wie Afghanistan leben muss. Wo es gar das Leben kosten kann, wenn man an der falschen Stelle zu viel erzählt“, so Pleus. Für ihn steht fest: Die Reise hat sich gelohnt und beide Seiten haben voneinander gelernt. Pleus: „Noch besser wäre es aber gewesen, wenn ebenso viele deutsche Jugendliche daran teilgenommen hätten.“

Mit freundlicher Genehmigung der Neuen KirchenZeitung des Erzbistums Hamburg
Webseite Neue KirchenZeitung Hamburg

 

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