Predigt vom 25. Sonntag im Jahreskreis

  • geschrieben von  Website Team

Von Zeit zu Zeit wird hier in dieser neuen Kategorie eine Sonntagspredigt für Sie erscheinen. Das ist ein ganz besonderer Service für diejenigen, welche nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten und für alle anderen, um die Predigt in Ruhe noch einmal zu Hause nachzulesen. Die heute veröffentlichten Predigt wurde von Pater Benny am 25. Sonntag im Jahreskreis gehalten.

Liebe Kinder liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im heutigen Evangelium stellt Jesus seinen Jüngern eine scheinbar indiskrete Frage: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen«? Eine Frage, die er auch uns heute stellen kann. Worüber sprecht ihr täglich? Was sind eure Bestrebungen? »Die Jünger schwiegen«, sagt das Evangelium, »denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei«. Sie schämten sich, Jesus zu sagen, worüber sie gesprochen hatten. Wie die Jünger von damals, so kann heute auch uns dieselbe Diskussion begleiten: Wer ist der Größte?
Jesus zwingt die Jünger nicht, ihm zu antworten, worüber sie unterwegs gesprochen haben, doch seine Frage bleibt nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Herzen der Jünger bestehen.

Wer ist der Größte? – Eine Frage, die uns das ganze Leben hindurch begleitet. In verschiedenen Lebensphasen werden wir herausgefordert, sie zu beantworten. Wir können dieser Frage nicht ausweichen; sie ist ins Herz eingraviert. Denken wir daran, wie oft Kinder gefragt werden: Wen hast du mehr lieb, Papa oder Mamma? Das ist, als fragte man sie: Wer ist wichtiger für euch? Die Geschichte der Menschheit ist durch die Art und Weise, auf diese Frage zu antworten, geprägt worden.

Wer ist der Größte? Jesus ist in seiner Antwort ganz einfach: »Wer der Erste, das heißt der Größte, der Bedeutendste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein«. Wer groß sein will, soll den anderen dienen und nicht sich der anderen bedienen. Das ist die große Paradoxie Jesu.

Die Jünger diskutierten darüber, wer den wichtigsten Platz einnehmen werde, wer als Privilegierter auserwählt und wer schneller aufsteigen werde, um die Ämter zu besetzen, die gewisse Vorteile mit sich bringen. Jesus bringt diese Logik der Jünger durcheinander, indem er ihnen einfach sag: „Dass glaubwürdige Leben wird im konkreten Engagement für den Nächsten gelebt, das heißt, man dient dem Nächsten“

Dienen bedeutet zum großen Teil, Schwäche und Gebrechlichkeit zu beschützen. Dienen bedeutet, für die Schwachen in unseren Familien, in unserer Gesellschaft zu sorgen. Dienen bedeutet, auf die leidenden, schutzlosen, verängstigten Gesichter zu schauen. Denn zu dieser konkreten Liebe lädt uns Jesus ein. Eine Liebe, die in unseren Taten und Entscheidungen Form annimmt. Eine Liebe, die sich in den verschiedenen Aufgaben zeigt, die wir als Bürger entfalten sollen. Denn Christ zu sein schließt ein, der Würde der Mitmenschen zu dienen, für die Würde der Mitmenschen zu kämpfen und für die Würde der Mitmenschen zu leben.

Alle sind wir von Jesus eingeladen und angeregt, uns aus Liebe wechselseitig umeinander zu kümmern. Und das, ohne zur Seite zu blicken, um zu sehen, was der Nachbar tut oder zu tun unterlassen hat. Jesus sagt: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein«. Diese Haltung, uns aus Liebe umeinander zu kümmern, läuft nicht auf Unterwürfigkeit hinaus, sondern stellt im Gegenteil das Problem des Bruders oder der Schwester in den Mittelpunkt: Der Dienst schaut immer auf das Gesicht des Mitmenschen, spürt seine Nähe und in manchen Fällen sogar das „Kranke“ und sucht, ihn zu fördern. Man dient keiner Idee, keiner Ideologie, sondern man dient dem Menschen.

Vergessen wir nicht die Frohe Botschaft für heute: Die Größe und Bedeutung eines Volkes, einer Nation, die Größe einer Person beruht immer auf der Art, wie man der Schwäche und Gebrechlichkeit der Mitmenschen dient. Und darin begegnen wir und sehen wir die Früchte wahrer Menschlichkeit. Denn, liebe Brüder und Schwestern, „wer nicht lebt, um zu dienen, versteht nicht zu leben.“

Amen
 

25. Sonntag im Jahreskreis, 23.09.2018 von Pater Benny
 

Tagesevangelium 23.09.2018

Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus - Mk 9,30-37.

In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

 

Artikel bewerten
(8 Stimmen)
Durchblättern der Artikel (vor/zurück): « Besuch von Bischof Athihalam aus Indien Time to Say Goodbye »
Nach oben