Zehn: Kranke pflegen

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Ich pflegte meine Mutter viele Jahre, bis zu ihrem Tode. Vor mehr als 10 Jahren bereits zeichnete sich ab, dass sie aufgrund ihrer fortschreitenden Erkrankungen Parkinson und Demenz mehr und mehr Hilfe benötigen würde. Schließlich entschlossen wir uns, sie in ihrem Bett zu belassen - dadurch war alles viel sicherer und stressärmer für sie und uns. Das Wichtigste : sie sollte immer in ihrer gewohnten Umgebung bei uns bleiben ! - Nachmittags setzten wir sie aus dem Pflegebett in ihren Rollstuhl und verbrachten mit ihr zwei schöne Kaffeestunden. Sie freute sich stets sehr darauf - man kann sich vorstellen, wie angenehm eine Veränderung der Lage bei Bettlägerigkeit ist. In den gesamten 10 Jahren hatte sie nie Druckstellen oder offene Wunden - ihre Haut wurde sogar immer bewundert. Später verlor sie leider fast komplett die Fähigkeit, sich zu bewegen, später auch zu sprechen.

Und dennoch war es nie ein Problem für uns: sie sprach mit ihren Augen. Ihre Mimik drückte alles aus. - Sie war ein fröhlicher, wunderbarer und so liebenswerter Mensch, den man sofort in sein Herz schließen musste. Daher war sie beim Team unseres mobilen Pflegedienstes, Physiotherapeuten, und vielen anderen sehr beliebt. Wir können den SDL (Diakonie) am Timmweg, von dem wir dreimal täglich unterstützt wurden, nur jedem empfehlen. - Der schönste Dank für alles, was ich für sie tat, war immer ihr liebes Lächeln - es fehlt meinem Vater und mir jetzt sehr. Zweimal wöchentlich kam zu ihrer großen Freude ihre Tochter zu Besuch, gelegentlich kam auch ihre Enkelin mit. Drei Urenkel hat sie sogar noch miterlebt!

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Für mich, Ihrem 57-jährigem Sohn, war es nie eine Frage, die Pflege zu übernehmen, da ich keine eigene Familie habe, dort wohne und somit auf Zuruf präsent war, wenn nötig. Ernährung bereiten, Medikamente reichen, Wäsche erledigen - es gab viel zu tun. Zudem ist auch mein Vater Pflegefall. Ich selbst konnte all' die Jahre keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen, habe es aber nie bereut, so entschieden zu haben. - Meine Mutter starb Ende Mai 2017 - friedlich, leise, ohne jegliche Schmerzen. Ich bin stolz darauf, dass ich ihr diese Zeit schenken konnte. Das Leben eines "pflegenden Angehörigen" ist gewiss fordernd, verantwortungsvoll und entbehrungsreich (die eigene Rente wird nicht so üppig ausfallen) - aber ich würde es wieder so machen! Andreas Brunow

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